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Des Abends eisige Stille

Des Abends eisige Stille

Titel: Des Abends eisige Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hill
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an. Sie hob ihre Teetasse, stellte sie mit zitternder Hand wieder ab.
    »Wie wollen Sie das machen? David ist nicht hier.«
    »Wir würden einen Jungen im selben Alter nehmen, von derselben Größe und Hautfarbe, mit derselben Schuluniform … Jemand, der David so ähnlich wie möglich ist … Er würde …«
    »Vorgeben, David zu sein.«
    »So wird es gemacht, ja.«
    »Und ich wäre … ich selbst?«
    »Ja. Wir werden versuchen, Nachbarn und Leute, die an dem Morgen hier entlanggefahren sind … Spaziergänger … wen auch immer … dazu zu bringen, alles so genau wie möglich zu wiederholen. Das ist schwierig zu bewerkstelligen, aber es könnte uns den entscheidenden Hinweis geben. Jemand, der dasselbe auf dieselbe Weise macht wie an jenem Tag, könnte einen Erinnerungsblitz haben … etwas, das er gesehen hat, ein Auto, einen Fußgänger … etwas, das er gehört hat. Ich weiß, Sie möchten, dass wir alles nur Erdenkliche tun.«
    »Wird Alan auch mitmachen müssen?«
    »Er wird dasselbe tun müssen wie an jenem Morgen. Er ist vierzig Minuten bevor David und Sie aus dem Haus gingen ins Krankenhaus gefahren?«
    »Ja. Die einzige Art, wie Alan damit fertig wird, ist Arbeit.«
    Simon erhob sich. »Jeder versucht auf seine Weise, mit den Dingen umzugehen. Wir werden Kate noch die näheren Einzelheiten für übermorgen mitteilen. Ich weiß, wie quälend es für Sie sein wird, doch es könnte von größter Wichtigkeit sein.«
    »Aber welchen Jungen wollen Sie denn nehmen? Sie kennen die Jungs nicht.«
    »Überlassen Sie das uns.«
    »Ich habe Regale ausgeräumt. Es war so kalt da draußen. Glauben Sie, dass David friert? Wer auch immer … wenn die sich um ihn kümmern … Er hatte nur seinen Blazer an, verstehen Sie.«
    Beim Verlassen des Hauses war Serrailler wütend auf Alan Angus, so besorgt verteidigt von seiner Frau, so in seine Arbeit vertieft, dass er Marilyn den ganzen Tag mit einer Polizistin allein ließ. Das mochte seine Art sein, damit fertig zu werden, aber Simon stellte die Menschlichkeit dabei in Frage, ganz zu schweigen davon, ob ein Neurochirurg, der komplizierte, lebensrettende Gehirnoperationen durchführen musste und dessen neunjähriger Sohn seit mehreren Tagen vermisst wurde, dazu fähig war, diese Arbeit richtig zu leisten.
     
    Bevor er aufs Revier zurückkehrte, fuhr Simon nach Lafferton hinein und hielt beim ersten Blumenladen. Ihr würde etwas Leuchtendes gefallen … ein großer Strauß in Rot und Orange und Gelb. Er fügte noch einen roten Ballon hinzu. In Simons Kofferraum wirkte das Ganze grell und festlich und etwas lächerlich. Es gefiel ihm.

[home]
    24
    L ee?«
    »Wer ist da?«
    »Andy Gunton.«
    Mehrere Sekunden lang war nichts als lautes und spöttisches Lachen zu hören.
    Andy hätte fast aufgelegt.
    »Großer Gott, ich muss mir erst mal die Augen wischen … Ich sag dir was, ich wusste, dass du mich früher oder später anrufen würdest. Aber ich muss trotzdem lachen. Willst du meinen Rasen mähen oder was?«
    Andy grub die Fingernägel in seine Handfläche, um nicht zu fluchen. Ruhig und vernünftig, hatte er sich vorgenommen.
    »Du hast gesagt, du hättest vielleicht einen Job – in deinem Club.«
    »Und du hast gesagt, du willst in Gottes freier Natur arbeiten, kannst es nicht aushalten, in ein Büro gesperrt zu werden, hast du gesagt.«
    »Na gut, hast du nun einen Job oder nicht?«
    »Kommt drauf an. Nicht im Club, da hab ich ein paar schick angezogene junge Typen … Außerdem interessierst du dich ja nicht für Pferderennen.«
    Andy wartete.
    »Vielleicht hätte ich da ja noch was anderes.«
    »Legal. Es muss legal sein.«
    »Für wen?«
    »Legal.«
    »Ich mach nichts Kriminelles mehr. Ich bin erwachsen, And.«
    »Klar doch.«
    »Kennst du das Crown auf der Starly Road?«
    »Ich werd’s finden.«
    »Halb sechs.«
    Er legte auf.
    Andy Gunton trat aus dem Kiosk. Ohne diesen Anruf hätte er über Nacht Regale im Supermarkt auffüllen müssen – entweder das oder Obdachlosigkeit.
    »Wenn du dir bis nächste Woche keinen Job besorgt hast, hat Pete gesagt, bist du draußen; es gibt Jobs, And, du kannst nicht ewig in Matts Zimmer pennen.«
    Er hatte alles aufgegeben, wofür er ausgebildet war, zumindest bis später im Frühjahr. Erst musste er irgendwie zu Geld kommen, dann zu einer eigenen Wohnung, dann eine Möglichkeit finden, seine Gemüsegärtnerei zu eröffnen. Er brauchte einen Geldgeber oder zumindest einen Partner, und die Arbeit für Lee Carter könnte

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