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Der Zweite Weltkrieg

Der Zweite Weltkrieg

Titel: Der Zweite Weltkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedemann Beduerftig
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völlig an ihrem fliegerischen Verstand verzweifelt. An dem des Mannes, der die Me 110 mit Zusatztanks hierher navigiert hatte, sollten bald viele zweifeln – und doch: Vielleicht war er gar nicht verrückt, sondern womöglich in höchstem Auftrag unterwegs?
    Beim Piloten handelte es sich um Rudolf Heß, den Stellvertreter des „Führers“. Er verließ nach weiterem Flug ins Landesinnere aus Sorge vor der Flak sein Flugzeug und sprang mit dem Fallschirm ab; die Maschine zerschellte auf einem Acker. Es gab gewaltige Aufregung, und die Wellen davon erreichten bald London, wo zunächst alles ratlos war, ob es sich bei Heß um ein Himmels- oder ein Danaergeschenk handelte, wie beim Dichter Homer das Trojanische Pferd genannt wird. Der britische Premierminister Churchill begriff wohl als erster, dass sich ihm hier eine unschätzbare Chance auftat. Was Heß wollte – Verständigung zwischen England und dem Deutschen Reich – war ihm gleichgültig. Es ging ihm einzig darum, es so aussehen zu lassen und damit bei Stalin Verwirrung zu stiften.
Stoff für die Gerüchteküche
    Der sowjetische Diktator nämlich hatte sich als äußerst stur erwiesen. Obwohl London klare Hinweise darauf hatte, dass sich Hitlers nächster Schlag gegen Russland richten würde, obwohl der deutsche Aufmarsch von mehreren Millionen Mann Bände sprach und obwohl Meisterspion Sorge aus Tokio jede Menge Informationen lieferte, ließ sich Stalin nicht in seiner Vertragstreue Hitler gegenüber irre machen. Er sah den Aufmarsch als bloße Drohkulisse, die ihn deutschen Wünschen gegenüber gefügig machen sollte. Solange der erklärte Falke Churchill in London das Sagen hatte und England nicht niedergerungen war, sah er keine Gefahr für sein Reich. Und deswegen verhängte Churchill eine Art Nachrichtensperre über die Heß-Sache. Es sollte so aussehen, als tobe wegen dessen Angebot ein Machtkampf um Downing Street Nr. 10. Gut möglich, dass da einer obsiegen könnte, der die ausgestreckte Hand des „Führers“ nicht zurückweisen würde.
    Stellvertreter des Führers
    Nein, zweiter Mann im Staate Hitler war Rudolf Heß nicht, er stand nur der Parteileitung als Hitler-Stellvertreter vor, eine 1933 geschaffene Dienststelle. Heß erhielt den Rang eines Reichsministers ohne Geschäftsbereich. Er residierte im Braunen Haus in München und hatte die Aufgabe, die „Gliederungen und angeschlossenen Verbände der NSDAP politisch einheitlich auszurichten und politische Richtlinien zu erteilen“. Nach dem Flug von Heß nach England rückte sein Stabsleiter Martin Bormann nach, doch hieß die Dienststelle fortan Parteikanzlei und Bormann seit April 1943 „Sekretär der Führers“
.
    Merkwürdig lange wartete dieser, nämlich bis zum Abend des 12.5., ehe er offiziell erklären ließ, Heß habe in geistiger Umnachtung gehandelt. Solche Dementis heizten die Gerüchteküche erst richtig an. Moskau wurde unruhig, und genau das hatte Churchill bezweckt, denn die folgenden Truppenbewegungen der Roten Armee beschleunigten Hitlers Entschluss zum Losschlagen. Bald würde England nicht mehr Einzelkämpfer gegen den deutschen Despoten sein, der von der Heß-Initiative tatsächlich nichts gewusst hatte, wie Akten-Veröffentlichungen 1992 zweifelsfrei ergeben haben.

Trümmer der Me 110, mit der Rudolf Heß von Augsburg nach Schottland geflogen war, um Großbritannien zu Friedensverhandlungen zu bewegen
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    (c) dpa/picture alliance

Kein Entkommen vor der Übermacht
Kampf und Ende der „Bismarck“ (27.5.1941)
    Sie war der Stolz der deutschen Kriegsmarine, und sie erhielt auch den stolzesten Namen aller ihrer Großkampfschiffe: „Bismarck“ wurde sie nach dem ersten Kanzler des Deutschen Reiches von 1871 getauft, als sie am 14.2.1939 im Beisein Hitlers in Hamburg vom Stapel lief. Das modernste aller Schlachtschiffe zur damaligen Zeit hatte eine Bewaffnung von acht 38-Zentimeter-Rohren, die Granaten von fast einer Tonne Gewicht verschossen. Hinzu kamen 28 kleinere Geschütze und 28 Flugabwehrkanonen. Zur Aufklärung standen ihr sechs Bordflugzeuge vom Typ Arado Ar 196 zur Verfügung.
Endkampf unvermeidlich
    Am 18.5.1941 übernahm Admiral Lütjens die Führung eines nur aus der „Bismarck“ und dem Schweren Kreuzer „Prinz Eugen“ bestehenden Verbandes und lief mit ihm in die Nordsee aus. Ziel des Unternehmens mit der Codebezeichnung „Rheinübung“ war der Durchbruch in den Atlantik und die Bindung starker britischer Kräfte zur Entlastung der Mittelmeertransporte.

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