Der Zweite Tod
gemerkt.
Kjell sah auf die Uhr. Für heute war es zu spät, um noch hi naus zu fah ren. »Ich küm mere mich selbst da rum«, sagte er zu Viktoria.
Am Abend wollte er Linda nach Osborne fragen. Wenn er wirklich als Maler bekannt war, dann musste Linda seinen Namen schon einmal gehört haben.
6
Um sieben Uhr trafen sich die vier wieder im Besprechungsraum zur »Abendandacht«. Nicht jeder Tag wurde von einer Besprechung eingeleitet und beendet, aber wenn sich so viel ereignet hatte, musste man sich am Ende austauschen.
Kjell konnte sich nicht mehr konzentrieren, den anderen ging es ebenso. Henning machte sich ein Bier auf. Alle waren seit der Nacht auf den Beinen.
Barbro hatte herausgefunden, dass die Bankverbindung, die sie unter der Schreibtischunter la ge bei dem Pass wort gefunden hatten, Peterssons Privatkonto war. Es war in ein Girokonto und mehrere Sparkonten aufgeteilt. Insgesamt befanden sich zehn Mil lionen Kronen da rauf. Zu dem existier ten noch andere Guthaben. Petersson besaß Aktien. Durch diese Geldgeschäfte hatte er sein Erbe über die Jahre in ein solches Vermögen verwandelt. Das Erbe seiner Eltern hatte aus vier Millionen Kronen und zwei Im mobi lien bestanden.
»Ich habe SnasfriSur vom Wirtschaftsdezernat gebeten, mir zu helfen«, erzählte Barbro. Vor Müdigkeit nuschelte sie schon ein we nig. »Sie bringt als ge bür tige Is län de rin alle Vo raus setzungen mit, um Licht in dubiose Geldkreisläufe und Scheingeschäfte zu bringen.« Alle lachten. »Sie glaubt, dass alles rechtmäßig erworben ist und immer ordentlich versteuert wurde. Al les klar und nachvoll zieh bar. Sie hat mit dem Steu er berater telefoniert und die Steuererklärungen eingesehen. Was vor unseren Augen sichtbar ist, hat er rechtmäßig erworben. Unter den schwe dischen Steu er zah lern kann Peters son als ei ner der Vorbild lich sten gel ten.«
Die Wohnung in der Västmannagatan war Peterssons Eigentum. Die anderen Immobilien aus dem Erbe seiner Eltern hatte Petersson vor einigen Jahren verkauft und den Erlös in Aktien investiert, die sich gut entwickelt hatten.
»Ich habe vorhin mit Hans tel efoniert«, sagte Henning. »Er hat bei der Leiche eine kleine Narbe an der Hüfte entdeckt. Das war der Hinweis auf die Herzerkrankung. Die Narbe ist höchstens wenige Wochen alt. Sie entsteht beim Einführen eines Herzkatheters. Den Kardiologen habe ich schon gefunden. Es gibt nicht viele Ärzte, die solche Eingriffe vornehmen. Petersson hat sich vor zwei Monaten an ihn gewandt und über Herzbeschwerden geklagt. Bei der Katheterbehandlung hat sich dann gezeigt, dass die Arterie verengt war. Sie haben diese Stelle dann gedehnt und eine Hülse eingesetzt, die Hans schon gefunden hat.«
»Und wie lebensbedrohlich war das?«, fragte Kjell.
»Es hält sich in Grenzen, aber wenn die Arterie sich ganz schließt, hat man natürl ich einen Infarkt. Petersson soll recht be sorgt ge wesen sein. Eine Herz kathe ter untersu chung ist auch nicht ohne Risiko, aber nur damit kann man klären, wie es da drin wirklich aussieht. Petersson hat sich sofort dafür entschieden.«
»Mit Risiken scheint der Mann ja keine Probleme gehabt zu haben«, gähnte Bar bro. Die Besprechung neigte sich gerade dem Ende zu, als es an der Tür klopfte. Es war Linda. Sie blieb zögernd auf der Schwelle stehen, aber Kjell winkte sie herein. Sie setzte sich auf den freien Stuhl.
»Ah, Linda«, stöhnte Barbro und rieb sich die Augen. »Heute geht es leider nicht. Wir haben einen neuen Fall und sind seit der Nacht auf den Beinen. Ich bin hundemüde.«
»Oh.« Linda lächelte verständig.
Kjell kannte seine Tocht er. Nur er konnte sehen, wie enttäuscht sie war.
Linda er hielt seit einem Monat Fahr unterricht, abwechselnd von Barbro und von Henning. Wie sich am Morgen wieder einmal gezeigt hatte, mangelte es Linda an einer gewissen Aufmerksamkeit für ihre Umgebung. Dass sie in Zukunft Auto fahren wollte, erfüllte Kjell mit Sorge. Sie hatte es vorgezogen, Barbro und Henning um Fahrunterricht zu bitten und nicht ihren Vater. Nun ja, dachte er, immerhin hatte die Natur die beiden mit all em ausgestattet, was nötig war, um Linda das Autofahren beizubringen: schnelle Reflexe, Geduld und Gottvertrauen. Sie übten mit Kjells kleinem Renault. Er hatte sich bei seinen Kollegen einige Male nach dem Stand der Entwicklung erkundigt, doch die beiden ließen nur verlauten, dass sie zufrieden seien. Alles liefe gut. Sie waren immerhin noch am Leben.
Manchmal fuhren sie
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