Der Zweite Weltkrieg
der Heeresgruppe B kaum Spielraum hatte.
Trotz der Überraschung des Gegners und des schlechten Wetters, das die alliierten Flieger am Boden hielt, geriet der deutsche Angriff im Norden ins Stocken. Man hatte die nach Hitlers Ansicht „in der Defensive hilflosen“ Amerikaner unterschätzt. Im Mittelabschnitt gelang immerhin die Einschließung von Bastogne, und die 2. Panzerdivision drang bis Dinant vor. Im Norden wäre der Kampfgruppe Peiper um ein Haar dann doch am 17.12. der Durchbruch gelungen, wenn sie nicht Treibstoffmangel kurz vor Erreichen eines amerikanischen Benzindepots zum Stehen gebracht hätte. Nach einer Woche klarte der Himmel auf, und die amerikanischen Gegenmaßnahmen begannen zu greifen. Am 26.12. war Bastogne wieder freigekämpft. Die Ardennenoffensive hatte auf deutscher Seite 17 200 Tote, 16 000 Gefangene und 34 000 Verwundete gefordert, die Amerikaner verloren 30 000 Tote und Vermisste, fast 50 000 GIs wurden verwundet.
Malmedy
Am 17.12.1944 wurden nahe der damals deutschen, heute belgischen Kreisstadt Malmedy 71 amerikanische Kriegsgefangene vermutlich von Angehörigen der 1. SS-Panzerdivision „Leibstandarte-SS Adolf Hitler“ erschossen. Deswegen wurden am 16.7.1946 von einem amerikanischen Militärgericht in Dachau 73 ehemalige Soldaten des Verbandes verurteilt, 43 zum Tod. Alle Strafen aus dem Malmedy-Prozess wurden später im Gnadenweg herabgesetzt. Mitte der 1950er Jahre waren alle Verurteilten wieder frei. Einer der Hauptangeklagten, der hochdekorierte SS-Standartenführer Joachim Peiper, ließ sich 1970 ausgerechnet in Frankreich nieder und wurde dort 1976 ermordet; der Fall blieb ungeklärt
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Hitlers Motive für den von vornherein aussichtslosen Kraftakt sind militärisch im Versuch der Wiedergewinnung der Initiative zu sehen, politisch hoffte er, die in seinen Augen „widernatürliche“ Koalition der kapitalistischen Westmächte mit der kommunistischen Sowjetunion aufbrechen und sich als Partner für einen Endkampf gegen den Bolschewismus empfehlen zu können. Beide Rechnungen gingen nicht auf, im Gegenteil: Die Allianz der Gegner wurde zementiert, die Entblößung der Ostfront und die hohen Verluste beschleunigten den Zusammenbruch des Reiches.
Nur vorübergehend lehrten die Grenadiere der Waffen-SS die GIs das Fürchten (Foto: Soldat in Kampfmontur mit Patronengurt). Nach zehn Tagen ging der letzten deutschen Offensive im Westen die Kraft aus
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Schlüsselfigur Tito
Untergang und Erneuerung Jugoslawiens (1941-1945)
Das seit 1929 sogenannte Königreich Jugoslawien, 1918 von den Siegermächten künstlich geschaffen aus Serbien, Montenegro und Teilen des geschlagenen Österreich-Ungarns, war im deutschen Balkanfeldzug 1941 untergegangen, existierte aber in der Londoner Exilregierung unter dem jungen König Peter II. völkerrechtlich weiter. De facto aber hatte sich Kroatien unter Diktator Pavelic, dem Führer der faschistischen Ustascha (siehe Kasten), vom Staatsverband gelöst, andere Teile waren von Deutschen und Italienern übernommen und wieder andere von Bulgarien geschluckt worden. Gleich nach der Besetzung durch die Achsenmächte hatte sich in den unwegsamen Gebirgsregionen eine rasch wachsende Widerstandsbewegung gebildet, die aber unter ethnischen Konflikten und politischen Rivalitäten ihrer Anführer litt. Zwei Hauptfiguren profilierten sich in besonderer Weise:
Ustascha
Gegen den serbischen Zentralismus und die Königsdiktatur Alexanders I. im jungen Balkanstaat Jugoslawien bildete sich eine katholisch-kroatische Verschwörerbewegung um den Anwalt Ante Paveliç, der sie am 7.1.1929 als Partei der Ustascha (= Empörer) institutionalisierte. Sie versuchte mit terroristischen Mitteln wie der Ermordung des Königs 1934 eine kroatische Autonomie durchzusetzen, vertrat faschistisches Gedankengut und fand daher Unterstützung bei Italien. Nach dem deutschen Balkanfeldzug wurde die Ustascha Trägerin des völlig von Deutschland abhängigen „Unabhängigen Staates Kroatien“, der in die Judenverfolgung wie in die Kriegsanstrengungen eingespannt wurde. Die Ustascha dehnte allerdings die NS-Ausrottungspolitik auf die orthodoxen Serben wie auf die Muslime aus und schuf damit ein Klima der Unversöhnlichkeit, das, verschärft durch die blutige Abrechnung mit Paveliçs Anhängern unter Tito, den Balkan bis heute nicht zur Ruhe kommen lässt
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Serbisch-kroatische Rivalität
Da war der serbische bürgerliche Offizier Dragojub „Draza“ Mihailovic, der eine
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