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Des Abends eisige Stille

Des Abends eisige Stille

Titel: Des Abends eisige Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hill
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der klapprige Küchenstuhl zerbrach, als sich Pete drauffallen ließ. Das Geld lag vor ihm auf dem Tisch. Pete streckte behutsam den Finger aus und schnippte dagegen.
    »Lass das bloß liegen, das ist schmutziges Geld, frag ihn.«
    Pete beachtete sie nicht. Er zog die Scheine zu sich und schob sie ein wenig hin und her.
    Andy stellte seinem Schwager einen Becher Tee hin und setzte sich ihm gegenüber. Er schmierte Margarine und Marmelade auf seinen Toast und begann zu kauen, ohne auf Pete zu achten. Michelle beobachtete sie.
    Aber Andy brauchte nicht hinzusehen. Er kannte Petes Verhältnis zu Geld. Pete trank schlürfend seinen Tee. Unter gesenkten Augenlidern heraus sah Andy, wie sich die Finger wieder auf das Geld zubewegten.
    »Ich hab ihm gesagt, er fliegt auf der Stelle raus, wenn er wieder Dummheiten macht. Wir wollen ihn hier nicht. Ich hab Kinder. Ich will nicht, dass die was mit Verbrechern zu tun haben.«
    Pete schlürfte weiter Tee. »Woher hast du die dreihundert?«
    »Vier-«, sagte Andy mit vollem Mund. »Vierhundert.«
    »Vierhundert?« Bei dem öligen Ton seines Schwagers hätte Andy fast gelacht.
    »Ist mir egal, ob’s viertausend sind, das bleibt hier nicht, das ist schmutziges Geld. Als Nächstes haben wir die Bullen an der Tür, diesen hochnäsigen Nathan Coates.«
    »Jetzt mach mal halblang, ja?«
    »Was?«
    »Gib ihm die Chance, uns zu sagen, wo er das her hat.«
    »Arbeit, hat er gesagt. Lohn. Job. Dass ich nicht lache.«
    »Jetzt mach mal …«
    Andy hob den Kopf und sah Pete zum ersten Mal direkt an. »Ich hab gesagt, es war ein Job, und es war ein Job. Ich hab gesagt, es war legal, und es war legal. Ich hab nur nicht gesagt, was, und das muss ich auch nicht. Oder?«
    »Tja … nein, nein. Ich glaub nicht, dass du das musst, And. Nein.«
    »Ich hab’s Michelle angeboten. Für Miete und so. Sie will es nicht anfassen.«
    »Jetzt mach mal halblang.«
    »Also nimm du es, Pete. Los, stopf es in dein Unterhemd.«
    Andy stand auf. Er fegte das Geld auf, rollte es zusammen und beugte sich vor. Pete packte sein Handgelenk und hielt ihn davon ab, ihm das Geld zwischen das Hemd und die nackte Haut zu schieben. Er lachte.
    Andy wich vor Petes Atem zurück.
    »Ich soll es nehmen? Vierhundert?«
    »Vierhundert. Hab ich doch gesagt. Für Miete.« Er schlug Pete auf die sommersprossige Schulter. »Nur zu, Pete«, sagte er und ging grinsend hinaus, überließ es den beiden, sich zu einigen.
    Oben zog er seine Schuhe und die Jacke an, faltete seine verbliebenen hundert Pfund zusammen und grinste immer noch. Er würde hierbleiben, bis er von sich aus gehen wollte, nicht bis seine Schwester ihn hinauswarf. Dafür hatte es sich gelohnt.
    In der Küche wurde gestritten. Im Wohnzimmer spielte der Fernseher Gastgeber für Richard und Judy.
    Als Andy Gunton das Tor erreichte, piepste das Handy in seiner Tasche mit einer neuen SMS .

[home]
    40
    D iana verfolgte ihn, und er begriff allmählich, warum unerwiderte Liebe Menschen gewalttätig macht. Zu schnell bog er um eine Ecke in Richtung Altstadt. Er musste einen Blick auf Freyas Haus werfen.
    Die Straße lag ruhig da. Es war halb drei. Nicht ein Licht brannte in den Reihenhäusern.
    Er verlangsamte das Tempo, doch während er das tat, dachte er, und ich verfolge eine Tote. Ist das möglich? Was in Gottes Namen machte er da? Wenn er entdeckt hätte, dass sich einer aus seinem Team so verhielt, hätte er ihn vom Dienst suspendiert und ihm empfohlen, sich an den Polizeipsychologen zu wenden.
    Oben an der Straße bemerkte er, dass der Benzinanzeiger unter Rot stand. Es gab eine rund um die Uhr geöffnete Tankstelle an der Umgehungsstraße nach Bevham. Er tankte und holte sich einen Kaffee aus dem Automaten. Der Mann an der Kasse trug eine merkwürdige rote Wollmütze, die ihn wie einen Zwerg aussehen ließ, und schien halb zu schlafen. Der Kaffee schmeckte widerlich, wirkte aber wie eine intravenöse Adrenalinspritze, und als Simon aus der Tankstelle bog und den silbernen Jaguar XKV vor sich auf der Straße sah, war er daher hellwach. Er drückte auf die Freisprecheinrichtung und rief auf dem Revier an.
     
    Er folgte dem Jaguar in hundert Metern Abstand. Sonst war niemand auf der Umgehungsstraße. Dann bog der Jaguar zweimal rechts ab und fuhr in Richtung offenes Land. Die Straßen wurden bald schmäler. Simon rief erneut auf dem Revier an, gab seine Position durch und forderte einen Streifenwagen an.
    Der Jaguar fuhr vorsichtig und nicht zu schnell. Der Fahrer

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