Der Zweite Weltkrieg
japanischen Marineluftwaffe gegründet, dessen Piloten sich mit voller Bombenlast auf feindliche Schiffe stürzten. Die Formation erhielt den Namen Kamikaze (Götterwind). Für den Kamikaze-Kampf wurden spezielle Waffen entwickelt wie die bemannte Ohka-Bombe oder die von vornherein als Einwegbomber gebaute Nakajima K-115 Tsurugi (Säbel). Bei den Piloten handelte es sich um Freiwillige, in der Mehrzahl fanatisierte Schüler und Studenten, die innerhalb einer Woche in ihre Aufgabe eingewiesen wurden. Vor dem Start verabschiedete man die Todgeweihten mit einem Helden-Ritual. Hauptziel aller Kamikaze-Flieger waren die alliierten Träger, die sich in zentralen Aufzügen und Flugdecks besonders verheerend treffen ließen. Gesamtbilanz aller Kamikaze-Einsätze: 1228 Totalverluste einschließlich Begleitjäger, 34 Kriegsschiffe versenkt, 288 beschädigt
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Zwei riesige flachgängige Truppentransporter beim Anlanden der 6. US-Armee auf Leyte am 20.10.1944; ein Ponton aus Sandsäcken beschleunigte das Ausborden von Männern und Material
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(c) dpa/picture alliance
Traumatisierende Sommerfrische
Kinderlandverschickung während des Bombenkriegs
Organisationen, die für die Erholung von Stadtkindern in ländlichen Gebieten sorgten, gab es schon früher und auch in anderen Ländern. Eine Folge des Krieges aber war die am 27.9.1940 ins Leben gerufene „Erweiterte Kinderlandverschickung“ (KLV), die auf Weisung Hitlers vom ehemaligen Reichsjugendführer von Schirach als „Reichsleiter für die Jugenderziehung der NSDAP“ organisiert wurde. Er sorgte mit Hilfe von Wohlfahrtsverbänden, HJ und NS-Lehrerbund für die Evakuierung von Kindern aus „Luftnotgebieten“, zunächst also aus den Städten im Westen und Norden des Reiches. Die NSDAP finanzierte diese KLV, die zunächst auf sechs Monate befristet und freiwillig war. Getrennt nach Geschlechtern wurden die Kinder zwischen zehn und 14 Jahren mit Lehrern ihrer Schule in Lagern, oft außerhalb des Reichsgebiets, untergebracht. Dafür wurden Pensionen, Hotels, Jugendherbergen, Schullandheime oder kirchliche Einrichtungen beschlagnahmt oder Zeltlager errichtet.
Mütter als Arbeitskraftreserve
Mit Verschärfung des Luftkriegs seit 1943, als viele Schulen den Unterricht einstellten, wurde die KLV drastisch ausgeweitet und zur Dauereinrichtung. Es gab schließlich rund 9000 Lager, die meist ältere Lehrer leiteten, während jugendliche „Lagermannschaftsführer“ den Dienst gestalteten; Anweisungen dafür gab die Zeitschrift „Unser Lager“ mit „Richtblättern“. Damit stand die KLV ganz im Zeichen der NS-Erziehung und ihrem Prinzip: „Jugend muss durch Jugend geführt werden.“
Die hinter der Einrichtung stehende Not wurde zur weltanschaulichen Tugend gemacht, da man die Kinder in den Lagern ungestört von Eltern oder kirchlichen Einflüssen politisch schulen und vormilitärisch ausbilden konnte. Zugleich nahm man den Müttern – die Väter waren meist im Krieg, in Gefangenschaft oder gefallen – die Sorge um die Kinder und gewann so Arbeitskraftreserven. Über ein Drittel aller deutschen Schul- und Vorschulkinder (insgesamt etwa 5 Millionen) dürfte mit den KLV-Lagern Bekanntschaft gemacht haben.
Notabitur
Mit dem rasanten Aufbau der Wehrmacht hielt der Offiziersnachwuchs nicht Schritt. Schon im Januar 1938 wurde daher die Oberschulzeit für Jungen auf acht Jahre herabgesetzt, für Mädchen erst 1940. Im Volksmund bürgerte sich für die verfrühte Reifeprüfung nach zwölf Schuljahren im Krieg der Begriff „Notabitur“ ein. Am 8.9.1939 erging eine „Anordnung über Reifezeugnisse“, nach der Schüler wegen Einberufung sogar das achte Oberschuljahr schon früher beenden konnten, wozu die schriftlichen Arbeiten erlassen wurden und nur noch eine mündliche Prüfung vorgesehen war. 1941 fiel auch diese weg, und das Notabitur wurde seit Februar 1942 schon 17-Jährigen ermöglicht. Im weiteren Verlauf des Krieges wurde die Möglichkeit immer großzügiger gehandhabt. Nach dem 1.1.1943 verliehene – von „erworbenen“ konnte nicht mehr die Rede sein – Reifezeugnisse wurden daher nach dem Krieg annulliert
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Strandgut des Krieges
Im Rückblick erschien die KLV den Betroffenen oft romantisch verklärt, wie das Wort selbst auch eher „Sommerfrische“ als Furcht vor Luftangriffen suggerierte. Die Schäden aber durch die Trennung von Familie und Heimat, durch die Angst um die Zurückgebliebenen in den bombardierten Städten und um die Angehörigen an den Fronten
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