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Der zweite Tod

Der zweite Tod

Titel: Der zweite Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Scholten
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sechzigtausend Euro«, begann er die zweite Runde. »Ist das Peterssons Geld?«
    »Ich weiß nicht, wem es gehört. Aber nicht Carl.«
    »Hast du es aus seiner Wohnung mitgenommen?«
    »Carl wollte nicht mit mir reden. An dem Tag wartete er auf eine Sendung, aber die kam nicht. Das Wetter war so schlecht.«
    »Was für eine Sendung war das?«
    »Sie kam Minuten, bevor es passiert ist. Die Sendungen kommen immer mit einem Kurier.«
    »So etwas wie FedEx?«
    Sie nickte. »Aber die waren es nicht. Der Mann trug auch keine Uniform. Ich habe die Tasche entgegengenommen.«
    »Eine Tasche?«
    »Ein Kuvert. Wenn man eine Sendung aufgibt, stecken sie es immer in solche Kuverts aus Folienpapier. Ich habe es Carl dann in sein Zimmer gebracht und für ihn mit dem Brieföffner aufgerissen. Man kann die Folie nicht mit den Händen zerreißen, damit dehnt man sie nur. Carl hat die Papiere nur überflogen. Er war ganz aufgeregt deswegen. Und ich weiß gar nicht, wie es passiert ist, auf einmal habe ich ihm den Öffner in den Rücken gestoßen. Das war gar nicht tief, aber er war irgendwie gelähmt oder hatte innere Blutungen. Ich habe dann die Schuldscheine aus dem Aktenschrank geholt und dabei das Geld entdeckt und auch mitgenommen. Dann bin ich abgehauen.«
    »Hat er noch gelebt, als du gegangen bist?«, unterbrach Barbro. »Oder war er gleich tot?«
    Sie schluckte vernehmlich. »Er hat mir zugesehen, aber gesagt hat er nichts mehr.«
    Barbro hatte den Tatort- und Obduktionsbericht vor sich liegen und sah in die Akte. Sie fragte Mari nach den Dokumenten, und Mari gab an, dass es sich dabei um etwa zehn Seiten eines gelblichweißen Papiers gehandelt habe, die oben zusammengeleimt gewesen waren, eine Art Durchschlagpapier. Der Inhalt war Mari unbekannt, aber sie hielt es für Lieferpapiere. Noch während sie sprach, erinnerte sich Kjell daran, dass die Säpo hinter den Kontaktadressen ein illegales Letter-of-Credit-System vermutete. Die Frachtpapiere passten da hervorragend hinein. Es gab nur einen Haken: Die Spurensicherung hatte solche Dokumente nicht in der Wohnung entdeckt.
    »Hast du die Papiere mitgenommen?«, wollte Kjell wissen.
    »Ich hatte viel zu viel Angst, Carl zu nahe zu kommen. Ich wusste die ganze Zeit nicht, ob er aufstehen und auf mich losgehen würde.«
    »Die Papiere lagen also vor ihm auf der Tischplatte bei den ganzen anderen Unterlagen?«
    »Unterlagen?«
    »Ja, seinen wissenschaftlichen Notizen. Über den Diskos von Phaistos.«
    Mari sah ihn misstrauisch an.
    »Du kennst den Diskos von Phaistos nicht?«
    »Ich bin mir nicht sicher.«
    »Kennst du die beiden Plakate an der Wand vor seinem Schreibtisch?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Da hingen dauernd andere Plakate, ich wusste nie, was sie darstellten.«
    »Zwei Spiralen waren darauf.«
    »Ich bin mir nicht sicher.«
    »Und die Sachen auf dem Schreibtisch?«
    »Der Schreibtisch war doch leer. Teresa hatte am Vormittag alles geputzt. Carl hatte alles weggeräumt und an seinem geliebten Schreibtisch herumpoliert. Den durfte Teresa nicht berühren. Nur das Telefon stand auf dem Schreibtisch, weil er am Abend mehrmals telefoniert hat.«
    Der Tisch war tatsächlich poliert worden und wies keine Fingerabdrücke auf. Mit dem Telefon hatte Carl allerdings den ganzen Tag nicht telefoniert. Das wäre schön gewesen, dachte Kjell und überlegte, was das bedeuten könnte.
    »Hast du davon etwas mitbekommen?«
    »Ich hab im Wohnzimmer ferngesehen.«
    »Bist du dir sicher, dass er telefoniert hat?«
    Sie nickte heftig.
    »Kennst du das hier?« Barbro hielt ihr eine Kopie des Passwortgitters hin.
    Mari schüttelte den Kopf.
    »Hast du das nie in seinem Zimmer gesehen?«
    »Dort war ich nur selten. Er mochte das nicht.«
    Kjell forderte Mari auf, alle Details zu schildern. Barbro hörte ihr dabei mit zusammengekniffenen Augen zu.
    »Bist du wirklich sicher, dass es so war?«, fragte Kjell zuletzt.
    Mari nickte.
     
    Die Ermittler zogen sich in das Besprechungszimmer zurück. Henning kratzte sich stumm am Kopf. Das entsprach der Stimmung aller im Raum.
    »Ich frage mich, ob sie überhaupt dabei war«, überlegte Kjell laut. »Es stimmt ja so gut wie gar nichts an ihrer Geschichte. Der Schreibtisch war in ihrer Version leer, die Wand vielleicht auch. Bei uns war der Fußboden leer, aber sie gibt an, dass ihr die ganzen Papiere aus dem Aktenschrank auf den Fußboden gefallen sind. Und dann die Tatwaffe. Wie ist die in die Spülmaschine gekommen?«
    Sie hatten Mari nicht

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