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Der zweite Tod

Der zweite Tod

Titel: Der zweite Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Scholten
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der spanischen Polizei ergangen?«
    Sie zuckte mit den Schultern. »Das ging schon.«
    »Bist du geschlagen worden oder etwas Ähnliches?«
    »Nein«, gab sie zur Antwort und musste lächeln.
    »Und sonst bist du gesund?«
    »Ja.«
    »Mari. Du wurdest von der schwedischen Polizei mit einem internationalen Haftbefehl gesucht. Wir haben einige Fragen an dich zu einem Mordfall, den wir gerade bearbeiten. Das kann etwas dauern, so lange musst du in Verwahrung bleiben.«
    Maris Miene wurde wieder ernst. Sie konnte wirklich sehr ernst schauen.
    »Kennst du einen Mann namens Carl Petersson?«
    »Ja.«
    »Und du kennst seine Wohnung im vierten Stock der Västmannagatan 84?«
    »Ja.«
    Es war wie das Abhaken einer Liste. Solche Verhöre mündeten in ein Geständnis oder eine Katastrophe.
    »Gut.« Kjell lehnte sich zurück. »Wir warten nun auf zwei Damen. Die eine ist Ruth Liljedahl, sie ist die Anklägerin. Die Anklägerin leitet und kontrolliert unsere Arbeit.«
    »Nebenbei klagt sie auch an«, fügte Barbro noch hinzu und verschränkte ihre Arme vor der Brust.
    »Dies ist ein erstes Vorgespräch nach Paragraph 24/8 des Prozessrechts«, fuhr Kjell fort. »Danach kann es sein, dass die Anklägerin dich zur Verdächtigen erklärt. Die andere Dame ist Anita Möllerfors. Sie wurde dir als Rechtsbeistand zugewiesen. Sie wird bei dem Gespräch dabei sein und dich im Anschluss beraten.«
    Mari nickte und betrachtete ihre Hände, die auf ihren Schenkeln viel Platz hatten.
     
    Die Unterbrechung dauerte eine halbe Stunde. Kjell besprach sich mit Ruth, einer angenehmen Anklägerin, die sich so gut wie nie in die Ermittlung einmischte. Ihr blondes, feines Haar kringelte sich zu Löckchen. Die Wölbungen ihres Gesichts wurden nicht vom Schädel vorgegeben, sondern von den Pölsterchen darüber. Bei ihrem Anblick dachte Kjell oft an Teigkneten. Ihre Passivität hatte ihn zu Beginn ihrer Zusammenarbeit vor sieben Jahren beunruhigt. Aber es gab immer einen Punkt in einer Ermittlung, an dem die zweifache Mutter und Reihenhausbesitzerin aus Täby wie ein Pendelzug in Fahrt kam. Madeleine war auch Juristin gewesen. Glaubte man ihr, so lag das Talent eines Juristen ausschließlich darin, auf den richtigen Moment warten zu können und ihn nicht zu verpassen. Ruth beherrschte das.
    Schließlich versammelten sich wieder alle im Verhörraum. Barbro bediente das Tonband, das schon lange kein Band mehr war, sondern eine Festplatte, die in die Tischplatte eingelassen war. Seitdem durfte Henning nur noch Verhöre führen, wenn er vorher versprach, nicht mit der Faust auf den Tisch zu schlagen.
    »Hast du irgendwelche Quittungen oder Belege, aus denen hervorgeht, wie lange du im Ausland warst?«
    Mari schnappte nach Luft. »Ich bin mir nicht sicher. Einige habe ich bestimmt noch.«
    Viele Verdächtige legten sich für ein Verhör Szenarien zurecht, die komplett oder zum Teil von der Wirklichkeit abwichen. Mit seinen Fragen hin und her zu springen, erwies sich als gute Taktik. Als spielte man ein schnelles Computerspiel mit einer alten Grafikkarte. Die Verhörten konnten ihre Version nicht so schnell drehen und wenden oder durch Details komplettieren, die sie zu erfinden vergessen hatten. Das Bild begann zu ruckeln. Und dann schnappte die Kjell-Cederström-Falle zu, wie Barbro am Ende solcher Verhöre gerne konstatierte.
    »Wann hast du Carl Petersson kennengelernt und wie?«
    Sie biss sich auf die Lippe.
    »Universitätsbibliothek. Im Lesesaal.« Sie verstummte und blickte in die Runde. Alle sahen sie erwartungsvoll an. Da begriff sie, dass sie fortfahren sollte. Mari begann, ihre rechte Hand mit der linken zu massieren. »Ich habe dort immer gesessen, und Carl auch. Wenn man etwas essen oder trinken möchte, geht man hinaus in den Flur zu den Schränken. Das war im Frühling letzten Jahres. Wir haben uns manchmal unterhalten.«
    »Schön!«, fand Kjell. »Das geht doch ganz gut. Erzähl uns bitte, wie ihr euch richtig kennengelernt habt, und was das für eine Verbindung war.«
    Mari kratzte sich am Haaransatz im Nacken. Sie schluckte und wusste nicht, wie sie beginnen sollte. Nach einigen Sekunden fing sie an zu reden. »Wir haben uns sehr gut verstanden und einander viel erzählt. Ich erzählte ihm von meinem Vater.«
    »Stimmt es, dass eure finanzielle Lage sehr ernst war?«
    »Papa konnte nicht mehr arbeiten. Also hat er kein Geld mehr verdient. Wir haben zwar etwas von der Versicherung bekommen, aber das war viel zu wenig. Und dann hat auch

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