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Des Abends eisige Stille

Des Abends eisige Stille

Titel: Des Abends eisige Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hill
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Nichts, was irgendeine Bedeutung für Davids Verschwinden hatte, war hier passiert, kein Kind war hier verborgen, lebend oder tot. Simon war sich dessen sicher, während er in der stillen Nacht stand und nichts außer dem gelegentlichen Schrei einer Eule in der Ferne hörte.
    Er ging auf den ersten Hangar zu. Die Tür hing offen, aber bei diesem war das Dach mehr oder weniger intakt. Er trat ein. Unter seinen Schuhen war Gras. Die Luft roch schwach metallisch. Nichts. Er hustete. Niemand war hier.
    Er verließ den Hangar und ging in den nächsten, ein paar Meter entfernt. Dabei hörte er das Geräusch eines Fahrzeugs, das über die Zufahrt kam und auf das Flugfeld bog. Er drückte sich gegen die Hangarwand. Scheinwerfer glitten über das Gras und dann den Hangar selbst, bevor sie abschwenkten.
    Simon schlich sich hinaus, hielt sich dicht an der Wand des Gebäudes. Stimmen waren nicht zu hören, nur das Schließen einer Autotür und das Scharren von Schritten. Er bog um die Ecke des Hangars, duckte sich und rannte rasch in den Schatten des nächsten. Scheinwerfer wurden eingeschaltet, und ein Motor wurde angelassen. Simon sprang hinaus und hielt den Arm hoch. Zwei Fahrzeuge waren da, der silberne Jaguar mit laufendem Motor und eines, das wie ein kleiner Pick-up aussah.
    »Polizei!«
    In der Hoffnung, dass sie hinter ihm ein ganzes Polizeiaufgebot vermuteten, stellte er sich dem Jaguar in den Weg.
    Sekunden später lag er auf der Seite, rollte sich über den Beton in Richtung des Hangars, nachdem der Pick-up Gas gegeben und Simon nur um Haaresbreite verfehlt hatte. Sein rechter Arm und die Schulter brannten vor Schmerzen. Der Jaguar und der Pick-up waren weg, waren mit quietschenden Reifen über das Flugfeld gerast und die Straße hinauf verschwunden. Serrailler verfluchte sich, so ein Idiot gewesen zu sein, und tastete mit dem unverletzten Arm nach seinem Handy. Es war aus seiner Jacke gefallen und irgendwo auf dem Boden gelandet. Einige Minuten lang kroch er tastend herum, zuckte dabei vor Schmerz zusammen. Auch seine Handfläche tat weh und war feucht von Blut.
    Er fluchte weiter, tastete blind. Erst als das Handy klingelte, fand er es, rechts von dort, wo er gesucht hatte. Es hörte auf zu klingeln, als er es an sich zog, aber es gelang ihm, die Wiederwahltaste zu drücken.
     
    Zehn Minuten später kamen zwei Streifenwagen und ein Krankenwagen auf das Flugfeld. Simons Arm schmerzte stark, seine aufgeschürfte Hand war voller Dreck.
    Aber er merkte, dass er trotz seiner Verletzungen in Hochstimmung war, aufgeputscht vom Adrenalin, und nicht mehr brütete. Er spürte den Nervenkitzel, wie immer, wenn er in Aktion war, was dieser Tage nur noch selten vorzukommen schien, diesen Nervenkitzel, den er im Polizeidienst zu finden gehofft hatte und der ihn weitermachen ließ. Vor etwas über einer Stunde hatte er im Bett gelegen, sich herumgewälzt und nicht einschlafen können. Es kam ihm vor, als wäre das in einem anderen Leben gewesen.

[home]
    41
    S ie erkennen es an den dicht geschichteten Isobaren …«
    Meriel Serrailler wusste, dass sie das nicht konnte, beugte sich aber trotzdem vor und starrte angestrengt auf die Wirbel und Strudel der Fernsehwetterkarte. Unmöglich zu sagen, wo Lafferton in der Mitte von alldem sein sollte, aber alles deutete auf Nässe und sehr starken Wind hin.
    Sie drückte auf den roten Knopf der Fernbedienung, und das Bild schrumpfte zu einem Stecknadelkopf zusammen.
    »Gibt es was Neues?« Richard Serrailler kam ins Zimmer.
    »Kriege und Seuchen.«
    »Das Wetter?«
    »Regen und Wind. Aber erst morgen oder übermorgen.«
    Er gab ein ungeduldiges Geräusch von sich und verschwand. Meriel stand auf und folgte ihm in die Küche, wo er begonnen hatte, das Tablett für ihren Spätabendtee vorzubereiten.
    »Regen ist mir im Moment gerade recht. Wenn es am Samstag nicht geregnet hätte, wäre das Hospiz um eine Million Pfund ärmer.«
    Ihr Mann blickte auf. »Du glaubst diesen Blödsinn doch nicht im Ernst, oder? Das ist ja lächerlich.«
    »Warum ist es lächerlich?«
    »Du kannst mir nicht erzählen, dass irgendein unbekannter Amerikaner aus dem Regen in die Blackfriar’s Hall spaziert und ernsthaft eine Million Pfund zum Bau eines Tagesheims spendet. Warum um alles in der Welt sollte er das tun?«
    »Weil er ein großzügiger Mann ist. Und sehr reich.«
    »Blödsinn. Da steckt irgendwas dahinter.«
    »Jetzt machst
du
dich lächerlich. Was soll denn da dahinterstecken?«
    »Keine Ahnung. Aber

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