Der Zweite Tod
war er hellgrau. Barbro hielt ihre Hand an den Kühlergrill und spürte Wärme. Im Inneren lief sogar noch die Motorlüftung. Sie notierte das Kenn zeichen. Dann ver folgte sie die ande ren Spu ren bis zu ihrem Ende und fand einen BMW, dessen Alter sie nur schwer schätzen konnte. Auch hier strömte warme Luft aus dem Kühlergrill. Der dritte Wagen stand abseits. Ein kleiner Japaner in Schlammblau. So einen hatte sie einmal als Leihwagen gehabt, in Goldmetallic mit zwei Schaltknüppeln und karamelbrau nen Sit zen.
Barbro traute sich kein spontanes Urteil zu, mit welchem der drei Autos der Mann gekommen sein konnte. Die Fußspuren zu sor tie ren er schien ihr nach einem Ver such bald aussichtslos. Sie notierte zur Sicher heit noch die ande ren sieb zehn Kenn zeichen und kehrte dann zu Kjell zurück, der schon im Wagen wartete und sich vom Gebläse der Heizung wärmen ließ.
»Was war denn?«, fragte er.
»Sage ich dir später.«
50
Die Arbeiten der Spurensiche rung in der Ruine des Som merhauses würden bis zum Abend dauern. Henning konnte Kjell am Te le fon je doch schon nä here In for mationen geben. Das einstöckige Haus, das nur aus einem Raum, einer kleinen Küche und einem Bad bestanden hatte, war voller Unterlagen und Bücher gewesen. Außerdem hatte man mehrere zerborstene Benzin ka nis ter gefunden. Der Brandtech ni ker aus Stock holm untersuchte seit zwei Stunden die Spuren und wunderte sich. Offenbar hatte man nur eine kleine Menge des Benzins ausgeschüttet, um den Brand zu legen. Durch das Papier hatte das Feuer schnell enorme Ausmaße erreicht. Das allein führte schon zu einem heftigen, aber wegen des entstehenden Sauerstoffmangels kurzen Brand. Doch bevor auch das Holz der Wände richtig ver koh len konnte, wa ren die noch fast vol len Ben zin ka nis ter explo diert.
»Der Täter hat die Kanister neben die Leiche gestellt.« »Und wie hat er sie entzündet, ohne selbst mitzuverbrennen?«
»Mit einer Lunte. Der oder die Tote war die Lunte. Er hat die Leiche, den Schreibtisch und die Regale mit Benzin übergossen.«
Das Haus brannte nicht ab, sondern zerbarst. Das lag nicht nur an den entzündlichen Stoffen, sondern auch an der Hitzeentwicklung durch das viele Papier. Die Explosion hatte die Wände des Hauses in alle Richtun gen wegge sprengt. Wenn man aus einiger Entfernung in die Hocke ging und auf die Stelle blickte, sah man die Bretter und Trümmer nicht mehr, nur noch eine gusseiserne Badewanne, die mit ten in der schwedischen Landschaft herumstand.
»Davon darfst du dich nicht täuschen lassen«, erklärte der Brand meister Henning. »Die hat ei nen Salto gemacht. Die Füße sind abgebrochen.«
Der Brandverlauf hatte zur Folge, dass das Feuer sofort wieder erlosch, da das Brennmaterial in alle Winde verstreut war. Leider war das Papier wegen des Hitzestaus in Sekundenschnelle verglüht. Der Brandstifter hatte die Tür beim Verfassen des Hauses nicht geschlossen und dem Feuer somit viel Luft zum Atmen gegeben. Die Leiche befand sich nun in der Pathologie in Sol na. Sie war äu ßer lich stark ver kohlt, im In neren je doch intakt. Wäre das Haus langsam abgebrannt, wäre das anders ge we sen.
Es war der Körper einer Frau.
Henning und Moa fuhr en gemeins am nach Upps ala. Selt en hatte ein so harmonisches Schweigen zwischen zwei Menschen geherrscht wie in dieser Stunde in Hennings Dienstvolvo. Die Stille wurde nur gelegentlich von einem kurzen Brummen unterbrochen, das abwechselnd von ihm oder Moa kam, und einmal auch vom Volvo, als die ungeahnte Kraft seiner Lenden Henning vor einer Kreuzung etwas zu heftig auf die Bremse treten ließ.
Die Wohnung von Kajsa Björklund befand sich im Stadtzentrum von Uppsala in der Torsgatan. Zuerst fuhren sie zur Bibliothek und erfuhren dort, dass Kajsa heute nicht zur Arbeit erschienen war. Sie teilte sich ein Büro mit zwei Kolleginnen. Sie hatten die gleiche Aufgabe wie Kajsa, betreuten jedoch andere Fachgebiete. Der Abteilungsleiter der Universitätsbibliothek gesellte sich nach wenigen Mi nuten dazu.
»Ich darf euch leider nichts mitt eil en«, erklärte Henning. »Bitte verlasst das Büro. Ich muss es versiegeln.«
Kajsa benutzte den Schreibtisch nur an den beiden Wochentagen, an denen sie hier war. An den anderen Tagen saßen ihre Koll egen daran. Persönl iches Ambiente gab es nur in eingeschränktem Umfang. Da hier aber vor allem Frauen arbeiteten, gab es einige Pflänzchen an den Fenstern und einen Adventskranz. Es duftete nach
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