Der Zweite Tod
Woche in der Stadt. Können wir uns treffen? Es ist sehr wichtig. Patrik.«
Kjell begriff nicht. »Wer ist das?«
»Ein Typ, mit dem ich vor vier Jahren einmal etwas hatte. Er wohnt jetzt in Göteborg. Wir haben seitdem nichts mehr voneinander gehört.«
Die E-Mail war vom vergangenen Freitag.
»Hast du ihm geantwor tet?«
»Nur einen Satz. Ob es Aids ist.«
Ihm ging ein Licht auf.
»Du sitzt also seit dem Wochenende in deiner Wohnung und fragst dich, ob du dich bei ihm angesteckt hast?« Sie nickte beschämt. »Ist es möglich?« »Ja.«
Er war sicher, dass sie sich schon so gut wie damit abgefunden hatte, bald ster ben zu müs sen. In ih rer Ab schluss arbeit hatte Ida den Gottesbeweis von Anselm von Grund auf renoviert, so dass ihn sogar Imma nuel Kant verstanden hätte. Da mit hatte sie der mit telalter lichen Erkennt nisthe orie ei nen gehörigen Schwung verpasst. Damit hatte nun wirkl ich niemand mehr gerechnet. Eine däml iche E-Mail hatte sie jedoch mühel os aus der Bahn geworfen. Keine Frage, dass sie sich nicht traute, sich testen zu lassen. Deswegen hatte sie ihm die Nachricht gezeigt. »Was ist das für ein Kerl?«
»Es könnte auch nichts dran sein. Bei ihm ist immer alles so dra matisch.«
»Könnte es denn sein, dass du andere angesteckt hast?« »Nein.«
Sie bemerkte, dass er stutzte, fragte jedoch nicht, wie es bei ihm stand. Seit Madeleines Tod war er jedes Jahr einmal mit einer Frau ins Bett gefallen und am Morgen rausgekrabbelt und weg ge gan gen.
Kjell zog sein Telefon aus der Tasche und rief Per auf seinem Mobiltelefon an, der noch oben in Peterssons Wohnung arbeitete. Er fragte ihn, ob er eine medizinische Garnitur im Transit habe. Was er denn geglaubt habe, wollte Per wissen, ob er den Transit brauche, um Litauer über die Grenze zu schmuggeln. Kjell bat ihn, die Garnitur aus dem Wagen zu holen und im Erdgeschoss bei Floren zu klingeln. Zehn Minuten später tauchte Per eine Nadel in Idas Armbeuge. Jetzt sah sie wirklich blass aus, aber Per war ganz zahm zu ihr. In ihren Augen las er das Grauen der nahenden Gewissheit, aber im Grunde war sie froh, so überrumpelt zu werden. Beim Ge sund heits amt hätte Ida zwei Wochen auf das Ergebnis warten müssen. Genau das hatte ihr Angst bereitet. Ihr Leben wäre in dieser Zeit zum Erliegen gekommen. Ida brauchte nicht viel zum Leben, nur einen klaren Kopf und Sorgen, die sich leicht verdrängen ließen.
Seit das Gespräch vorhin auf Linda gekommen war, hatte er daran gedacht, Ida am Abend mit zur Ausstellung zu nehmen. Nun endlich traute er sich zu fragen. Er erzählte ihr, dass Linda ganz in der Nähe ihre Bilder in einer Bar ausstellte, und die Eröffnung war am Abend.
Ida war begeistert. »Ich kann aber nicht«, sagte sie. »Ich hab ja Abendschicht. Die schmeißen mich raus, wenn ich jetzt noch ab sage.«
Ob das stimmte, wusste er nicht. Gewollt hätte sie, das sah er ihr an. Als er zur Abendbesprechung aufbrach, zog sie sich auch an. Er bot ihr an, sie beim Geschäft am Sveavägen abzusetzen, aber das schlug sie aus.
Vor dem Haus trennten sie sich. Er war sicher, dass sie sich nicht getraut hatte.
10
Sofi starrte ungläubig auf den Bildschirm ihres Computers. Ihr war aufgefallen, dass auf Peterssons Computer gar keine Software für Onl ine Banking installiert war, auch nicht zu einem früheren Zeitpunkt. Die Karte war wie eine übliche Karte der Handelsbank bedruckt und besaß auch keinen Magnetstreifen, sondern nur ei nen klei nen Gold chip.
Sie rief bei der zuständigen Abteil ung der Bank an und erfuhr, dass Carl Petersson diese Karte nicht von der Bank bekommen haben konnte. Es musste sich um eine Fälschung handeln. Sofis Augen strahlten, so begeistert war sie. Im Laufschritt eilte sie in die IT Abteilung, wo es einen Musterkatalog für alle Bankkar ten gab.
Peterssons Karte ließ sich äußerlich kaum vom Original unterscheiden. Am Ende würde sie den Siebdruck prüfen lassen müssen, das sah sie jetzt schon auf sich zukommen. Es gab jedoch noch eine andere Möglichkeit. Sie lud sich die Musterprogram mie rung für den Kar tenchip auf ih ren Computer. Der Chip erwies sich zunächst als garstiges Biest, gab dann aber auf und die Daten frei. Der Vergleich zeigte, dass die Programmierung vom Muster abwich. Man konnte Peterssons Karte bei jedem Computer ver wenden, der mit ei nem Kar ten le ser ausgerüstet war. Das Einwähl en in den Server geschah dann von ganz al lein. Darüber hi naus ent sprach die Codie rung dem Ori gi
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