Derek Landy
Männern und einer Frau, die Licht in
den Händen hielten. "Das sind die Urväter, als sie zum ersten Mal auf
Magie stießen. Die Wolken über ihnen stellen die Gesichtslosen dar und das Gras
zu ihren Füßen die Menschen."
"Gewöhnliche Menschen werden als Rasen
dargestellt?" Walküre hob die Augenbrauen. "Wie nett und kein
bisschen beleidigend."
"Die Menschen werden als einzelne Grashalme
dargestellt", erklärte Skulduggery mit einem Lächeln. "Aus der Erde
geboren und ein so natürlicher Teil des Lebens wie die Magie. Du kannst
erkennen, dass die Urväter das Gras vor den unnatürlichen Unwetterwolken
schützen."
"Ich sehe nur, dass die Urväter auf dem Gras stehen,
dass es auf sie herunterregnet und dass keiner daran gedacht hat, einen Schirm
mitzunehmen. Die Schlauesten waren sie wohl nicht, wie?"
"Sei nicht so streng - du stammst von einem von ihnen
ab, vergiss das nicht."
"Jeder Vorfahre von mir hätte einen Schirm mitgenommen",
murmelte Walküre und ging hinüber zur anderen Wand. Die dort dargestellte Szene
irritierte sie; es war, als hätte ein Haken einen Weg in ihren Magen gefunden
und zöge jetzt sacht an ihren Eingeweiden. Eine zerstörte Stadt, die Toten
überall verstreut wie verwelkte Blätter, die an einem windstillen Nachmittag
von den Bäumen fallen. Mittendrin stand ein brennender Mann, eingehüllt von
schwarzen Flammen. "Und das hier?", fragte sie. "Soll das
Mevolent sein?"
Skulduggery war zu ihr herübergekommen. "Diese Kammern
wurden gebaut, lange bevor der Krieg gegen Mevolent ausbrach. Nein, das ist
nicht Mevolent. Es ist sein Meister. Es ist der Unbenannte."
Walküre sah ihn an. "Hieß er ,der Unbenannte' oder
hatte er ganz einfach keinen Namen?"
"Er hatte keinen."
Sie runzelte die Stirn. "Wie geht das denn? Unsere
ganze Magie kommt doch von unserem wahren Namen, oder? Ich habe alles darüber
gelesen. Woher bezog er seine Magie, wenn er keinen wahren Namen hatte?"
"Jedes Naturgesetz kennt Abweichungen. Ich bin übrigens
sehr beeindruckt, dass du gelegentlich Recherchen anstellst."
"Nachdem Marr Myron Stray befohlen hat, sich
umzubringen und das Sanktuarium zu zerstören, dachte ich, es sei vielleicht
keine schlechte Idee, mich ein bisschen mit dieser ganzen Namensgeschichte zu
befassen."
"Hast du Angst, dass jemand deinen wahren Namen
herausbekommen könnte?"
Angst war ein ausgesprochen milder Ausdruck für etwas so
durch und durch Entsetzliches. Walküre nickte stumm. Sie traute ihrer Stimme
nicht.
Skulduggery ging weiter. "Und was hast du
herausgefunden?"
Sie passte sich seinem Schritt an und zwang sich, sachlich
zu bleiben. "Unsere wahren Namen sind magische Namen; sie stammen aus der
ältesten aller magischen Sprachen. Praktisch alle von uns laufen herum, ohne zu
wissen, wie ihr wahrer Name lautet, aber die Magie, die er bereithält, können
wir trotzdem nutzen."
"Und weiter?"
"Wenn du herausbekommst, wie dein wahrer Name lautet,
ist das ungefähr so, als würdest du direkt zur Quelle gehen. Du hättest dann
sogar mehr Macht als die Urväter. Du könntest es mit den Gesichtslosen
aufnehmen, ohne dass du eine Waffe brauchtest."
"Wenn das so ist", gab Skulduggery zu bedenken,
"warum wurde Myron Stray dann eine Marionette und kein Gott?"
"Jemand, in diesem Fall Mr Bliss, hat seinen wahren
Namen vor ihm herausbekommen, sodass er keine Zeit hatte, ihn zu
versiegeln."
Sie betraten den Großen Saal und ließen das Thema fallen.
Dreißig oder vierzig Leute standen herum und unterhielten sich leise. Der Boden
hier war aus Marmor und die Wände waren wunderschön gestaltet; die kunstvollen
Zeichnungen setzten sich bis in die Kuppel hinein fort.
Erskin Ravel kam lächelnd zu ihnen herüber. Walküre war ihm
schon etliche Male begegnet - er hatte während des Krieges mit Skulduggery und
Grässlich zusammen in einer Spezialeinheit gekämpft. Sie mochte Ravel. Er war
charmant und höflich und auf eine männliche Art schön.
"Erskin", begrüßte Skulduggery ihn und schüttelte
ihm die Hand.
"Skulduggery, schön dich zu sehen", erwiderte
Ravel und schüttelte danach Walküre die Hand. "Du siehst gut aus,
Walküre."
Walküre spürte, wie sie rot wurde, und wandte das Gesicht
ab, damit keiner es merkte. Dabei fiel ihr Blick auf einen alten Mann mit
grauem Bart und sie runzelte die Stirn. "Warum ist er hier?"
Ravel steckte die Hände in die Taschen. "Ob einem das
nun passt oder nicht, wir brauchen Vertreter aller größeren Gruppen, um einen
neuen Großmagier wählen zu können,
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