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Des Abends eisige Stille

Des Abends eisige Stille

Titel: Des Abends eisige Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hill
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bevor Nathan sich schließlich entschlossen hatte, bei der Polizei zu bleiben. Noch viel länger hatte es gedauert, bis er bereit gewesen war, die Beförderung zum Sergeant anzunehmen. Aber jetzt war er Detective Sergeant, und die damit verbundene Erregung, der Stolz, das Gefühl, etwas erreicht zu haben, erfüllten ihn jeden Morgen beim Aufwachen erneut. Serrailler hatte den Nagel auf den Kopf getroffen. Niemand aus Nathans Milieu hatte es vorher zur Kriminalpolizei von Lafferton geschafft, ganz zu schweigen davon, Sergeant zu werden. Und er hatte nicht vor, seinen Aufstieg auf der Karriereleiter damit zu beenden.
    Er schob die Schwingtür mit der Schulter auf und ging auf das Dezernatsbüro zu, aber als er an der offenen Bürotür des DCI vorbeikam, rief der ihn herein.
    »Ist der für mich?« Serrailler streckte die Hand aus.
    »Klar doch.«
    »Vielen Dank.«
    Er nahm den Becher mit Cappuccino, den Nathan nicht aus dem Automaten am Ende des Flurs geholt hatte, sondern aus dem neuen Eckcafé eine Straße weiter, geführt von einem zyprischen Ehepaar und hauptsächlich von Polizisten frequentiert.
    » DC Dell kann sich selbst einen holen.«
    Der DCI lehnte sich zurück. Ist doch verrückt, dachte Nathan, er sieht jünger aus als ich, genau im richtigen Alter, rasch die Karriereleiter zu erklimmen und nicht schon fast ganz oben zu sein. Serraillers Haar, weißblond und verstrubbelt wie immer, glänzte im Licht, das durch das Fenster hinter ihm hereinfiel. »Der schicke DCI «, nannte Emma ihn. Freya Graffham hatte dasselbe gedacht, und sie hätten prima zusammengepasst. Und dann vielleicht …
    Vielleicht nichts.
    »Wie ist es hier denn gelaufen?«
    »War ein bisschen zu ruhig.«
    »Sagen Sie das nicht.«
    »Das Einzige, was uns zu schaffen gemacht hat, war diese Gang … Kids, nur verhalten sie sich nicht wie Kinder. Ich war letzte Woche in der Eric Anderson, hab mit dem Rektor gesprochen, mit ein paar Lehrern. Sie wissen ziemlich genau, wer es ist. Alles Problemfälle, schwänzen die meiste Zeit, und zu Hause kümmert das keinen. Es hat mit kleinen Sachen angefangen, bloß sind sie jetzt nicht mehr so klein. Jetzt ist es ziemlich gut organisierter Ladendiebstahl, und abends lauern sie Leuten auf, die von der Arbeit nach Hause gehen, schnappen sich Handtaschen, Handys und so … Und dann sind da die Autos. Sie haben angefangen, hochwertige Autos zu klauen, aber nicht für eine Spritztour, dazu sind sie zu clever, die Karren verschwinden einfach. Schätze, die arbeiten mit viel größeren Gangstern zusammen.«
    »Wie alt sind diese Kinder?«
    »Vierzehn, fünfzehn … die letzten beiden Schuljahre. Machen das wohl als Abschlussprüfung. Ha.«
    »Namen?«
    »Ein paar hab ich, aber die sind glatt wie Aale. Haben eine Menge von Brüdern und Vätern gelernt, die im Knast waren.«
    »Dann sollten wir uns diese Brüder und Väter vorknöpfen. Jeden überprüfen, der in den letzten drei Jahren gesessen hat, für was auch immer … Besser, wir beziehen auch die mit ein, die immer noch sitzen. Kinder können bei Besuchen eine Menge lernen. Wir stellen eine Liste der Gefangenen zusammen und schauen dann, ob sie Kinder in dieser Altersgruppe haben. Ich werde die Streifenpolizei bitten, ihre Patrouillen zu verstärken … zu den uns bekannten Zeiten. Was natürlich nur dazu führen wird, dass sich die Burschen woandershin verziehen.«
    »Wir nehmen an, dass die Autos nachts verschoben werden – zwei, drei Uhr morgens.«
    »Gut, was die Namen betrifft, die der Rektor Ihnen gegeben hat … gehen Sie da hin, reden Sie mit den Müttern, schauen Sie, ob die gemerkt haben, dass ihre Kids um zwei Uhr nachts aufstehen und verschwinden … oder vom Abend vorher vielleicht gar nicht erst nach Hause gekommen sind.«
    »Geht klar, Chef.«
    »Sonst noch was?«
    »In die Kathedrale ist eingebrochen worden, nachts. Leichte Schäden, nichts gestohlen … merkwürdige Graffiti auf ein paar Säulen. Schien was Religiöses zu sein.«
    »Wer hat das bearbeitet?«
    »Ich hab mit dem Dekan gesprochen … Er war sehr nett. Bisschen zu nett …«
    »Ah, Vergebung, meinen Sie?«
    Nathan zielte mit dem Pappbecher auf den Papierkorb und traf daneben.
    »Wenn sonst nichts anliegt, werde ich mich um diese Jugendgang kümmern. Die müssen rasch eins auf die Pfoten kriegen. Es geht mir auf den Senkel. Denen wird alles auf dem Silbertablett serviert, und was machen sie?«
    »Alles, bis auf eine vernünftige Erziehung zu Hause.«
    »Stimmt. Danke,

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