Derrick Storm 2: A Raging Storm - Im Auge des Sturms (German Edition)
besonders nach Sonnenuntergang.
Storm schaute sich nun die Aufnahmen vom Dirksen-Gebäude an, die aus der Sicht des Scharfschützen aufgenommen worden waren. Die Entfernung betrug etwa dreihundertsechzig Meter oder die Länge von vier Football-Feldern. Storm wusste, dass ein Dragunow-Gewehr bei einer Entfernung zwischen sechshundert und eintausenddreihundert Metern am effektivsten war. Dies bedeutete, dass der fatale Schuss aus einer weit geringeren Distanz abgefeuert worden war als im Kampfeinsatz. Für einen Präzisionsschützen ein leichtes Spiel.
Als nächstes nahm er sich ein Foto des verwendeten Scharfschützengewehrs vor und sah sich die Waffe genau an. Normalerweise bestand der Gewehrschaft aus Holz und hatte in der Mitte eine Aussparung, um das Gewicht zu verringern. Doch jemand hatte die Waffe auf dem Bild modifiziert und einen kürzeren, massiven Holzschaft angebracht.
Warum?
Er verstaute die Fotos wieder, streckte sich auf dem Bett aus und benutzte die Fernbedienung, um den Fernseher einzuschalten, der von der Decke herabhing. Er schaltete durch die Kanäle, bis er den 24 Stunden Nachrichtensender der BBC fand. Plötzlich erschien Agent Showers auf dem Bildschirm. An ihrer einen Seite stand ein uniformierter Bobby, auf der anderen Seite ein Detective des Scotland Yard. Der Nachrichtensprecher sagte:
„Das FBI hat eine Agentin nach London geschickt, um den russischen Oligarchen Ivan Petrov einer Befragung zu unterziehen. Dies ist Teil der Ermittlungen im Fall des kürzlich ermordeten US-Senators Thurston Windslow. Der Senator wurde von einem Scharfschützen, der noch immer auf der Flucht ist, in seinem Büro im Regierungsviertel von Washington D. C. erschossen. Die Agentin April Showers lehnte zwar jeden Kommentar zu diesem Fall ab, jedoch hält das FBI nach Quellenangaben der BBC Petrov aufgrund seiner engen Beziehung zu dem ermordeten Senator für eine ‚Person von besonderem Interesse‘.“
Genau wie er und Showers befürchtet hatten, hatte jemand bei Scotland Yard der britischen Presse einen Tipp gegeben und sie über ihre Ankunft informiert. Nun bezahlte Showers dafür, dass sie sich stets an die Regeln hielt.
KAPITEL NEUN
Das Handy, das er von Jones erhalten hatte, klingelte kurz nach zwölf Uhr Londoner Zeit und weckte ihn aus einem kurzen Nickerchen.
„Ivan Petrov hat uns zum Tee eingeladen“, sagte Showers.
„Er ist wohl ganz begeistert von Ihrem BBC-Auftritt.“
„Haben Sie ein Auto gemietet?“, fragte sie und ignorierte seinen Kommentar. „Wir brauchen etwa zwei Stunden bis zum Anwesen des Herzogs von Madison außerhalb von Gloucester.“
„Haben Ihre Freunde von Scotland Yard etwa nicht angeboten, uns zu fahren?“
„Wollen Sie mir das den ganzen Tag unter die Nase reiben?“
„Vielleicht“, erwiderte er. „Ich treffe Sie in zehn Minuten vor dem Hotel.“
„Ich kann doch einfach an Ihre Tür klopfen, wenn ich fertig bin“, meinte sie. „Schließlich sind wir Zimmernachbarn.“
„Ich bin auf Sightseeingtour. Ich hole Sie dann gleich am Haupteingang ab.“
Einen Moment lang fragte sich Storm, ob er eventuell zu paranoid war. Vielleicht reagierte er wegen Tanger über, aber er konnte einfach nichts dagegen tun. Auch während seines Aufenthalts in England konnte er es sich nicht erlauben, unachtsam zu werden. Der ältere Mann, der im Hyde Park auf einer Parkbank saß und augenscheinlich die
Times
las, war nicht wirklich mit Lesen beschäftigt. Und die Frau, die sich hinter ihm auf dem Bürgersteig befand, führte nicht wirklich ihren Hund aus „Du kannst niemandem trauen“, hatte Jones zu ihm gesagt. Das war sein Mantra
.
Er hatte einen Vauxhall Insignia gemietet, da das Fabrikat der deutschen Marke Opel, das dem Buick Regal ähnelte, in England ebenso bekannt war wie Honda in den Vereinigten Staaten. Der Wagen würde keine Aufmerksamkeit erregen. Nach Showers’ Debüt auf BBC war ihre Ankunft logischerweise kein Geheimnis mehr.
Showers verließ das Hotel in einem attraktiven grauen Hosenanzug und trug eine leichte Jacke und ihre Handtasche bei sich. Storm hatte die Adresse des Anwesens des Herzogs von Madison bereits in das Navigationssystem des Wagens eingegeben. Er warf immer mal wieder einen Blick in den Rückspiegel, während er sich durch die verstopften Londoner Straßen schlängelte. Schließlich erreichten sie die M-40, eine der Hauptverkehrsstraßen, die sie westlich in Richtung Gloucester bringen würde. Etwa sechs Kilometer außerhalb von London
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