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Der zweite Tod

Der zweite Tod

Titel: Der zweite Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Scholten
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ganz trocken. Durch den Fahrtwind fühlte sich ihre Haut kühl und wund an.
    Das Telefon summte, als sie Maadi gerade verlassen hatten. Es war auf Vibrationsalarm gestellt. Sie zog es hervor und sah auf die Anzeige. Es war Kjell.
    »Ihr müsst die Aktion abbrechen, es gibt neue Erkenntnisse. Ihr dürft auf keinen Fall zu dieser Adresse.«
    »Wir kommen gerade von dort.«
    Die Antwort ließ einige Sekunden auf sich warten.
    »Und?«
    »Ich habe einen Rucksack bekommen. Er ist riesig.«
    »Wieso du?«
    Er klang erbost.
    »Erzähle ich dir später.«
    »Was ist in dem Rucksack?«
    »Ich habe ihn noch nicht geöffnet.«
    »öffne ihn. Der Termin in Madrid ist in einer Stunde. Ich muss wissen, was da drin ist.«
    »Warte!« Soft begann, die beiden Schnallen der oberen Verdeckklappe zu lösen. Sie war bisher noch gar nicht auf die Idee gekommen hineinzuschauen, so glücklich war sie gewesen. Kurz schoss ihr durch den Kopf, dass eine Bombe darin stecken könnte. Unter der Klappe wartete noch eine Verschnürung. Dann kam eine Plastiktüte zum Vorschein. Es war eine Einkaufstüte, sie war oben verknotet. Sofi bohrte den Finger in das Plastik und riss es auf. Geldscheine. Sie sah Euroscheine. Grüne. Sofi griff tiefer in den Rucksack und spürte dort weitere Tüten, die auch Scheine zu enthalten schienen. Ja, auch Scheine. Sie hielt sich das Telefon ans Ohr.
    »Geld, Kjell. Euroscheine.«
    »Was ist noch drin?«
    »Nur Geld.«
    »Wie viel?«
    »Ein Achtzig-Liter-Rucksack voller Hundert-Euro-Scheine. Frische Bündel. Wir sind auf dem Weg in die Botschaft.«
    »Ruf sofort an, wenn du da bist!«, brüllte er ins Telefon.
    Sie beendeten das Telefonat. William hatte in der Zwischenzeit die unteren Tüten inspiziert. Sie enthielten auch Geldscheine. Zum Glück sah der Fahrer stur nach vorne.
    Das Taxi befand sich nun auf einer breiten Straße kurz vor dem Zentrum. Williams Telefon klingelte. Er selbst sprach nicht, hörte nur zwanzig Sekunden lang zu. Dann legte er auf.
    Sofi sah ihn fragend an.
    »Sie wollen in Madrid auch zuschlagen«, berichtete er. »Aber sie überlegen, ob es eine Falle ist, deshalb haben sie dort die einheimische Polizei hinzugezogen.« Er drehte sich um und stierte aus dem Heckfenster. Sofi tat es ihm nach. Dann sah er sie ratsuchend an.
    »Da fahren Hunderte von Autos kreuz und quer durcheinander«, sagte sie. In Kairo war es so gut wie unmöglich herauszufinden, ob man verfolgt wurde. Andererseits glaubte sie, dass es ebenso wenig möglich war, jemandem über eine längere Strecke zu folgen, ohne ihn zu verlieren.
    Erst nach einigen Kilometern ließ sie sich von Williams Unruhe anstecken. Sie sahen immer wieder aus dem Fenster und hielten Ausschau. Dann geriet das Taxi in einen Stau.
    »Wir teilen uns auf«, sagte William und legte seine Hand auf den Türgriff.
    Ich mit dem Geld und du nur mit deiner Jeansjacke unter dem Arm?, dachte Sofi und hob die Augenbrauen. »Was soll das bringen?«
    »Ich weiß es nicht genau, aber so habe ich es gelernt.«
    »Du hast Verfolgtwerden gelernt?«
    »Was denkst du denn?«
    William begann, die Tüten in seinen kleinen Rucksack zu stopfen. Etwa die Hälfte passte hinein.
    »Nimm du den kleinen«, sagte er ritterlich. »Ich steige mit dem großen aus und nehme die U-Bahn. Du fährst mit dem Rest weiter.«
    Er packte den Rucksack und zerrte ihn aus dem Taxi. Sofi sah ihm nach, froh, dass das Rot mit William im Eingang der U-Bahn-Station verschwand. Zwei Minuten später konnte das Taxi weiterrollen, wenn auch nur langsam. Sofi wies den Fahrer an, sich östlich zu halten, weil sie glaubte, dass der Verkehr dort rascher floss. Sie blickte sich immer wieder um, konnte aber nichts entdecken. In der Shahira al-Gamaliyah geriet das Taxi wieder in einen Stau. Heute war Freitag, und bei der Hussein-Moschee drängten Massen von Menschen über die Straßen. Sie entschied, in die Masse einzutauchen, und verließ das Taxi. Der Fahrer hatte kein schlechtes Geschäft gemacht und konnte sich für den Rest der Woche mit seinem Wischtuch gehenlassen. Doch das konnte ihn nicht dazu bringen, zum Abschluss zu lächeln oder Sofis Gruß zu erwidern. Sie hastete kreuz und quer durch die Gassen des Bazars und schlüpfte am anderen Ende durch eine schmale Gasse, in der sich die Hausfassaden wie im Mittelalter oben so aufeinander zuwölbten, dass vom Himmel nur ein schmaler Schlitz zu sehen war. Sie mündete in eine große Straße. Sofi winkte sich ein neues Taxi herbei und ließ sich nach Zamalek

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