Des Abends eisige Stille
Sorgen um sie, aber ich glaube nicht, dass wir dort im Haus irgendwas finden.«
Einer nach dem anderen stimmten sie ihr zu oder nicht, brachten dann ihre eigenen Ansichten ein.
Simon saß schweigend dabei, empfand großen Stolz auf sein Team, auf ihre Hingabe und Fähigkeiten, ihr Engagement und ihre Entschlossenheit. Sie waren als Gruppe so auf die Sache konzentriert, wie man es sich von einer Polizeitruppe nur wünschen konnte.
Zu seiner Überraschung äußerte sich auch Geoff Price. Er sprach sonst selten. »Was ist mit diesen Kriminellen, Sir? Bringen Jugendliche dazu, Autos für sie zu stehlen, versuchen dann den DCI umzulegen und den Trottel, der einen Teil ihrer schmutzigen Arbeit gemacht hat. Vielleicht haben sie den Jungen überfahren. Vielleicht hat er was gesehen …«
Serrailler schüttelte den Kopf. »Tut mir leid, aber das ist nicht ihr Stil.«
Chapman wandte sich an ihn. »Simon?«
»Ich glaube nicht, dass es irgendwas mit jemandem aus der Familie zu tun hat, den Lebenden oder dem Toten. Ich hab so ein Gefühl, dass David nicht im Umkreis von hundert Meilen von Lafferton gefunden wird. Ich glaube, er war innerhalb kürzester Zeit nach seiner Entführung weit fort von hier. Darauf lässt mich das Fehlen jeglicher Hinweise kommen …«
»Also gut. Listen wir es auf«, sagte Chapman. Er ging zu der weißen Tafel am anderen Ende des Raumes.
Lebendig oder tot. Aller Wahrscheinlichkeit nach – TOT .
Nach wie vor in seinem eigenen Haus. Also ist die Geschichte, dass er an der Einfahrt gewartet hat, ein Märchen.
»Entschuldigung, Sir, aber das stimmt nicht, wir haben einen Zeugen – ein Mann, der mit dem Fahrrad zur Arbeit fuhr, hat angegeben, David gesehen zu haben, wahrscheinlich zwei Minuten nachdem seine Mutter weggefahren war.«
»Gut. Danke.« Er wischte den zweiten Punkt mit einer schnellen Bewegung aus.
Das war ein Test, dachte Simon, geschickt gemacht.
Zu Fuß von jemandem mitgenommen, den er kannte.
Im Auto von jemandem mitgenommen, den er kannte.
Zu Fuß von einem Fremden mitgenommen.
Im Auto von einem Fremden mitgenommen.
Irgendwo in die Nähe gebracht und getötet worden.
Aus Lafferton hinausgebracht und irgendwo anders getötet worden.
»Und das ist es in etwa. Nicht gerade viele Alternativen, oder? Sauber und geradlinig. Wie sieht das schlimmstmögliche Szenario aus?«
Ein halbes Dutzend Polizisten sprachen auf einmal und verstummten dann.
»Das schlimmstmögliche Szenario ist ein pädophiler Mörder, der durch den Ort kam, den Jungen zufällig an der Einfahrt stehen sah, seine Chance ergriff und ihn Gott weiß wo hingebracht hat. Sie sagten es. Ein Alptraumszenario. Ich glaube, wir sind mittendrin.«
[home]
54
I n der Sonne war es warm. Cat stand auf dem Supermarktparkplatz, mit dem schlafenden Felix in der Babytrage auf dem Einkaufswagen, und genoss den Sonnenschein. Am Rand des Parkplatzes öffneten die Zierkirschen ihre zuckrig-rosa Blüten, die Menschen wie ihre Mutter und Karin verachteten, aber die Cat liebte.
In der vergangenen Woche war sie mit Hannah allein in Bevham gewesen, offiziell, um Schuhe für die Schule zu kaufen, aber eigentlich für etwas, das Hannah »einen rosa Nachmittag« nannte. Ihr Babybruder hatte seinen Neuheitswert verloren und war für sich genommen noch nicht interessant. Cat hatte die ersten Anzeichen von Gereiztheit erkannt. Felix war bei Meriel geblieben, während Hannah und sie einkaufen gingen. Sie waren mit Tragetaschen voller Rosa zurückgekommen … Kleidung, Spielzeug, Süßigkeiten und drei verschiedene Schattierungen von rosa Nagellack. Hannah war ganz aus dem Häuschen gewesen.
»Ich finde es herrlich«, sagte Cat zu sich, trödelte immer noch im Frühlingssonnenschein, bevor sie ihre Einkäufe ins Auto lud. »Ich finde es herrlich, Zeit mit den Kindern zu haben, mit Felix und dem Kater allein im Haus zu sein, zu kochen, zu lesen, einen Nachmittagsschlaf zu halten, Ma mitten am Tag zu besuchen und mir dabei Zeit lassen zu können. Ich find’s herrlich, auf dem Sofa zu sitzen, das Baby zu stillen und in der Zeitung zu blättern oder alte Filme im Fernsehen anzuschauen. Einen rosa Nachmittag mit Hannah zu verbringen. Durch den Supermarkt zu schlendern, statt zu hetzen, das Wichtigste in den Wagen zu werfen und wieder hinauszurennen.«
Die Schattenseite war das Schuldgefühl. Die Vertretung war immer noch krank, doch der ärztliche Bereitschaftsdienst übernahm jetzt fünf Nächte, so dass Chris nur noch Montag und
Weitere Kostenlose Bücher