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Der Zweite Tod

Titel: Der Zweite Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
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kann also kein Algorithmus sein, der sehr viel Rechen leis tung er for dert.«
    »Was bedeutet das?«, fragte Kjell.
    »Das Gitter kann nur eine Art Gedankenstütze sein. Ich werde ge omet risch vor gehen, nicht algebra isch. Am Ende wird ein Muster stehen, eine Anordnung. Es gibt aber noch eine Auffälligkeit, zum Beispiel diese Zickzacklinie. Sie stellt eine Wasserlinie dar und steht im Ägyptischen für den Laut ›n‹, und wir haben diese Wasserlinie überall, wo sie im Gitter auftaucht, mit ›n‹ umgeschrieben. Es gibt aber noch andere Zeichen, wie diese beiden auseinandergestreckten Arme. Die Ägypter benutzten dieses Zeichen, um ein Wort zu verneinen. Es steht also für ›nicht‹ und wird ebenfalls mit ›n‹ umgeschrieben. Das bereitet mir mathe matisch ge sehen et was Sor gen. Es kann eine absichtliche Verwirrung sein oder etwas anderes. Ich glaube, es stellt eine Null oder eine Leerstelle dar.«
    Es war noch früh, gerade mal drei Uhr. Kjell hatte John Osborne schon am Morgen besuchen wollen, war aber nicht dazu gekommen. Vielleicht würde er das noch vor dem Feierabend schaffen.
    In der Västmannagatan gab es zu dieser Tageszeit einige freie Parkplätze in der Nähe des Hauses. An der Haustür gab er den Türcode ein, aber die Tür sprang nicht auf. Er erinnerte sich, dass der Code inzwischen ausgewechselt worden sein musste. Wahrscheinlich war er wieder der Einzige, der den neuen noch nicht kannte. Auf dem Klingelbrett suchte er Osbornes Namen. Mit dem Zeigefinger ging er die beiden Spalten durch. Und erstarrte.
    Stark wie die Zeit ist auch die Liebe. Und lang! Sie wohnte im Erdges choss. Er klingelte. Eil ige Schritte drangen durch die Tür.
    »Ich hab dich schon gesehen!« Ihre Stimme klang leise und atemlos. »Beim Einparken hab ich dich schon gesehen.«
    Sie sahen sich lange an. Kjell wagte keinen Schritt nach vorne. Sie stand aufgeregt da, wippte mit den Füßen und stieß sich dann nach vorne ab. Sie kroch in seine Arme, legte ihre um seinen Hals. Ihre Hand war warm, sie lag an seinem Ohr.
    Ida Floren roch gut.
    Der Flur ihrer Wohnung war dunkel und klein. Die Wohnung war nur halb so groß wie die von Carl Petersson. Zudem lag sie vom Treppenhaus aus in der anderen Hälfte des Gebäudes. In ihrer Wohnung war keine Entwicklung zu verzeichnen. Sie glich der Studentenwohnung, in der Ida vor zehn Jahren gelebt hatte, war jedoch um einiges größer.
    Ida selbst sah nicht zehn Jahre älter aus. Man würde sie auf Mitte zwanzig schätzen. Dass die Zeit bei ihr äußerlich so stehengeblieben war, erstaunte ihn. Die Wohnung bestand aus einem Raum mit eingebauter Küche. Inzwischen gab es wohl ein separates Schlafzimmer, denn er konnte kein Bett entdecken. In der Mitte stand ein langer Tisch, dessen Nordseite dem Leiblichen diente, während die anderen zwei Drittel voll er Bücher und Papiere waren.
    Nichts hatte sich bei ihr verändert.
    Vom letzten Satzzeichen einer Seite bis zur Kaffeemaschine waren es vier Schritte, früher waren es zwei gewesen.
    Sie sprachen nicht. Ida wies ihm einen Platz am Tisch zu, als wäre es ganz normal, dass er mal vorbeischaute. Sie stellte sich an die Küchenzeile und setzte Kaffeewasser auf.
    Er betrachtete den Block auf dem Tisch, an dem sie bis eben geschrieben haben musste. Ihre Handschrift war voll wechselhafter Weite und Dichte, mal flog sie mit dem Stift über das Papier, mal zögerte sie in nachdenklichen Schwüngen. Die Wände waren ungeschmückt, eine Pinnwand mit einem Flugblatt für ein Kirchenkonzert am Freitag. An einer Wand hingen Fotos, die mit Reißzwecken angebracht waren. Darauf waren Menschen abgebildet, die er nicht kannte. Er war nicht darunter.
    »Und?«, fragte sie, während sie den Kaffee aufgoss. »Hast du schon etwas entdeckt, das du von früher kennst?« Sie drehte ihren Kopf kurz in seine Richtung. Ihr Lächeln war warm.
    Wie sehr sie ihm gefehlt hatte.
    »Bis her nur dich!«
    Sein Blick fiel durch das Fenster auf den Hof, wo sich die Schneedecke über das Dach eines Schuppens wölbte. Er wünschte Ida und sich auch unter eine dicke Decke. Am besten jetzt gleich. Keiner konnte ermessen, wie es war, wenn eine Mittelalter histori ke rin und ein Alt phi lo loge sich liebten.
    Sie war schnell fertig mit dem Kaffee. Mit zwei Tassen setzte sie sich zu ihm an den Tisch, legte den Kopf schräg und warf die langen blonden Haare über die Schulter. Sie sah ihn kurz an und schniefte verschnupft.
    »Es gibt noch die Schreibmaschine, aber jetzt steht sie

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