Des Abends eisige Stille
stehen sehen.«
»Hast du. Sie ist im Bad. Mike hat sie verlassen.«
Chris stöhnte.
»Er erträgt es nicht, mit einem Krebsopfer zu leben, also hat er bei jemandem namens Lainey in New York Trost gesucht. Ich vermute, dahinter steckt noch mehr, aber darüber hat sie noch nicht gesprochen. Oh, und ihre Mammographien sind sauber – sie hatte heute ihre Untersuchung.«
Sie saßen schweigend da; Chris ließ seine Hand auf Cats Bauch ruhen. Oben lief das Badewasser ab. Cats Baby veränderte seine Lage, drückte dabei auf einen Nerv, aber sie bewegte sich nicht. Sie fühlte sich plötzlich erschlagen von den auf sie einstürzenden Ereignissen, eines nach dem anderen, ausgelaugt nach zu vielen unbequemen, schlaflosen Nächten. Sie war müde, lehnte sich gegen Chris in der warmen Küche, mit der schnurrenden Katze an ihrer Seite. Dann öffnete sie die Augen.
»Chris? Geh nach oben und schau nach Sam … und Hannah.«
Chris Deerborn stand auf und verließ die Küche ohne ein Wort.
[home]
13
E rinnert Sie das an was?« Nathan Coates stand am Bürofenster des DCI , blickte hinab auf die wegfahrenden Medienleute – Fernsehcrews und Radiojournalisten, die davonbrausten, um das Material in die nächsten Nachrichten einzuspeisen.
Serrailler hatte die Medien von Anfang an auf seiner Seite haben wollen, hatte die Pressekonferenz abgehalten und die üblichen Fragen beantwortet. Jetzt schaute er auf die Karte von Lafferton und Umgebung, die auf der anderen Seite des Büros hing, und antwortete nicht.
»Vermisste Personen. Damit fing es damals an. Ich hasse es. Würde meine Zähne lieber in die Bande aus der Dulcie-Siedlung schlagen.«
Serrailler drehte sich um. »Sie sind nicht hier, um das zu tun, worauf Sie Lust haben, Sie sind hier, um Ihren Job zu tun.«
»Geht klar, Chef.«
»Die Dulcie-Kids gehen nicht weg. Aber wir.« Er griff nach seiner Jacke.
Nathan folgte ihm fast rennend und zwei Stufen auf einmal nehmend, um Schritt zu halten, die Treppe hinab.
»Wohin als Erstes, Chef?«
»Zum Sorrel Drive. Um mit den Eltern zu reden. Die Spurensicherung wird schon mit dem Haus angefangen haben, und Sie wissen, wie das auf die Leute wirkt.«
»Ja, man meldet sein neunjähriges Kind als vermisst, und im nächsten Moment hat man das Haus voll mit Männern in weißen Anzügen, die den Teppich abkratzen.«
»Allerdings wissen wir, dass der Vater schon vor acht Uhr mit seinen Stationsvisiten begonnen hat. Die Mutter war die Letzte, die David gesehen hat, als sie ihn an der Einfahrt zurückließ, und sie war gegen halb neun in ihrem Büro. Die beiden haben nichts zu befürchten.«
Sie stiegen ins Auto.
»Dieser Fall ist nicht so wie die vermissten Personen damals … Gut, die Frauen verschwanden offenbar spurlos, und jetzt macht ein Schuljunge dasselbe, aber hier kann man von vornherein eine Menge Möglichkeiten ausschließen.«
»Erwachsene Frauen können aus eigenem Antrieb verschwinden. Neunjährige Jungen nicht.«
»Na ja, auch das ist schon passiert, besonders wenn sie schikaniert worden sind.«
»Meine Großmutter schiebt das auf die Erfindung des Verbrennungsmotors.«
»Da hat Ihre Großmutter nicht ganz Unrecht. Schnelle Autos, schnelle Straßen, leichter Zugang und überhaupt … Leute aus Leeds rauben Häuser in Devon aus, Pädophile mit Lieferwagen schnappen sich ein Kind in Kent und fahren es dann nach Dumfries … Wo soll man anfangen?«
»Schalten wir auch andere Polizeidienststellen ein?«
»Mit Sicherheit … Vermisste Kinder haben oberste Priorität.«
»Dachte, Sie hätten vielleicht Sally mitnehmen wollen.«
Sally Cairns war eine der erfahrensten Detective Constables in Lafferton, verheiratet mit einem Verkehrspolizisten von der Autobahnpolizei, Mutter von vier Teenagern und durchaus glücklich damit, im Rang eines DC zu bleiben. Sie war die Beste, die sie hatten, wenn es um den Umgang mit Familien und Kindern ging.
»Sally ist hervorragend und sehr einfühlsam … aber sie ist auch Mutter. Dieser Fall wird schwierig und quälend werden. Damit kann Sally natürlich umgehen, aber ich glaube, wir müssen so distanziert wie möglich bleiben, und weder Sie noch ich haben Kinder – na gut, ich habe einen Neffen, und Sie haben jüngere Brüder, und wir sind beide, Gott behüte, nicht hart und ohne Mitgefühl, aber es verschafft uns eine gewisse Distanz, keine Eltern zu sein. Und diese Distanz werden wir brauchen.«
Wenn Nathan nachgedacht hätte, bevor er die nächste Frage stellte,
Weitere Kostenlose Bücher