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Des Abends eisige Stille

Des Abends eisige Stille

Titel: Des Abends eisige Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hill
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verschrieben. ’ne harte Nuss. Aber ruft ständig an, weil es
ihr
nicht gutgeht.«
    »Kann ich einen Gin haben vor dem Wein?«
    »Dann bleibst du über Nacht?«
    »Ist das in Ordnung?« Simon warf seinen Autoschlüssel auf den Tisch.
    »Klar. Du weißt, wo die Flaschen stehen.«
    Als er mit seinem Drink zurückkam, hatte Cat Felix an die andere Brust gelegt, und Sam war ins Spielzimmer verschwunden.
    Simon setzte sich neben seine Schwester. »Er hat auf mich gewartet … Macht sich Sorgen um David Angus, nicht wahr?«
    »Natürlich tut er das.«
    »Erzählte mir, David würde wegen Lösegeld festgehalten.«
    »Wird er das?«
    Simon wich dem Blick seiner Schwester aus. »Ich bezweifle es.«
    »Er ist tot.«
    »Dieses Gespräch willst du nicht führen.«
    »Eigentlich nicht. Wie sieht dein neuer Neffe inzwischen aus, was meinst du?«
    »Größer. Irgendwie – glatter.«
    »Also war er klein und verschrumpelt, und du hast es nicht mal erwähnt.«
    »Was gibt’s zu essen?«
    »Mary hat was mit Lamm in den Ofen gestellt. Sie wird in den nächsten zwei Wochen täglich kommen.«
    »Hat Ma heute mit dir gesprochen?«
    »Ja. Klang nicht so gut.«
    »Karin war bei der Kremation.«
    »Ich weiß, Ma hat es mir erzählt.«
    »Das Ganze war ziemlich belanglos. Ich wünschte, es hätte nicht in Farnley Woods stattgefunden. Ich finde es da furchtbar. Ich finde Krematorien furchtbar, Punkt.«
    »Wie fühlst du dich jetzt?«
    Simon zuckte die Schultern. »Sag bloß nicht, es sei das Beste so … Die Besuche bei ihr werden mir fehlen. Ich fühlte mich immer so friedvoll, wenn ich mit ihr zusammen war, weißt du.«
    »Ma sagt, du hättest eine Zeichnung von Martha gemacht.«
    »Ja, als sie im Krankenhaus war.«
    Simon trank, stand dann auf und ging zum Schrank, um nach Chips zu suchen. Mephisto starrte ihn finster an. »Hallo, du Teufel.«
    Simon streichelte seine Ohren, aber der Kater zuckte weg und sprang auf den Boden.
    »Diana hat mich in meiner Wohnung besucht«, sagte Simon mit dem Rücken zu Cat. Er hörte das Baby kleine, schniefende Laute machen.
    Cat schwieg.
    »Sehr spät abends.«
    Immer noch Schweigen.
    Er drehte sich um. Felix lag über ihrer Schulter, und sie klopfte ihm sanft auf den Rücken. Sein Kopf war hellrosa und hatte eine kleine kahle Stelle in der Mitte des dunklen Flaums. Cat schaute Simon an.
    »Ich war stinkwütend.«
    »Warum?«
    »Ich mag es nicht, wenn Leute unangekündigt, uneingeladen auftauchen.«
    »Du magst Menschen nur zu deinen Bedingungen.«
    »Das stimmt nicht.«
    »Ich meine nicht uns. Weibliche Menschen, Frauen.«
    »Ist das so schlimm?«
    »Hast du dich gefragt, was sie empfunden hat?«
    »Sie hat alles als selbstverständlich vorausgesetzt.«
    »So habe ich das nicht gemeint. Was hast du denn gemacht? Ich wette, du hast sie nicht mit offenen Armen empfangen.«
    Simon errötete.
    »Nein, das dachte ich mir. Vielleicht hat es sie viel gekostet, sich in die Höhle des Löwen zu wagen … Vielleicht war sie verzweifelt. Wann habt ihr das letzte Mal Kontakt gehabt?«
    »Ich muss keinen Kontakt halten.«
    »Hast du ihr das jemals gesagt? Sie hat deine Wohnung wahrscheinlich gedemütigt und niedergeschlagen verlassen und fühlt sich sehr, sehr verletzt.«
    »Das ist ihre eigene Schuld. Sie hätte nicht kommen dürfen. Wir hatten eine völlig klare Vereinbarung. Ich schuldete ihr nichts … und sie mir auch nicht.«
    »Ja, ja.«
    »Verdammt noch mal.«
    »Hol mir bitte ein Glas Wasser, ja – ein großes Glas.«
    »Ich dachte, du wärst verständnisvoller«, sagte Simon und nahm das Wasser heraus.
    »Ich bin eine Frau.«
    »Na und? Ich bin dein Bruder.«
    »Ich liebe dich, Si, aber ich muss sagen, was Frauen angeht, bist du schwer zu verkraften. Das klingt hart, ich weiß.«
    »Allerdings.«
    »Also lass uns über was anderes reden.«
    »Nur nicht über die Arbeit.«
    »Die Wirtschaftslage des Landes? Den Booker-Preis?«
    »Glaubst du, ich mache es mir zu gemütlich?«
    »Inwiefern?«
    »Mit der Wohnung … der Arbeit … im Allgemeinen.«
    »So hab ich das noch nie gesehen. Was ist daran falsch?«
    »Genau.«
    »Hat Dad dir wieder zugesetzt?«
    »Nein, der Chief Constable.«
    »Will sie dich versetzen?«
    »Sie hat was davon gemurmelt. Neue Einheiten, neue Herausforderungen. Hier in der Grafschaft … und eine Beförderung.«
    »Zieh nicht zu weit weg.« Cats Augen füllten sich mit Tränen. Sie war zu nahe am Wasser gebaut, das wusste sie, jetzt so direkt nach der Geburt von Felix, viel

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