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Derek Landy

Derek Landy

Titel: Derek Landy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebellion der Restanten
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steifes Lächeln auf. "Wollt ihr nicht reinkommen?"
    Walküre ließ ihren Eltern den Vortritt und trottete hinter
ihnen her. Im Wohnzimmer lief die Heizung auf Hochtouren. Das und die heiße
Luft, die die versammelten Gäste abgaben, fraß wahrscheinlich ein riesiges Loch
in die Ozonschicht. Es waren ein paar Edgleys anwesend, doch die Mehrzahl der
Gäste waren Mullans aus Beryls Familie. Die redeten viel und sie redeten laut
und Walküre schätzte, dass die Hälfte der Erwachsenen bereits auf dem besten
Weg zur Volltrunkenheit war.
    Sie steuerte auf eine Lücke in der Menge neben dem
Weihnachtsbaum zu, der mit verschiedenfarbigen Lichtern und bündelweise Lametta
grell geschmückt war. Es war kein besonders großer Baum und besonders schön war
er auch nicht. Er war schief und hatte nicht die ideale Weihnachtsbaumform, die
ihr Vater immer noch fand, egal wie spät er sich auf die Suche machte.
    Carol und Crystal drängelten sich durch die versammelte
Verwandtschaft und stolperten praktisch in sie hinein.
    "Oh", sagte Carol.
    "Ah", sagte
Crystal.
    Super. "Fröhliche Weihnachten", sagte Walküre.
    Sie antworteten mit genauso viel Begeisterung wie Walküre.
Die Zwillinge hatten sich sehr verändert, seit Walküre sie das letzte Mal
gesehen hatte. Sie waren inzwischen fast neunzehn und Carol hatte zugenommen.
Sie sah aus, als sei sie wärmegedämmt worden. Ihr Kleid war so geschnitten,
dass es möglichst viel von dem zusätzlichen Gewicht fasste und vorn
zusammenschob. Das Ergebnis entsprach wahrscheinlich nicht ganz dem, was sie
beabsichtigt hatte.
    Ihre Zwillingsschwester hatte sich genau in die andere
Richtung entwickelt. Wie Walküres Mutter berichtete, zählte Crystal fanatisch
Kalorien, stürzte sich von einer Diät in die nächste und wurde immer magerer
und magerer. Sie stand kurz davor, auch die letzten weiblichen Rundungen zu
verlieren und flach wie ein Brett zu werden. Carol war immer noch
wasserstoffblond, während Crystal die Haare rot gefärbt hatte. Keine von beiden
sah gesund aus.
    "Ihr seht gut aus", log Walküre.
    Carol nickte, Crystal grunzte und Walküre machte sich darauf
gefasst, dass ihr gleich sarkastische Bemerkungen um die Ohren flogen.
    Stattdessen seufzte Carol und fragte: "Hast du was
Schönes bekommen?"
    "Hm ... hauptsächlich Klamotten. Und ihr?"
    "Dasselbe. Und Geld."
    "Dad hat versprochen, dass er uns einen Wagen
kauft", fügte Crystal hinzu. "Wenn es mit der Wirtschaft wieder
aufwärts geht."
    "Super", erwiderte Walküre. "Könnt ihr
fahren?"
    "Du meinst, jetzt schon? Nein. Aber wenn wir den Wagen
haben, haben wir auch einen Grund, den Führerschein zu machen."
    "Klingt logisch. Was macht das College?"
    "Langweilig", fand Crystal.
    "Ganz okay", fand
Carol.
    Walküre nickte. Ihr fiel nichts mehr ein, was sie hätte
sagen können. So lange hatten sie bisher noch nie miteinander gesprochen, ohne
beleidigend zu werden. Und dann sah sie es, sah die Blicke, die die anderen
Cousins und Cousinen den beiden zuwarfen. Sie sah, wie direkt hinter ihrem
Rücken süffisant gelächelt und hämisch gegrinst wurde. Die Zwillinge bemühten
sich nach Kräften, all das zu ignorieren und konzentrierten sich auf die eine
Person, die sich nicht über sie lustig machte.
    Walküre empfand ganz plötzlich und höchst überraschend das
Bedürfnis, sie zu beschützen. Sie klemmte sich ein strahlendes Lächeln aufs
Gesicht und zwang sich zu einer Unterhaltung. Sie lachte und machte Witze und
tat im Wesentlichen so, als seien Carol und Crystal die interessantesten
Menschen auf dem Globus.
    Es war eine echte Show.
    Als es Zeit war zu gehen, verabschiedete sie sich mit einer
Umarmung von den Zwillingen und versprach, bald wieder mal vorbeizukommen. Dann
ließ sie sich von ihren Eltern aus dem Haus ziehen. Die beiden sahen sie
fassungslos an, als sie zum Wagen gingen.
    Walküre seufzte. "Fragt nicht."
     
    Sie kamen nach Hause und Walküre half ihrer Mutter mit dem
Truthahn, dem Schinken und den Bratkartoffeln, während ihr Dad das Feuer im
Kamin anzündete. Sie setzten sich zum Weihnachtsessen an den Tisch, öffneten
Knallbonbons und lasen die bescheuerten Witze vor, die auf den Zetteln standen.
Walküre war nach dem Essen so satt, dass sie nichts mehr vom Weihnachtskuchen
haben wollte. Ihr Handy klingelte und sie ging in die Küche, um das Gespräch
dort entgegenzunehmen. "Ist dort Walküre?"
    Es war eine Frauenstimme, sie klang weit entfernt und es
knackte in der Leitung. "Ja", antwortete Walküre. "Mit wem
spreche

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