Des Abends eisige Stille
ist … Si ist gut darin, Dinge für sich zu behalten.«
»Mir gehört eine Brasseriekette. Nun habe ich gerade ein Angebot dafür angenommen. Ich hatte genug.«
»Ein gutes Angebot?«
»Ja.« Sie zuckte die Schultern.
»Und was jetzt?«
»Ich habe von Ihnen gehört … ein- oder zweimal zumindest. Simon spricht für gewöhnlich nicht über sich oder seine Arbeit, aber er hat mir von Ihnen erzählt … Ihrer Familie … diesem Haus. Es bedeutet ihm viel, nicht wahr?«
»Ich glaube, ja.«
»Ich bin zu Ihnen gekommen, weil ich niemanden sonst fragen kann. Ich muss wissen, was ich falsch gemacht habe und wie ich es wieder in Ordnung bringen kann. Ich brauche ihn … Ich will mit ihm zusammen sein. Es frisst mich auf. Ich habe nicht geglaubt, dass ich so empfinde. Ich hielt es für ein angenehmes Übereinkommen. Ich mochte ihn wirklich sehr … aber …«
»Dann hat er Ihnen gesagt, es wäre aus, und das hat alles geändert.«
»Ich kann ohne ihn nicht leben. So einfach ist das. Ich muss ihn sehen … muss bei ihm sein. Ich bin zu seiner Wohnung gefahren, und er war wütend. Ich rufe ihn an, aber er nimmt nicht ab. Ich weiß nicht, was ich tun oder an wen ich mich wenden soll.«
Cat legte Felix an die andere Brust und griff dann vorsichtig nach ihrer Teetasse. Sie brauchte Zeit zum Nachdenken. Sie sollte Diana die Wahrheit sagen und konnte es nicht. Einer Frau weh zu tun, die so sichtbar verletzlich war und die feinste Nuance in Cats Stimme wahrnehmen würde, lag ihr nicht. Andererseits würde sie nicht lügen oder Diana Mason ermutigen.
»Er ist Ihr Bruder. Sie kennen ihn wahrscheinlich besser als alle anderen.«
»Das heißt nicht viel.«
»Zumindest gibt es eines, was Sie mir verraten können. Bitte, Sie müssten es wissen.«
Das würde der leichtere Teil sein. Cat stellte ihre Tasse ab.
»Soviel ich weiß, gibt es keine andere«, sagte sie. »Wenn es das ist, was Sie quält.«
»O Gott. Ich habe kein Schamgefühl mehr, überhaupt keins. Es ist mir egal, was Sie von mir halten. Darüber bin ich hinaus. Sind Sie sicher? Dass es keine andere gibt?«
Cat dachte an Freya. Freyas Gesicht tauchte vor ihr auf, klein, fröhlich, keck, lächelte sie aus der Ferne an.
»Nein«, sagte sie.
»Dann ist es etwas anderes, was ich falsch gemacht habe und herausfinden muss. Ich will es wieder in Ordnung bringen.«
»Es liegt nicht an Ihnen. Es liegt an Si. Er ist in Wirklichkeit ein Einzelgänger. Man kann ihn nicht drängen, man kann ihn nicht austricksen und man kann ihn schon gar nicht manipulieren. Gott weiß, genügend Frauen haben das versucht. Er hat eine harte Schale.«
»Ich möchte den Riss darin finden, ich möchte sie durchdringen.«
»Ich glaube ehrlich nicht, dass das überhaupt jemandem gelingen wird. Er ist sehr, sehr gut darin, sich abzuschotten. Das müssen Sie inzwischen doch gemerkt haben.«
»Ich nehme an, dass ich mir darüber nie Gedanken gemacht habe … bis er mich ausgeschlossen hat. Ich bin einfach davon ausgegangen, dass er immer da sein würde, dass alles zwischen uns gut lief.«
»Ja.«
»Cat, bitte, können Sie mir irgendwas sagen, das mir helfen würde? Egal was …« In ihren Augen standen immer noch Tränen. Sie drehte ihre Teetasse in kleinen Kreisen auf dem Tisch.
Es war, als würde man einem liebeskranken Teenager Ratschläge geben. Also, wie würde sie das machen?
Ganz einfach.
»Ich glaube, Sie sollten sich etwas zurückziehen. Je mehr Sie drücken, desto fester wird die Tür verschlossen bleiben. Schließen Sie ihn auch aus … Lassen Sie ihn merken, was für ein Gefühl das ist.«
»Und wird ihm das etwas ausmachen?«
»Da bin ich mir nicht sicher. Ich weiß nur, dass alles andere zum Scheitern verurteilt ist.«
»O Gott. Ich kann das nicht ertragen.«
Cat hätte ihr am liebsten eine geknallt.
»Machen Sie Urlaub. Fahren Sie von dem Geld um die Welt.«
»Und wer weiß, vielleicht treffe ich unterwegs den Richtigen und vergesse Simon.«
»Nein, aber Sie könnten Spaß haben und viele interessante Dinge sehen, und es wird wahrscheinlich nicht mehr so schmerzhaft sein, wenn Sie auf der anderen Seite der Welt sind.«
»Vielleicht.«
»Außer Sie sind entschlossen, es nicht so zu empfinden.«
»Aua.«
»Tut mir leid – da spricht die robuste Hausärztin.«
»Sie sehen ihm gar nicht ähnlich … Niemand würde denken, dass Sie beide zu Drillingen gehören.«
»Ich weiß. Ivo auch nicht. Er und ich sehen uns ziemlich ähnlich, aber Si steht für
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