Derek Landy
kleinen Tisch und
setzte sich an die Nähmaschine. "Ich habe schon lange niemanden mehr
getroffen, der so gut war. Wir hatten nur ein paar Sekunden miteinander zu tun,
aber das hat genügt."
Ravel lächelte. "Ihr habt euren Sinn für Abenteuer
verloren, Jungs. Es gab mal eine Zeit, da hätten wir uns Hals über Kopf auf so
etwas gestürzt."
"Wir sind keine jungen Männer mehr."
"Aber seid ehrlich - erfüllt euch bei dem Gedanken,
dass die Toten Männer wieder zusammenfinden, nicht auch eine gefährliche Art
von Freude?"
"Die Toten Männer finden nicht wieder zusammen",
hielt Skulduggery dagegen. "Wir drei sitzen hier nur herum, weil
Weihnachten ist und wir nichts Besseres zu tun haben."
Grässlich drückte mit dem Fuß auf das Pedal der Maschine.
Das leise Surren fing seine Gedanken ein und ordnete sie. Es beruhigte ihn immer,
wenn er arbeitete. "Außerdem bin ich nicht mehr auf Schlägereien aus, vor
allem nicht mit Leuten wie Tesseract. Ich habe inzwischen Verantwortung. Ich
habe diesen Laden hier. Und ihr zwei müsst früher oder später auch erwachsen
werden. Die Leute erwarten ein gewisses Maß an Reife von ihren Ältesten."
Er hörte, wie Skulduggerys Finger sich um den Rand der
Zeitung krallten. "Darüber macht man keine Witze, Schneider."
Grässlich lächelte, während er den Ärmel des Jacketts unter
dem Nähfuß durchschob und dabei minimale Richtungswechsel vornahm.
"Du hast deine Meinung, was die Wahl betrifft, noch
nicht geändert?"
"Ich glaube, ich wäre ein extrem schlechter Ältester.
Vielleicht kann man Corrival dazu überreden, sich jemanden zu suchen, der
weniger widersprüchlich ist als ich. China vielleicht."
"Oh, davon wären sicher alle begeistert." Ravel
lachte. "Ein Gründungsmitglied der Diablerie und ergebene Anhängerin der
Gesichtslosen."
"Ex-Anhängerin."
"Für Leute mit einem guten Gedächtnis macht das einen
Riesenunterschied." Ravel lehnte sich zurück. "Deine Freundin Tanith
ist eine interessante Frau."
Grässlich zog hörbar die Luft ein, als der Ärmel sich unter
der Nadel bauschte. Er korrigierte den Fehler und nickte dann. "Das ist
sie."
"Wie lange kennt ihr sie schon?"
"Ein paar Jahre", antwortete Skulduggery.
"Nicht besonders lange. Bliss hat sie damals mitgebracht, damit sie uns
gegen Serpine hilft. Sie ist eine gute Freundin von Walküre und ein guter
Kumpel für uns alle. Und du, Erskin, hältst dich gefälligst von ihr fern."
Ravel lachte. "Wieso das?"
Er sah Skulduggery an und Skulduggery legte den Kopf schief,
sagte aber nichts. Ravels Lächeln erlosch und er blickte zu Grässlich hinüber.
"Oh", sagte er. "Richtig. Sorry."
Grässlich hob eine Augenbraue. "Wofür entschuldigst du
dich?"
"Für nichts. Überhaupt nichts. Tanith ist eine tolle
Frau, aber nicht mein Typ. Ich will damit nicht sagen, dass mit ihr etwas nicht
stimmt. Sie ist der Wahnsinn. Aber, na ja, eben nicht... nicht für mich. Für
jemand anders dagegen, würde ich sagen, ist sie perfekt. Ihr wisst schon, wenn
jemand anders sie mögen würde."
Grässlich konzentrierte sich auf seine Arbeit und Ravel
wechselte rasch das Thema.
"Ich hab mir das mit dem Ältestenrat überlegt.
Vielleicht wäre es gar nicht so schlecht. Es könnte für alle einen neuen Anfang
bedeuten. Ein neuer Ältestenrat, ein neues Sanktuarium ... Tabula rasa. Ich
denke, es wäre an der Zeit, dass du mal reinen Tisch machen würdest,
Skulduggery."
Skulduggery faltete die Zeitung zusammen und legte sie
beiseite. "Was willst du damit sagen?"
Ravel zögerte. "Was immer es für eine Last ist, die du
mit dir herumschleppst, was immer du während des Krieges getan hast, das so
schrecklich war - vielleicht wäre es an der Zeit, es loszulassen. Wieder zu dir
zu stehen könnte dir gut tun. Früher oder später muss man sich verzeihen und
den nächsten Schritt machen."
Skulduggery schwieg einen Augenblick. Dann fragte er:
"So? Meinst du?"
Grässlich hörte auf zu nähen. "Ich stimme Erskin zu. Tatsache
ist, dass Walküre meiner Ansicht nach dein Weg dahin sein könnte. Sie macht
einen besseren Menschen aus dir."
"So hast du das nicht immer gesehen. Sie hat mir von
der Vision erzählt, die deine Mutter hatte - in der Walküre und ich Seite an
Seite gekämpft haben und im Kampf fielen."
"Und die Welt fiel mit euch", ergänzte Grässlich.
"Ich glaube, meine Mutter war die erste Sensitive, die das Kommen von
Darquise vorhergesehen hat, aber ich glaube nicht, dass die Zukunft so
eintreten wird, wie sie sie gesehen hat. Nicht
Weitere Kostenlose Bücher