Des Abends eisige Stille
aufzunehmen, vorbei an Meriel, die nun mit den Caxton Philips zusammensaß. Meriel ignorierte Karin.
Kurz darauf begleitete Meriel die beiden aus dem Saal. Karin zögerte, kletterte dann auf einen Stuhl und schaute aus dem hohen Fenster. Ein dunkelblauer Bentley fuhr vor, als die George Caxton Philips aus der Tür traten.
Königliche Hoheiten, dachte Karin. Geld und Königliche Hoheiten. Was sonst?
Sie schlossen um vier. Mary Payne saß zwanzig Minuten lang an einem Kartentisch, umgeben von Geldstapeln, während die anderen den Saal aufräumten. Lediglich das Modell und die Schautafeln würden gesondert abgeholt werden.
»Eintausendeinhundertelf Pfund und achtundfünfzig Pence, zwei irische Pennys und ein israelischer Schekel.« Mary lehnte sich zurück und rieb sich die Augen.
Ein kleiner Jubelruf ertönte. Alle waren erschöpft. Draußen regnete es immer noch. Niemand fragte, ob die Amerikaner gespendet hatten.
Zwei Tage später war Karin früh im Garten und topfte ein halbes Dutzend Kamelien um, die auf der geschützten Terrasse neben dem Haus standen. Sie hörte den Bus des Postboten kommen und ging ihm entgegen.
Sie wartete nach wie vor, wusste, dass nichts kommen würde, war sich sogar unsicher, ob sie von Mike hören wollte. Sie war nicht glücklich, aber sie begann sich daran zu gewöhnen, konzentrierte sich auf ihre Arbeit und ihren Garten, verbrachte genauso viel Zeit wie immer damit, ihre organische Diät und die Therapien fortzusetzen, die ihren Krebs seit fast achtzehn Monaten in Schach hielten. Der Postbote beugte sich heraus und reichte ihr ein Bündel zusammengeschnürte Post. Sie wollte keinen New Yorker Stempel sehen. Sie wollte ihn sehen.
Auf ihrer Gartenbank blätterte sie die Briefe durch. Nichts aus New York. Machte ihr das etwas aus? Nein. Ja. Nur Rechnungen und Reklamesendungen, außer einem Brief in einem dicken, cremefarbenen Umschlag, beschriftet in Schwarz.
Liebe Karin,
es war eine große Freude, Sie am Samstag kennenzulernen, und wir danken Ihnen für Ihre Freundlichkeit uns gegenüber und die Aufmerksamkeit, mit der Sie uns die sehr interessante Ausstellung über das geplante Tagesheim des Hospizes gezeigt haben.
Ich freue mich darauf, Sie in Seaton Vaux willkommen zu heißen, und nicht erst, nachdem wir dort eingezogen sind. Bisher galt unsere Hauptaufmerksamkeit dem Haus, aber ich möchte auch gerne einen richtigen englischen Garten anlegen, vor allem, um einen Teil der großen Pracht zurückzubringen, die dort früher herrschte, wie wir wissen und auf Fotos gesehen haben. Dr. Serrailler hat uns begeistert von Ihrer Gartenbauarchitektur und Ihrem Planungsgenie erzählt, und ich würde mich sehr freuen, wenn Sie zu uns kommen, sich den Garten im jetzigen Zustand anschauen und uns Ihre Ideen mitteilen könnten, mit der Aussicht, in die zukünftige Arbeit einbezogen zu sein.
Wir sind nächste Woche in London und im Claridge Hotel zu erreichen, wonach wir für einige Zeit nach New York zurückfliegen. Ich habe Ihnen eine Karte beigelegt.
Wir freuen uns darauf, unsere Bekanntschaft zu erneuern.
Mit allen guten Wünschen
Lucia Caxton Philips
Im Haus klingelte das Telefon.
»Hallo … Meriel, ich habe gerade an Sie gedacht. Ich war dabei, einen Brief von der hübschen jungen Amerikanerin zu lesen. Sie möchte die Gärten von Seaton Vaux wiederherstellen.«
»Ich weiß. Ich habe Sie in den höchsten Tönen gelobt. Aber hören Sie zu, vergessen Sie die Gärten,
ich
habe einen Brief von dem gutaussehenden Mr. Caxton Philips bekommen. Er hat angeboten, für das Tagesheim zu bezahlen.«
»Was? Für alles?«
»Für alles. Er gibt uns eine Million Pfund.«
»Große Güte.«
»Genau. Das heißt, wir können loslegen, ohne uns zu beschneiden oder weitere Bettelbriefe verschicken zu müssen.«
»Und das nur, weil sie aus dem Regen hereinkamen, um sich die Blackfriar’s Hall anzuschauen.«
»Jetzt muss ich John Quartermaine anrufen. Er wird es nicht glauben.«
Meriel legte auf, wie immer ohne sich zu verabschieden. Sie würde es genießen, dem Leiter des Hospizes von George Caxton Philips zu berichten. Innerhalb einer Stunde hatte es ein amerikanisches Paar geschafft, die Welt umzukrempeln. Geld, dachte Karin. Man sollte es nie verachten.
Erneut las sie den Brief von Lucia Philips, geschrieben in einer etwas unausgereiften Schrift, die ihr Alter verriet.
Zum ersten Mal, seit Mike sie verlassen hatte, merkte Karin, dass sie sich auf etwas freute. An dem Neuentwurf
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