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Derek Landy

Derek Landy

Titel: Derek Landy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebellion der Restanten
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großer Junge, Des, du kannst dir selber
was einfallen lassen. Vielleicht stellst du dich draußen hin und hörst dem
Plätschern zu."
    "Dann kann ich mich auch hier vors Badezimmer
stellen." Er tat beleidigt.
    "Darf ich fragen", begann Walküre, "warum ...
hm ... warum ein Sportverein?"
    Ihre Mutter zuckte mit den Schultern und lächelte. "Du
trainierst doch irgendwo und da dachten wir, warum das Training nicht in einem
Verein absolvieren, in dem alle Trainer in Erster Hilfe ausgebildet sind und
alles sauber und ordentlich ist?"
    "Ich trainiere nicht, Mum. Ich ... ich mache Sport in
der Schule, das ist alles."
    "Was für eine Art von Sport?", wollte der Vater
wissen. "Badminton? Rugby? Cage
Fighting?"
    "Einfach nur Sport. Ich laufe viel. Und ich
schwimme."
    "Der Verein hat ein Schwimmbecken."
    "Ja, Dad, ich weiß."
    "Wenn du den Gutschein nicht haben willst, ist das kein
Problem", sagte ihre Mum und streckte die Hand aus, um ihn an sich zu
nehmen.
    Walküre drückte ihn an ihre Brust. "Oh nein",
lachte sie, "ich behalte ihn."
    Ihre Eltern lächelten und wandten sich dem nächsten Geschenk
auf dem Stapel zu. Walküre fragte sich, weshalb sie zunächst so ablehnend
reagiert hatte. Wenn Zauberer oder sonst jemand aus jenem Teil ihres Lebens
Bemerkungen zu ihrer körperlichen Fitness machten, fand sie das okay, aber hier
konnte sie offenbar nicht so gelassen damit umgehen. Vielleicht wollte sie
nicht, dass ihrer Familie auffiel, wie anders sie war. Ihr gefiel es, zu Hause
einfach ganz normal zu sein. Hier war sie kein möglicher Todbringer. Hier war
sie nicht Darquise, die Weltenkillerin. Hier war sie Stephanie Edgley -
Tochter, Schülerin und bald große Schwester.
    Nachdem sie sich selbst in der Zukunft gesehen hatte, war
ihr der Gedanke, älter und stärker zu werden, verhasst gewesen. Denn je älter
und stärker sie wurde, desto ähnlicher wurde sie ihrem zukünftigen Ich. Doch
die Möglichkeit, ihren Namen zu versiegeln und nie zu dem Monster zu werden,
das seine eigenen Eltern umbrachte, hatte alles verändert. Sie hatte wieder die
Kontrolle über sich und freute sich darauf, Tanith immer ähnlicher zu werden.
Muskulös. Stromlinienförmig. Kraftvoll.
    Und sie brauchte dazu nicht einmal eine Mitgliedschaft in
einem Sportverein, aber es war eine nette Geste von ihren Eltern. Es bewies,
dass sie sich Gedanken um sie machten, ohne sich einzumischen. Das gefiel ihr.
     
    Sie besuchten die Verwandtschaft. Jedes Jahr an Weihnachten
traf sich die Familie ihrer Mutter um die Mittagszeit im Haus der Großmutter
drüben in Clontarf. Früher fürchtete sie diese Besuche, doch inzwischen liebte
Walküre sie. Ihre Cousins und Cousinen waren jetzt sehr viel interessanter als
früher und ihre Onkel und Tanten ließen Persönlichkeiten erkennen, die ihr
ständiges Kopftätscheln und Wangenkneifen in der Vergangenheit nicht zum
Vorschein hatten kommen lassen.
    Ihre Oma erinnerte sie an einen silberhaarigen Tasmanischen
Teufel, wie sie von Grüppchen zu Grüppchen wuselte, um sich zu vergewissern,
dass sich alle gut amüsierten oder zumindest jeder einen mit Essen beladenen
Pappteller in der Hand hatte. Walküre plauderte, lachte viel und kam sich vor
wie ein ganz normales sechzehnjähriges Mädchen.
    Doch nach einer Stunde war der Spaß vorbei, als sie von der
Familie mütterlicherseits zurück nach Haggard zu der Familie väterlicherseits
fuhren. Nachdem sie vor dem Haus geparkt hatten, trotteten sie wie
Strafgefangene den Gartenweg hinauf zur Haustür.
    "Klopf an", forderte Walküres Mutter ihren Mann
auf.
    Der schüttelte den Kopf. "Mag nicht."
    "Es ist deine Verwandtschaft."
    "Ich kann nicht anklopfen. Ich habe keine Hände."
    "Stephanie, sei ein braves Mädchen und klopfe bitte an,
ja?"
    Aber Walküre tat so, als sei sie taub.
    Ihre Mutter seufzte, sagte "gut" und hob die Hand.
Sie zögerte. Die Hand senkte sich. "Würden sie uns überhaupt
vermissen?", fragte sie.
    "Nein", antwortete der Vater wie aus der Pistole
geschossen.
    "Wahrscheinlich ist es gesteckt voll da drin",
fuhr seine Frau fort. "Es wird schwierig werden, mit jedem ein paar Worte
zu wechseln. Wir könnten eine Stunde da drin sein und hätten noch nicht mal die
Hälfte begrüßt. Womöglich würde man uns nicht einmal bemerken."
    "Wir sollten nach Hause fahren und warten, bis der
Truthahn gar ist."
    Und dann ging die Tür auf und Beryl schaute heraus und alle
Hoffnung auf ein Entkommen war dahin.
    "Fröhliche Weihnachten", begrüßte Beryl sie und
setzte ein

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