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Derek Landy

Derek Landy

Titel: Derek Landy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebellion der Restanten
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so
kommt. Wenn du erst einen Bruder hast oder eine Schwester, die zu dir aufschaut
und dich braucht, hältst du vielleicht erst mal inne und denkst nach, bevor du
dich Hals über Kopf in irgendwelche gefährlichen Situationen stürzt."
    "Ich halte jetzt schon inne und denke nach."
    "Und dann rennst du trotzdem los."
    "Aber nicht, ohne innegehalten und nachgedacht zu
haben."
    Fletcher lächelte. "Manchmal mache ich mir einfach
Sorgen um dich."
    "Deine Besorgnis rührt mich zutiefst."
    "Du nimmst mich kein bisschen ernst, wie?"
    "Ich kann dich nicht ernst nehmen, Fletch, du hast
einen Klecks Eiscreme auf der Nase. Außerdem können wir noch tausendmal über
dieses Thema reden - es wird mich nicht daran hindern zu tun, was ich tun
muss."
    Fletcher aß den letzten Rest seiner Waffel und wischte sich
das Eis vom Gesicht.
    "Bist du so entschlossen, die Heldin zu spielen?",
fragte er leise.
    Sie küsste ihn und verzichtete auf eine Antwort. Er täuschte
sich natürlich. Es ging nicht darum, die Heldin zu spielen - nicht mehr. Es
ging nur noch darum, nicht die Böse zu sein.
     
    DER NEUE MESSIAS
     
    Sich an jemanden anzuschleichen, der die Zukunft voraussehen
kann, ist kein so unmögliches Unterfangen, wie viele Leute vielleicht glauben.
Zum einen ist die Zukunft dem Wandel unterworfen. Einzelheiten verschieben
sich, Umstände verändern sich, und während das Universum bemüht ist, sich immer
wieder den Anschein zu geben, als sei es im Gleichgewicht, bekommt das
Schicksal seine Chance, sich zu zeigen. Der Trick besteht darin, in einer Welt,
die im Grunde nur in Ruhe gelassen werden will, ein ständiger Störfaktor zu
sein.
    Solomon Kranz war zuversichtlich, dass er genau so ein
Störfaktor sein konnte. Da er viele seiner Entscheidungen dem Zufall überließ,
hatte er sich bereits dreimal dem Tattoo-Studio genähert und war, nachdem er
eine Münze geworfen hatte, daran vorbeigegangen. Der vierte Münzwurf dann
schickte ihn zur Tür und die schmale Treppe hinauf, eine schwarze Tasche in
einer Hand, den Gehstock in der anderen. Von oben drang kein Geräusch zu ihm
herunter. Kein Sirren der Tattoo-Nadel. Kein Geplauder, Lachen oder Jaulen. Er
konnte die Falle, die ihn erwartete, praktisch spüren, doch langsamer ging er
deshalb nicht.
    Oben an der Treppe angekommen drehte er sich um 90 Grad und
ging durch die Tür, und das war der Augenblick, in dem ihn der hagere Mann mit
dem Pogues-T-Shirt mit einem Kissen angriff. Da Kissen nicht unbedingt zu den
allertödlichsten Waffen dieser Welt gehören, prallte es mit einem weichen Plopp
von seiner Schulter ab und der hagere Mann versuchte an ihm vorbeizurennen.
Kranz ließ seinen Gehstock fallen, packte den Mann und warf ihn gegen einen
Stuhl, der aussah, als gehörte er in eine Zahnarztpraxis. Der hagere Mann fiel
ungeschickt darüber.
    "Finbar Wrong", begann Kranz und legte die
schwarze Tasche auf einen Tisch in der Nähe. "Darf ich dich Finbar nennen?
Ich nehme an, du weißt, wer ich bin."
    Finbar sprang auf die Füße, hielt die Arme vor sich
ausgestreckt und die Finger gespreizt. "Das weiß ich", entgegnete er,
"und ich glaub, ich muss dich warnen, Mann. Du kannst mich nicht besiegen.
Ich habe diesen Kampf vorhergesehen und kenne jede Bewegung, die du machen
wirst."
    Schatten ringelten sich um Kranz' Gehstock, richteten ihn vom
Boden auf und legten ihn in seine wartende Hand.
    Finbar nickte. "Ich wusste, dass du das machen
würdest."
    Kranz begann, um den Stuhl herumzugehen. Finbar schlug die
entgegengesetzte Richtung ein. Kranz drehte sich um und marschierte zurück und
Finbar tat es ihm gleich.
    Kranz seufzte. "Das ist doch lächer-"
    "Lächerlich!", unterbrach Finbar ihn rasch.
"Siehst du? Ich hab diese Begegnung schon mal durchlebt. Du machst dich
jetzt besser vom Acker, Mann, und sparst dir damit einen Haufen
Schmerzen."
    "Wenn du diese Auseinandersetzung tatsächlich
vorausgesehen hast, wenn du genau gewusst hast, wann ich komme, warum hast du
dann mit einem Kissen nach mir geworfen?"
    Finbar zögerte. "Ich ... ich spiele mit dir, so ist das
nämlich. Wenn ich dich mit einem Kissen angreife anstatt mit meinen
hammerharten Fäusten, dauert es sozusagen länger, es verlängert deine
Schmerzen. So ähnlich wie Wasserfolter, nur mit Kissen. Kissenfolter."
    "Es klingt zumindest nicht sehr schmerzhaft."
    "Na ja, ich habe mich noch nicht endgültig auf einen
bestimmten Ausdruck festgelegt..."
    "Gehe ich recht in der Annahme, dass du gelernter Boxer
bist?"
    "So ist es."
    "Dafür

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