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Der Zweite Tod

Titel: Der Zweite Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
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dass der Professor von einer so schillernden und aufopfernden Mit teilsam keit wie eine ab gefeu erte Sig nal rakete sein würde. In den letzten Jahren auf seinem Stuhl! Nach seinem Abgang! Sie notierte sich diese Wendungen aus sprachästhetischem Sam meldrang.
    »Trümmersprachen?«, fragte sie. »Was ist denn das?«
    »Sprachen, von denen man nichts weiß außer einigen Sätzen. Meist sind es nur ei nige Per sonen na men.«
    »Und was ist vor zwölf Jahren passiert?«, fragte Kjell.
    »Er hat meht ere unbet chriftete Tonscherben aus Ägypten ges tohl en, sie zu Hause mit den gel ungens ten Pass agen der ägyptischen Literatur beschriftet und dann als Antiquitäten zu Geld gemacht. Eigentlich eine gute Geschäftsidee, mit der sich viel verdienen lässt. Wenn man sich die Kataloge der großen Auktionshäuser ansieht und die Bestände der Museen in aller Welt, würde ich sagen, dass dies die Hauptquelle für antike Fundstücke ist.« Tiveus lachte.
    »Du meinst also, dass in den Museen wirklich Fälschungen stehen?«, versuchte Sofi zusammenzufassen, auch um Tiveus’ Lachen ein Ende zu bereiten.
    »Ich würde so weit gehen und behaupt en, dass sehr viel es Fälschung ist und der Rest Diebstahl, denn die Stücke können Ägypten nicht auf le ga lem Weg ver las sen. Die Mu seen und Privatbesitzer haben natürlich großes Interesse daran, dass ihre Stücke weiterhin als Originale gelten. In der Folge verwenden die Forscher sie als wissenschaftliche Quellen. Das ist das Problem. Oft wird ihnen der Zugang zu den Stücken verwehrt, und sie können ihre Echtheit nicht prüfen.« Tiveus beugte sich Sofi entgegen und grinste. »Petersson war so frech, seine eigenen Fälschun gen in sei nen Aufsät zen als Quel len zu benut zen. Er hat das sogar auffällig oft getan, und so ist die Sache auch herausgekommen. Man hätte diese Stücke gar nicht so eingehend untersucht, wenn er sie nicht so penetrant ins Licht gerückt hätte.«
    »Und woher weißt du dann, dass vieles unecht ist?«
    »Es gibt Experten, die so etwas nach stilistischen oder anderen Krite rien be ur tei len können.«
    »Und wie ist das in Peterssons Fall aufgeflogen?«, wollte Kjell wissen.
    »Er war so leicht sin nig, ei nige Schreibfeh ler im Ori gi nal bei seinen Fälschungen zu korrigieren. Seine Texte waren völlig feh ler frei. Wir können bei den über lie fer ten Zeug nissen meist genau sagen, von welcher Vorl age eine Kopie stammt. Beim Abschreiben unterlaufen dem Kopisten immer zahlreiche Fehler. An einen kann ich mich erinnern. Da ist eine Hieroglyphe beim Abschreiben aus Versehen in die nächste Spalte gerutscht. Petersson konnte das nicht ertragen, und das ist ihm zum Verhäng nis geworden.«
    »Aber seine Scherben hätten doch auch fehlerfreie Kopien des Originals sein können«, wandte Sofi ein.
    Tiveus lächelte nachsichtig. Sofi hatte den Eindruck, dass er es mochte, dass sie dauernd nachfragte und Öl in sein Feuer goss.
    »Seine Scherben kamen als Scherben aus dem elften Jahrhundert vor Christus daher, die Texte sind jedoch tausend Jahre früher verfasst worden. Es ist einerseits nicht möglich, den Text so lange sauber zu halten, andererseits setzte das eine eigene Überlieferungslinie voraus, von der sonst nichts bekannt ist. Absolut unwahrscheinlich.«
    Oder ein kleiner Schreiber hat genau gelesen und die Fehler korrigiert, überlegte Sofi. Aber sie beließ es dabei. »Und wie ist man auf Petersson als Urheber gekommen?«, fragte sie stattdessen.
    »Es gab immer schon Gerüchte, dass er das Leben in vollen Zügen genoss, also in unl aut ere Dinge verstrickt war. Dann konnte man ihm nachweisen, dass die Tonscherben von einem der Orte stammt en, an denen er gegraben hat. Aber ganz sicher konnte man da nicht sein. Es hat aber gereicht, um ihn in Ägypt en und Europa in Verruf zu bringen. Der Druck in Uppsala wurde dann zu groß, und er ist zurückgetreten. Die wissenschaftlichen Magazine haben seine Aufsätze nicht mehr angenommen.«
    Kjell bedankte sich und ließ den Professor nach Uppsala zurückbringen.
    »Hast du den letzten Satz gehört?«, fragte er Sofi.
    »Dass er nicht mehr veröffentlichen konnte?«
    »Damit war er als Wissenschaftler erledigt.«
    »Aber das ist doch schon lange her.«
    »Und wenn er an seinem Comeback arbeitete? Nur mit einem großen Wurf, der über jeden Zweifel erhaben ist, einer einzigar tigen Ent de ckung, könnte Peters son sich wieder Gehör verschaffen.«
    »Du denkst an den Diskos.«
    »Der hätte das Format

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