Der zweite Tod
ausführlich um John Osborne gekümmert. Sein Vermögen liegt bei schätzungsweise zwanzig Millionen Dollar. Er ist jetzt seit zehn Jahren berühmt, sein letztes Bild hat ihm 600000 Dollar eingebracht.«
»Puh«, stöhnte Kjell. Er ärgerte sich, dass er sich nicht mehr ins Atelier getraut hatte. »Haben wir DNA oder Fingerabdrücke?« Er sah hastig zu Barbro, die unter normalen Umständen jetzt vorgeschlagen hätte, ob es nicht an Linda noch irgendwo Fingerabdrücke von ihm geben könnte. Ihre Augen funkelten wissend. Aber sie schwieg.
»Nein«, sagte Sofi. »Ich rufe Viktoria an, dass sie ins Atelier fährt.«
Kjell sah auf seine Notizen. »Kajsa Björklund.«
Keiner nahm das Stichwort auf, alle schwiegen betreten.
Ausgerechnet Sofi ergriff als Erste das Wort. »Sie ist der Beweis, dass Mari nicht in die Sache verwickelt ist.« Sofi bemerkte die fragenden Gesichter der anderen. »Kajsas Tod passt hervorragend zu dem von Petersson.« Sie sprach ganz sachlich und in ihren Gefühlen unbeteiligt. »Petersson blieb so in der Wohnung zurück, wie Mari es geschildert hat, die Klinge halb im Rücken. Er war nicht tot. Die Diskrepanz zu seinem späteren Zustand erklärt sich damit. Kajsa starb, weil sie etwas wusste oder etwas getan hatte. Auf jeden Fall nahm das ihr Mörder an. Und so könnte es auch bei Petersson gewesen sein. Jemand kommt in die Wohnung und versucht, in Peterssons letzten Minuten eine Information aus ihm herauszuholen. Und die hat er nicht bekommen. Um aber genau in diesem Moment dort zu sein, musste er die Sache verfolgt haben. Und jetzt kommt die Wohnung gegenüber ins Spiel. Von dort sah er übrigens auch, dass Sahlins Wohnung leer war. Wahrscheinlich wusste man das sogar schon länger.«
Kjell dachte einige Sekunden schweigend nach, entdeckte aber keinen Makel an Sofis Szenario. »Und das Geld passt auch hinein. Es ist der Grund. Nur Petersson wusste, wo es sich befindet.«
»Ich glaube schon seit langem«, fuhr Sofi fort, »dass wir das alles für jemand anders herausgefunden haben. Seit wir das Passwort entziffert haben, glaube ich das.«
»Die Wohnung war uns doch von Anfang an nicht geheuer«, schnaubte Kjell.
»Mal eine Frage«, sagte Henning. »Ich frage mich, wie diese Hintermänner in all die Wohnungen hineingekommen sind. Einen Generalschlüssel gibt es nicht. Peterssons Wohnung hat ein spezielles Schloss, das man nicht aus der Tür ausbauen kann. Nach Maris Auskunft gab es zwei Schlüssel, die sie beide mitgenommen und weggeworfen hat. Die Putzfrau hatte keinen Schlüssel. Dieses Schloss wird jedoch mit drei Schlüsseln ausgeliefert.« Er sah zu Per, der immer noch neben dem Tisch stand, weil kein Stuhl mehr frei war.
»Kajsas Schlüsselbund haben wir ja«, antwortete Per. »Aber die Schlüssel daran kann ich alle zuweisen. Ihr Haus, ein Garagenschlüssel, ein Autoschlüssel und ein Schlüssel für ein Fahrradschloss. Allerdings kein Schlüssel für das Sommerhaus.«
»Eben!«, fand Henning. »Der fehlt ja auch. Wenn Petersson jemandem den dritten Schlüssel gegeben hat, dann doch wohl ihr. Wo war Kajsa in der Mordnacht?«
»Ich habe sie damals nicht gefragt«, sagte Sofi.
Kjell sah ihr an, wie sehr sie sich darüber ärgerte. Er freute sich, dass Sofi sich wieder ärgern konnte.
»Das macht nichts«, fand Henning. »Montags und dienstags ist sie doch immer in Uppsala gewesen. Lasse sagt, dass das immer so ist.«
Sofi nickte. »laja, sie hat an diesen beiden Tagen regulär gearbeitet.«
»Dann war sie in der Mordnacht vielleicht hier in Stockholm.« Kjell fuhr sich über die Stirn.
»Aber mit der Wohnung gegenüber hat sie wohl nichts zu tun«, wandte Barbro ein. »Annie hat dort Männer gesehen. Und Viktorias Leute haben die Nachbarn direkt auf diese Männer angesprochen. Es gibt sie, auch wenn ihnen niemand Beachtung geschenkt hat.«
Kjell blickte in die Runde. »Auf welcher Seite stand Kajsa nun?«
57
Um halb neun fuhr Barbro in die Västmannagatan und zeigte Annie von Krusenstjerna die Aufnahme vom Parkplatz vor dem SHF-Bürohaus. Die Details auf dem Bild waren genauso vage, wie Annies Ja entschieden war. Barbro beschrieb Fohlin aus dem Gedächtnis. Auch den kannte Annie. Sie beschrieb Annie noch Tom Cruise und François Mitterrand. Die waren leider auch da gewesen. Resigniert aß Barbro ein Stück Butterkuchen und brach dann wieder auf.
Sie wollte eine halbe Stunde abzweigen, um Emelie zu sehen, obwohl es nicht gut für sie war, wenn sie kam und gleich wieder
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