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Des Abends eisige Stille

Des Abends eisige Stille

Titel: Des Abends eisige Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hill
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erschütterte, sondern auch so verändern konnte, dass man sie nicht mehr zu kennen meinte. Selbst der Tod dieser Kindfrau, von niemandem wirklich gekannt, hatte die Dinge verändert, hatte Meriel genug getroffen, um sie altern zu lassen und ihre Verletzlichkeit zu enthüllen, und hatte die schroffe Art ihres Mannes so abgemildert, dass er sich für Karins Anwesenheit bei der Kremation mit echter Dankbarkeit erkenntlich zeigte, wie formell er es auch ausgedrückt hatte.
    »Ich war froh, dass ich dort sein konnte«, sagte sie.
    Er nickte und ging ohne weitere Bemerkung hinaus.
    »Das Modell muss so aufgestellt werden, dass die Leute es als Erstes sehen und direkt darauf zugehen«, fuhr Meriel fort.
    Es war, als wäre ihr Mann nie im Raum gewesen.

[home]
    35
    S am Deerborn stand auf der Terrasse des Bauernhauses, seine kleine Gestalt von der Deckenlampe erleuchtet, als Simon vorfuhr. Nachdem er die Autotür geöffnet hatte, kam sein Neffe zu ihm gerannt und stellte sich ihm in den Weg.
    »Habt ihr David Angus schon gefunden?«
    Simon blickte in das ernste Gesicht des kleinen Jungen mit dem seltsam hochstehenden Haar und den Augen seiner Mutter.
    »Ihr habt ihn noch nicht gefunden, stimmt’s? Strengt ihr euch auch genug an? Viele in der Schule sagen, ihr sucht nicht ordentlich. Viele Jungs in der Schule sagen, er ist tot, aber das glaube ich nicht, ich glaube, eine Bande hat ihn irgendwo, in einem Speicher oder einer Höhle, und sie werden Geld verlangen, bevor sie ihn gehen lassen. Das nennt man Lösegeldforderung.«
    »Stimmt. Aber wieso glaubst du, dass das mit David passiert ist?«
    »Na ja, weil sein Dad doch bestimmt ziemlich reich ist. Wenigstens ein bisschen reich. Er könnte doch Lösegeld zahlen, oder?«
    »Das hängt davon ab.«
    »Wovon?«
    »Von allem Möglichen.«
    »Davon, wie viel Geld die Bande verlangt?«
    »So was in der Art.«
    »Keine Millionen oder Milliarden, das meine ich nicht, aber sein Dad könnte bestimmt eine Menge bezahlen, glaubst du nicht?«
    »Ich weiß es nicht. Sam, können wir bitte hineingehen?«
    Sam zögerte, öffnete die Autotür dann langsam weiter. »Vergiss nicht abzuschließen. Autos werden am helllichten Tag gestohlen, weißt du.«
    »Danke, dass du mich daran erinnert hast.« Simon drückte auf die Zentralverriegelung in seinem Autoschlüssel, und die Türknöpfe klickten nach unten.
    »Gut«, sagte Sam. »Das Auto von Rivers’ Mutter wurde aus der Garage gestohlen, und es war sogar abgeschlossen und der Alarm war eingeschaltet, aber sie sind da reingekommen und haben es trotzdem gestohlen.«
    »Wo wohnt Rivers denn?«
    »Yoxley Crescent. Ich hätte gedacht, sie würden Rivers kidnappen, sein Vater hat eine megagroße Fabrik, die würden jede Menge zahlen.«
    »Ich finde, keiner sollte entführt werden, meinst du nicht auch?«
    »Eigentlich nicht, aber wenn Leute Geld brauchen, um für ihre Kinder was zu essen zu kaufen, dann vielleicht schon.«
    »Ich glaube, so was nennt man falsche Argumentation. Robin Hood, weißt du?«
    Simon wirkte verwirrt.
    »Lass gut sein.«
    Simon betrat die Küche und hätte den Augenblick gerne für immer festgehalten. Er war müde, gereizt und fror. Die Küche war warm, roch nach gebackenen Kartoffeln, und auf der Arbeitsfläche stand eine Flasche Rotwein. Daneben saß der große rote Kater Mephisto, den Schwanz um sich gelegt, die grünen Augen auf Simon gerichtet. In einer Ecke des Sofas hatte sich Cat zusammengerollt, in einer alten Trainingshose und einem T-Shirt, das sie angehoben hatte, um Felix die Brust zu geben, der sich eng an sie schmiegte, die eine Hand auf Cats bleicher Haut mit den blauen Adern um die Brustwarze.
    »Was für ein Bild.«
    »Dicke Frau mit Säugling.«
    »Mütterlich, nicht dick.«
    »Danke, Si, das habe ich gebraucht.«
    Sam hatte sich in ihre Armbeuge gekuschelt und versuchte, so nahe an sie heranzukommen wie das Baby. Simon hob die Augenbrauen, aber Cat schüttelte den Kopf.
    »Du kannst die Flasche gleich öffnen. Gott weiß, wann Chris zurück sein wird, die Vertretung hat sich schon wieder krankgemeldet. Ich weiß nicht, wie lange er das noch durchhält.«
    »Taugt sie nichts?«
    »Sie ist ganz in Ordnung … wenn sie da ist. Die Patienten mögen sie nicht sonderlich, sie ist zu scharf – verdonnert jeden dazu, mit dem Rauchen aufzuhören, ein paar Kilo abzunehmen und ins Fitnesszentrum zu gehen, bevor er noch zur Tür herein ist, und hat während ihres gesamten Berufslebens noch nie Antibiotika

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