Des Abends eisige Stille
Aber …«
»Genau. Aber was ich weiß und was die Öffentlichkeit jetzt glauben wird, ganz zu schweigen davon, was Marilyn Angus empfindet, sind unterschiedliche Dinge. Ich glaube, wir brauchen eine Revision von außerhalb.«
»Ich bin froh, dass Sie das vorschlagen, und ich stimme dem zu. Es ist sehr wichtig, besonders nach dem heutigen Abend.«
»Ich kümmere mich morgen als Erstes darum. Lassen Sie sich davon nicht kleinkriegen. Es ist bedauerlich – schlechte Publicity ist das immer –, aber Mrs. Angus steht unter Schock, und der Sender sollte sich dafür schämen, sie auf die Weise, wie wir es gerade gesehen haben, auszunutzen. Ich nehme an, das ist hinter unserem Rücken geschehen.«
»Total. Ich wusste nichts davon, Ken auch nicht.«
»Das habe ich mir gedacht. Ich habe volles Vertrauen zu Ihnen. Verstanden?«
»Verstanden. Und vielen Dank.«
»Schlafen Sie jetzt erst mal. Wir sprechen uns morgen.«
Nachdem Simon aufgelegt hatte, bemerkte er, dass der Anrufbeantworter blinkte, und als er auf den Knopf drückte, hörte er die Stimme seiner Mutter.
»Liebling, ich möchte mit dir reden. Kannst du morgen rüberkommen, ich nehme an, jetzt ist es zu spät? Rufst du bitte zurück?«
Er hörte sich die Nachricht noch einmal ein. Sie klang besorgt, fast in Panik. Es war zehn nach elf, und seine Eltern gingen früh ins Bett. Die Nachricht war vor neun aufgesprochen worden.
Er rief im Bauernhaus an. »Dr. Deerborn«, meldete sich eine leise Stimme.
»Hallo, Chris. Hast du Bereitschaft?«
»Wie immer.«
»Hat einer von euch heute Abend mit Ma gesprochen?«
»Glaub nicht. Cat ist im Bad, ich frag sie, wenn sie rauskommt, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass sie nicht mit ihr telefoniert hat. Was ist los?«
»Weiß ich nicht genau. Ich hab eben eine Nachricht von ihr abgehört. Sie wolle mit mir reden, klang ein bisschen … wie soll ich sagen … nicht wie ihr übliches cooles Selbst.«
»Warte, Cat ist gerade hereingekommen. Si ist dran.«
»Hallo, Si. Alles in Ordnung?«
»Ich hatte eine merkwürdige Nachricht von Ma.«
»Oh. Hier hat sie nicht angerufen. Inwiefern merkwürdig?«
»Weiß nicht – nichts, was sie tatsächlich gesagt hat –, will nur mit mir reden. Ob ich zu ihr kommen könnte, wenn es noch nicht zu spät sei – doch sie klang angespannt.«
»Kann mir nicht vorstellen, warum. Allerdings hab ich auch schon seit zwei Tagen nicht mehr mit ihr gesprochen.«
Sie plauderten noch ein paar Minuten. Felix hatte eine Kolik, Cat war müde, Chris hatte immer noch zu oft Bereitschaft, Hannah hatte einen Zahn verloren, was sie verängstigt hatte, und wachte jede Nacht auf, und Sam war nach wie vor voller Geschichten über entführte Jungen.
Sie hatten genug am Hals. Simon legte auf, nachdem er Cat wegen ihrer Mutter beruhigt hatte, ohne das Fernsehinterview zu erwähnen, das sie eindeutig nicht gesehen hatten.
Er machte sich gerade bettfertig, als das Telefon erneut klingelte. »Serrailler.«
»Simon? Liebling, leg bitte nicht auf …«
»Diana, ich kann jetzt nicht mit dir reden, ich muss gleich wieder im Revier anrufen.«
»Die David-Angus-Geschichte, ja.«
Er antwortete nicht.
»Ich habe das Interview mit der Mutter gesehen. Wie kann sie es wagen, dir Nachlässigkeit vorzuwerfen? Das hat mich so wütend gemacht.«
»Sie ist eine sehr verstörte Frau. Ich kann darüber nicht weitersprechen und muss diesen Telefonanschluss freihalten.«
»Hast du dein Handy nicht da?«
Auch darauf antwortete er nicht.
»Simon, ich muss dich unbedingt sehen. Wir müssen miteinander reden.«
»Müssen wir? Warum denn?«
»Bitte, sei nicht so, bitte tu mir das nicht an. Das schmerzt so sehr. Ich möchte dich sehen, ich möchte mit dir zusammen sein. Ich vermisse dich, ich …« Sie sprach immer schneller, versuchte ihn am Telefon zu halten.
Simon dachte an diese oder jene Antwort … dass er beschäftigt sei, dass es ihm lieber wäre, sie würde keinen Kontakt mehr zu ihm suchen … aber er sagte nichts davon. Er legte einfach auf.
Draußen hatte es sanft zu regnen begonnen, der Regen ließ die Laternen verschwimmen und brachte die Pflastersteine zum Glänzen.
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51
A ls sie die breite Treppe aus dem Haus hinabgeschritten war, hatte Lucia Philips zuerst vorsichtig und zurückhaltend gewirkt, die perfekte Gastgeberin, die einen Gast herumführt. Innerhalb von Sekunden war diese Fassade aufgebrochen, und sie hatte zu lachen begonnen. Jetzt tanzte Lucia beinahe neben Karin
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