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Des Abends eisige Stille

Des Abends eisige Stille

Titel: Des Abends eisige Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hill
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nahm die scharfen Kurven meist in der Mitte der Straße und behutsam, als wolle er durch am Straßenrand überhängende Zweige keinen Schaden an der Karosserie riskieren. Ein achtsamer Besitzer, dachte Simon, der bedächtig nach Hause fährt. Wenn es nicht auf drei Uhr morgens zugegangen wäre, hätte er ihn vermutlich nicht verfolgt. Das Revier hatte bereits bestätigt, dass das Autokennzeichen nicht mit dem vom Sorrel Drive übereinstimmte.
    Sie fuhren auf Dunston zu. Simon schaltete die Hauptscheinwerfer aus und fuhr mit Abblendlicht weiter, wollte den Fahrer vor ihm nicht auf sich aufmerksam machen. Von einem Streifenwagen hinter ihm war nichts zu sehen.
    Wenn der Jaguar in eine der Einfahrten in Dunston bog, würde Simon sich das Haus notieren und den Streifenwagen zurückschicken.
    Einen Augenblick später fiel ihm der unbenutzte Flugplatz ein, mit dem aufgeplatzten Beton der Rollbahnen, aus dem Unkraut spross, und den alten Hangars am Seitenrand. Der Besitzer des Geländes kümmerte sich nicht darum, war aber auch nicht bereit, es zu räumen oder zu verkaufen. Es war schon lange ein Schandfleck in der Landschaft, gegen den anscheinend weder die Behörden noch sonst jemand vorgehen wollte.
    Der Jaguar fuhr noch eine Meile weiter. Simon musste auf etwas über dreißig abbremsen, um genug Abstand zu wahren. Er stellte das Funkgerät an und befahl dem Streifenwagen, sich zu beeilen. Wenn das Auto auf ein verlassenes Gelände voll alter Hangars fuhr, würde er vielleicht dringend Verstärkung brauchen.
    Der Jaguar bremste ab und bog nach links auf den Weg zum Flugplatz.
    Simon schaltete auch das Abblendlicht aus, wartete, bis der Jaguar weit genug vor ihm war, und folgte ihm erneut, wich dabei Schlaglöchern und knirschenden Resten aufgerissenen Betons aus.
    Sein Herz klopfte, und er war sich bewusst, dass er allein war. Noch einmal rief er das Revier an, gab seine neue Position durch. Die Stimme am anderen Ende war fest, professionell. Beruhigend.
    »Ich brauche dringend Verstärkung, wiederhole, dringend Verstärkung.«
    »Verstanden. Verstärkung ist unterwegs.«
    Der Jaguar fuhr zur anderen Seite des Flugfelds. Keine anderen Autos, kein Anzeichen von Bewegung oder Aktivität irgendeiner Art, soweit Simon erkennen konnte. Er hielt neben dem Eingangstor, hoffte, dadurch außer Sichtweite zu sein, wenn der Jaguar nicht mit eingeschalteten Scheinwerfern dicht an ihm vorbei zurückkam. Er beobachtete, wie das Auto an dem zerstörten hinteren Zaun entlangfuhr, das Ende erreichte und dann nach rechts bog, zurück zu den Hangars. Suchte der Fahrer nach jemandem? Überprüfte er, ob die Luft rein war? Es war schwer zu erkennen, was dort hinten in der Dunkelheit geschah.
    Der Jaguar näherte sich dem entferntesten Hangar und kam außer Sichtweite. Simon stieg aus, ließ aber seine Autotür offen. Nachts, in weit offenem Gelände, trägt noch das kleinste Geräusch. Er hörte nichts. Nirgendwo war Licht. Er wartete.
     
    Als der Streifenwagen durch das Tor und auf die Rollbahn bog, sah Simon die sich bewegende Gestalt auf der anderen Seite des Flugfelds. Rufend sprang er aus seinem Versteck. Der Streifenwagen bremste.
    »Schaltet das Fernlicht ein, da – seht ihr ihn? Er rennt. Los.« Simon hechtete auf den Rücksitz des Streifenwagens, als der beschleunigte.
    Der Mann hatte keine Chance. Er lief im Zickzack, drehte um und versuchte sich hinter den Hangars zu verstecken, aber sie brauchten nur Sekunden, um ihn zu erreichen. Der Beamte, der als Erster aus dem Streifenwagen gesprungen war, warf den Mann zu Boden.
    »Okay, okay, ihr braucht mir nicht den Kopf einzuschlagen.«
    »Immer ruhig«, sagte Serrailler. Der Uniformierte knipste seine Taschenlampe an, als er den Mann losließ, der sich daraufhin aufrappelte.
    Simon griff nach seinem Dienstausweis. »Ich bin DCI Serrailler. Ich bin Ihnen seit der Umgehungsstraße gefolgt. Ich würde gerne mit Ihnen sprechen.«
    »Was soll ich denn, verdammt noch mal, getan haben?«
    »Wenn Sie bitte mit zum Streifenwagen kommen.«
    »Nehmen Sie mich fest?«
    »Habe ich dazu einen Grund?«
    »Nein, verflucht.«
    »Gut.«
    Sie standen neben dem Streifenwagen, und der Fahrer schaltete die Scheinwerfer ein.
    »Wie heißen Sie?«
    »Das sag ich erst, wenn Sie mir sagen, warum Sie mir gefolgt sind, wo ich doch nichts getan hab.«
    »Irgendein Grund, warum Sie mir Ihren Namen nicht nennen wollen?«
    Der Mann seufzte. Er war jung, Anfang zwanzig. Simon erkannte ihn nicht.
    »Gunton. Andrew

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