Der Zweite Weltkrieg
Kommissare mussten den Einsatzgruppen oder dem SD (zur Erschießung) übergeben werden. Entsprechende Richtlinien gingen am 6.6.1941 an die Oberbefehlshaber der Armeen, die sie mündlich an ihre Befehlshaber weiterzugeben hatten. Ein Jahr lang blieb der völkerrechtswidrige Befehl trotz wachsender Proteste der Truppe in Kraft, dann ließ ihn Hitler aufheben, „um die Neigung zum Überlaufen und zur Kapitulation eingeschlossener sowjetischer Truppen zu steigern“
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Zielkonflikt mir der Generalität
Der Name erinnerte bewusst an den Kreuzzug des Stauferkaisers im 12. Jahrhundert, denn auch im Kampf gegen das „soziale Verbrechertum“ des Kommunismus sah Hitler einen Kreuzzug zur Rettung des Abendlands. Dass Kaiser Friedrich I. bei seinem Zug zur Befreiung Jerusalems umgekommen war, kümmerte die Planer im OKW nicht. Sie wollten weisungsgemäß mit schnellen Panzerraids die „Masse des russischen Heeres“ vernichten und dazu spätestens im Mai 1941 zum Angriff antreten. Den Termin durchkreuzte der Balkanfeldzug, die Strategie litt unter einem Zielkonflikt zwischen Hitler und der Generalität, die einen geballten Vorstoß auf Moskau wünschte, während der Diktator mit Leningrad als „Brutstätte des Bolschewismus“ und der Ukraine als Kornkammer zur Versorgung andere Prioritäten setzte.
Zum Angriff ohne Kriegserklärung traten am 22.6.1941 rund 75 Prozent des deutschen Feldheeres (3 Millionen Mann mit 3580 Panzern und Sturmgeschützen) in drei Heeresgruppen mit insgesamt 152 Divisionen an: Nord (v. Leeb) mit Stoßrichtung baltische Länder und Leningrad, Mitte (v. Bock) in Richtung Minsk–Smolensk–Moskau und Süd (v. Rundstedt) in Richtung Kiew–Dnjepr-Bogen. Dazu kamen finnische, ungarische, slowakische, rumänische und italienische Verbände. Der deutsche Angriff traf auf 5 sowjetische Heeresgruppen, formiert in 15 Armeen mit 149 Divisionen. Die deutsche Luftwaffe bot mit den Luftflotten 1, 2, 4 und 5 insgesamt 1945 Bomber, Stukas, Zerstörer und Jäger auf, die Sowjetunion verfügte in den westlichen Militärbezirken über 8000 Maschinen.
So sah es an vielen Stellen beim Anlaufen von „Barbarossa“ aus: Die am Bug aufmarschierten Wehrmachtverbände durchquerten den Fluss, der auch für Panzer und Sturmgeschütze keine unüberwindliche Barriere bildete
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(c) Interfoto
Schwenk nach Süden
Deutscher Sommerfeldzug (1941)
Der deutsche Angriff im Morgengrauen des 22.6.1941 überrumpelte die von Stalins Säuberungen 1936/38 geschwächte Rote Armee zwar nicht völlig, traf sie aber recht unvorbereitet. Ihre weit überlegene Luftwaffe blieb viel zu lange am Boden und wurde schon in den ersten Tagen weitgehend ausgeschaltet. Der stellenweise nur dünne Schleier der Fronttruppen hielt vereinzelt gegen Infanterieattacken, kaum aber dort, wo die schnellen Panzerverbände vorstießen. Die Heeresgruppe Mitte errang mit ihren beiden Panzergruppen auf diese Weise Ende Juni/Anfang Juli den ersten großen Sieg in der Doppelschlacht von Bialystok und Minsk, wo 300 000 Sowjetsoldaten in Gefangenschaft gerieten. Weitere Erfolge am Dnjepr und an der oberen Düna schlossen sich an. Fast euphorisch notierte Generalstabschef Halder schon am 3.7., der Krieg sei binnen zwei Wochen gewonnen worden.
Millionenaderlass
Die Kette der deutschen Siege riss nicht ab. Im Baltikum stieß die Heeresgruppe Nord durch Litauen und Lettland bis Estland vor und fasste Leningrad ins Auge. Im Mittelabschnitt schien sich bereits der Anfang vom Ende der sowjetischen Streitkräfte abzuzeichnen: Bei Smolensk (bis 5.8.) gingen 310 000, bei Kiew (bis 26.9.) 655 000 und in der Doppelschlacht von Wjasma und Brjansk (bis 15.10.) 673 000 Rotarmisten in Gefangenschaft. Ein Millionenaderlass, von dem sich selbst nach Ansicht amerikanischer Beobachter die Sowjetarmee kaum würde erholen können. Doch gerade die immensen Verluste verschafften ihr eine Atempause und wichtigen Zeitgewinn. Hitler nämlich hatte gegen den Rat seiner obersten Militärs die Panzer nach Süden eindrehen lassen, weil er die Ukraine zur Versorgung des Ostheeres brauchte und weil die Heeresgruppe Süd nicht nach Plan vorankam.
Unterstützung aus der Neuen Welt
Zwar brachte die gigantische Umfassungsschlacht große Erfolge, doch sie kostete Zeit. Diese nutzte Stalin, der persönlich den Oberbefehl über die Rote Armee übernommen hatte, zur Verlagerung von Industrieanlagen nach Osten und zur Verständigung mit Churchill. Der britische Premier hatte gleich nach dem deutschen
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