Der Zweite Tod
Themen?«
»Alle Bücher gehen durch ihre Hände, bevor sie in den Katalog und ins Magazin wandern.« »Liest sie diese Bücher?«
»Einige, ja. Oder blättert sie durch. Es sind ja sehr viele Bücher.«
»Dann ist sie also auf dem neuest en Stand der Forschung, könnte man sagen?«
Lasse nickte nachdenk lich.
»Gut.« Henning hakte dieses Thema ab, als wäre es nicht wichtig. »Warum ist Kajsa auch am Wochenende in Uppsala gewesen?«
»Sie wollte sich mit Freundinnen treffen.« »Wann hast du zuletzt mit ihr gesprochen?« »Gestern Nachmittag. Wir haben eine halbe Stunde miteinander telefoniert und die Woche geplant.« »Wann genau?« »Gegen drei Uhr.«
Lasse kehrte in seine Klasse zurück. Die Unterrichtsstunde würde in zehn Minuten zu Ende sein. Henning und Moa blieben noch einen Moment sitzen.
»Was ist denn mit dieser Kajsa?«, fragte Moa.
»Ehrlich gesagt ist es mir ein Rätsel. Aber ich befürchte, dass es ihre Leiche ist, die wir gefunden haben.«
49
Kenneth Fohlin sah aus wie ein Fremdenlegionär im Konfirmandenanzug. Wie ein Mamertiner, schoss es Kjell durch den Kopf. Trotz seiner breiten Schultern saß der graue Zweireiher ausge zeich net und war sicher eine Maß an fer tigung. Kjell und Barbro saßen an einem niedrigen Glastisch und tranken Kaffee aus dünnwandigen Tassen. Der Kaffee war aber schön stark.
Kjell überr eichte Fohlin eine mehrs eit ige Liste, die er am Morgen noch mit dem neuen Bindegerät spiralgebunden hatte. Er war ein leidenschaftlicher Sammler und Jäger von Büroartikeln. Je der sei ner Ab ste cher zum Pa pier la ger brachte den Staat um ein kleines Vermögen. Die Liste enthielt fünfhundert Seriennummern von Hundert-Euro-Scheinen, ein Bruchteil dessen, was sich in dem Rucksack befunden hatte. Fohlin nahm die Liste mit fragender Miene entgegen.
»Geld«, erklärte Kjell. »Euer Geld oder besser gesagt, das der Bürger von Schweden, das sich in eurer Obhut befindet. Wir möchten dieses Geld gerne für einen Moment in den Händen halten oder er fah ren, was da raus geworden ist.«
Fohlin blätt erte die Liste durch und sah dann auf. »Unser Geld?«
»Das sind die Serien num mern.«
Kjell war sich ganz sicher. Kenneth Fohlin war soeben sehr erschrocken, hatte das aber gut verbergen können. Nur seine Augen verrieten ihn. Kjell tat, als hätte er das nicht bemerkt.
»Se rien num mern ver zeich nen wir nicht, da mit kann ich gar nichts an fan gen.«
»Dieses Geld hat das Außenministerium direkt von der EZB angekauft und dann an euch weitergeleitet. Wir wissen auch, zu welchem Zweck. Das ist der Anfang, aber wir kennen auch das Ende. Das Geld ist in Kairo gelandet und nimmt die tragende Rolle bei einem Verbrechen ein. Und wir möchten gerne von dir wissen, wie es dorthin gekommen ist.«
»Kairo?«
»Ja. Kairo.«
Fohlin pustete Luft aus seinen Lungen. Dabei sah er hilfesuchend durch die Fensterfront. Aber da waren nur Schnee und eine Niederlassung des Finanzamtes. »Wir haben uns ganz bestimmt nicht an ei nem Ver brechen be tei ligt, womit ich nicht sagen möchte, dass wir es nicht mit Verbrechern zu tun haben. Anders geht es in unserer Branche leider nicht.«
Kjell bat Fohlin, ihm zu erklären, was seine Firma eigentlich tat.
»Heute will jeder nach Osteuropa oder Asien expandieren. Die Unternehmer stellen sich das meist zu einfach vor. Sie glauben, man müsse dort nur eine Fabrik und Läden eröffnen. Viele tun das auch. Oft werden diese Filialen auch noch von einem Schweden geleitet, der das Land gar nicht kennt. Diese Auslandsausflüge dauern meist nicht länger als zwei Jahre. Vor drei Monaten ist ein schwedi scher Pa pier herstel ler in Kon kurs gegan gen. Sein russisches Lager quoll über. Man hatte zwar allerhand Leute bestochen, aber den Transportminister vergessen. Deshalb wurde die Genehmigung zum Bau der Eisenbahnstrecke zum Lager nicht erteilt. Mit uns wäre das nicht passiert.«
»Also seid ihr eine Be stechungs a gentur?«
»Wir bieten Komplettservice. Wir bauen Fabriken, Bürogebäude, Bahnstrecken, stel len das Per sonal ein und beseitigen alle Hindernisse. Wenn die Tochter des Transportministers gerade den Führerschein macht, dann wissen wir das natürl ich und stel len ihr ei nen schwe dischen Geländewa gen vors Haus. Das gehört natürlich auch dazu.«
»Dann be treibt ihr also die Auslands nie der las sun gen.«
»Ganz recht.«
Während Kjell sich Notizen machte, überlegte er, ob er Fohlin auf Petersson ansprechen sollte, aber eine
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