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Der Zypressengarten

Der Zypressengarten

Titel: Der Zypressengarten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Santa Montefiore
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elftausend Quadratmeter mit Meerblick. Spitze.«
    »Trotzdem ist es ätzend.«
    »Wollen Sie mir erzählen, wenn Sie Geld wie Heu hätten, würden Sie da nicht wohnen wollen?«
    »Nie im Leben. Das Haus ist neu, hat weder Charakter noch Charme.«
    »Aber es ist groß.«
    »Und hat keine Seele.«
    »Aus Ihnen werde ich nicht schlau, Clementine.«
    Seufzend blickte sie aus dem Fenster. »Machen Sie sich nichts draus. Ich auch nicht.«
    Bei ihrer Rückkehr ins Büro telefonierte Sylvia mit Freddie, kritzelte Herzen auf ihren Notizblock und wartete, bis Mr Atwood aus dem Raum war, ehe sie Clementine erzählte, dass ihr Argentinier da gewesen war und nach ihr gefragt hatte.
    »Was hat er gesagt?«, fragte Clementine.
    »Nur dass er dich sehen wollte.«
    »Aha.«
    »Er ist umwerfend. Es ist sein verschlagenes Lächeln. Und sein Akzent ist wie Toffee-Bananen-Torte.«
    »Ich nehme an, er wollte sich entschuldigen.«
    »Wofür?«
    »Ist eine lange Geschichte.« Sie setzte sich hin. Es ärgerte sie, dass sie ihn verpasst hatte. »Was mache ich jetzt?«
    »Geh nach Hause zu Joe. Rafa ist ein Mann, der jedem Mädchen das Herz bricht.« Natürlich müsste Sylvia ihr sagen, dass er sie abends im Hotel erwartete, aber so sehr sie sich auch anstrengte, brachte sie die Worte nicht über die Lippen. Und obgleich sie Eifersucht für keinen schönen Zug hielt, sagte sie sich, dass Clementine gar nicht an ihm interessiert war. Die nämlich hockte sich mürrisch hinter ihren Schreibtisch.

19
    Am Abend warf Sylvia sich in ein rotes Kleid, malte ihre Lippen nach und fuhr hinauf zum Polzanze. Ihr schlechtes Gewissen, weil sie Clementine nichts gesagt hatte, drängte sie energisch beiseite.
    Der Page begrüßte sie an der Tür und ging mit ihr zur Rezeption.
    »Guten Abend, was kann ich für Sie tun?«, fragte Jennifer, die höflich lächelnd hinter dem Tresen saß.
    »Ich bin mit Ihrem Künstler verabredet, Rafa …« Sie zögerte, denn seinen Nachnamen kannte sie nicht.
    Jennifer kam die vollbusige Rothaarige bekannt vor, auch wenn sie die Frau nicht zuordnen konnte. »Ja, sicher. Er ist im Salon, gleich gerade durch.« Sie beobachtete, wie die Frau sehr langsam und hüftenschwingend durch die Diele schritt, als schlenderte sie aufreizend durch den Saloon in einem Western. Und da fiel ihr wieder ein, wo sie die Frau schon mal gesehen hatte: durchs Fenster von Atwood und Fisher. Jennifer atmete auf und war froh, dass sie das verräterische Armband abgenommen hatte.
    Rafa saß im großen Salon und unterhielt sich mit einer Gruppe alter Frauen und einem rotgesichtigen alten Mann in einem blauen Blazer mit Goldknöpfen. Er blickte auf, als Sylvia auf ihn zukam, und lächelte. Sylvia bemerkte sofort, dass er an ihr vorbeisah: auf der Suche nach Clementine. So etwas war Sylvia nicht gewöhnt.
    »Ich bin allein, bedaure. Clementine hatte schon was vor«, sagte sie gelassen, als er aufstand, um sie zu begrüßen. Seine Miene verdunkelte sich vor Enttäuschung. Auch das war Sylvia nicht gewöhnt. Normalerweise stellte sie alle anderen Frauen in den Schatten. »Es macht dir doch hoffentlich nichts aus, mit mir einen Drink zu nehmen, oder?«
    »Im Gegenteil, es ist mir ein Vergnügen. Gehen wir nach draußen, das heißt, falls es dir nicht zu frisch ist.«
    »Ich habe einen Schal dabei«, antwortete sie und wedelte damit vor ihm. »Der ist den weiten Weg von Indien hierhergekommen.«
    »Wann warst du in Indien?«
    »Oh, ich gar nicht. Ist ein Geschenk.«
    »Sehr hübsch.«
    Sie genoss seinen samtigen Akzent und folgte ihm hinaus zum Wintergarten mit der angeschlossenen Terrasse. »Ich könnte dir den ganzen Tag zuhören«, seufzte sie. »Aber sicher sagen dir das alle Frauen.«
    »Also wäre es zwecklos, englischer klingen zu wollen?«, erwiderte er lachend.
    »Oh ja, das wäre gar nicht gut. Du hättest schlagartig keine Bewunderinnen mehr, wenn du dich wie alle anderen anhören würdest.«
    »Na, dann sollte ich meinen Akzent besonders kultivieren.«
    Die Terrasse war beinahe voll besetzt. Sie ergatterten einen kleinen runden Tisch und sahen sich über das Windlicht in der Mitte hinweg an.
    »Und wie ist Clementines Freund so?«
    »Ich habe die beiden bekannt gemacht«, sagte Sylvia stolz. »Stört es dich, wenn ich rauche?«
    »Überhaupt nicht.«
    »Darf ich dir eine anbieten?«
    Er schüttelte den Kopf. »Mich wundert, dass eine schöne Frau wie du raucht.«
    Sie holte die Schachtel aus ihrer Tasche und tippte mit einer ihrer rot lackierten

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