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Der Zypressengarten

Der Zypressengarten

Titel: Der Zypressengarten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Santa Montefiore
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Inneneinrichtung angeht, nicht wahr?« Marina sparte sich den Hinweis, dass es sich um ihren Geschmack handelte. »Wie heißt diese schöne Blume da?« Sie zeigte auf ein Gesteck aus lila Orchideen auf dem Couchtisch am anderen Ende.
    »Orchidee«, antwortete Marina.
    »Nein, meine Liebe, ich meine den Erwachsenennamen.«
    »Den kenne ich nicht«, sagte Marina. »Da muss ich erst noch größer werden.«
    In diesem Moment erschien Grey mit Charles, dessen Gesicht vor lauter Aufregung gerötet war. »Grey gibt mir eine Führung durch den Garten«, verkündete er.
    Marina bekam Panik. Die Vorstellung, hier mit Celeste festzusitzen, war ihr unerträglich. »Möchten Sie vielleicht mitgehen?«, fragte sie hoffnungsvoll.
    Aber Celeste lehnte sich auf dem Sofa zurück und verschränkte ihre Arme vor der Brust. »Ich laufe doch nicht raus in den Regen«, antwortete sie entsetzt. »Geht ihr Jungs ruhig nach draußen. Wir bleiben lieber nahe am Feuer, nicht wahr, Marina?« Heather brachte ein Tablett mit Tee. »Prima Timing. Ich könnte morden für eine Tasse Tee. Ist das Earl Grey?«
    »Ja, Ma’am«, sagte Heather und stellte das Tablett auf den Couchtisch.
    »Ah, Kekse. Die rühre ich nicht an.«
    »Es ist selbst gebackenes Shortbread«, erklärte Marina.
    »Ja, sicher doch. Wie typisch für diese kleinen Häuser in der Provinz. Entzückend, keine Frage, aber nein danke. Ich bin schließlich nicht so rank und schlank, weil ich mich bei jeder Gelegenheit mit Shortbread vollstopfe.«
    Heather schenkte ihr eine Tasse Tee ein. »Nehmen Sie Milch, Ma’am?«
    »Ist das Sojamilch?«
    »Nein, Kuhmilch.«
    »Fett oder mager?«
    »Normalfett.«
    Celeste wurde bleich. »Dann nur eine Scheibe Zitrone, bitte.«
    Marina sah Heather an und rollte mit den Augen. Das Wochenende versprach anstrengend zu werden.
    Als Rafa in den Salon geschlendert kam, setzte Celeste sich interessiert auf. Marina stellte ihn Celeste vor, die sofort mit ihm zu flirten begann wie ein junges Mädchen. Sie war es eindeutig gewöhnt, bewundert zu werden, und schien ihr Verhalten keineswegs unangemessen zu finden, obgleich sie alt genug war, Rafas Mutter zu sein. Sie kicherte schüchtern und klimperte ihn mit ihren dick schwarz getuschten Wimpern an. Rafa schmeichelte ihr, stellte ihr Fragen über sich und sah ihr auf die für ihn so typische Art in die Augen, die ihr das Gefühl gab, der einzige Mensch im Raum zu sein, mit dem er reden wollte. Marina fragte sich, ob er es mit Absicht machte, um ihr einen Gefallen zu tun, oder ob es vielmehr unbewusst geschah.
    »Malen Sie, Celeste?«, fragte er.
    »Ich war mal eine sehr gute Malerin«, antwortete sie. »Ich habe nämlich einen sicheren Blick für Details.«
    »Dann kommen Sie doch zu meinem Malkurs.«
    Marina sprang sofort ein, um sie zu ermuntern. »Oh ja, das müssen Sie unbedingt, Celeste. Sie können den jungen Mädchen zeigen, wie es geht.«
    »Ach, ich habe seit Jahren nicht mehr gemalt.«
    »Das verlernt man nicht«, sagte Rafa.
    »Es ist wie Fahrradfahren«, pflichtete Marina ihm bei.
    »Da müsste ich mich erst umziehen.«
    »Ich kann Ihnen einen Kittel geben«, bot Rafa an. »Kommen Sie, ich würde mich freuen.«
    Celeste stand auf. »Was für eine wunderbare Idee, Marina, einen Hauskünstler einzuladen.«
    »Danke«, antwortete sie und wartete auf die nächste Beleidigung, die erstaunlicherweise ausblieb.
    Celeste folgte Rafa in den Wintergarten, und Marina ergriff die Flucht – allerdings erst nachdem sich Rafa zu ihr umgesehen und ihr zugezwinkert hatte.
    Mittags kehrte Charles voller Begeisterung mit Grey zurück. Sie waren den ganzen Weg oben an den Klippen entlang bis Dawcomb-Devlish gewandert und hatten dort im Wayfarer einen Kaffee getrunken.
    »Ein entzückendes Fleckchen«, sagte Charles und atmete genüsslich tief ein. »Es geht doch nichts über das Meer und den Geruch von Ozon, um die Luftwege zu reinigen und den Geist zu beruhigen. Hier spürt man eine besondere Energie. Gefällt mir. Gefällt mir sogar sehr.«
    Grey wollte nicht aufdringlich sein, deshalb ließ er Charles und seine Frau im Speisesaal allein zu Mittag essen.
    In Charles hatte der Sommelier endlich jemanden gefunden, mit dem er sich über gute Weine austauschen konnte. Sie sprachen lang und breit über die Weinliste, ehe Charles einen roten Cabernet Sauvignon, Chateau Palmer ’90, wählte, einen der teuersten Weine auf der Karte. Der Sommelier tanzte beinahe um die Tische, als er davoneilte, um die Flasche aus dem Keller

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