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Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte

Titel: Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Heinrich Buchholtz
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Tugend; aber pfui mich / daß ich mein Schwert von der seite gegürtet habe; könte dann dieser Buben ich mich nicht länger erwehren / so hätte ich ja zum wenigsten / damit ich mich selbst entleiben / und dieser Schmach entgehen könte / daß ich dir / O mein geträuester Freund und Bruder im Tode Geselschafft leistete / weil das feindselige Glük uns diese Lufft länger nicht gönnen wil. Aber O ihr unsinnigen Römer / ist das euer hochberuhmter Verstand / daß jhr dieselben alsbald wegen ihres Herkommens vor Feinde haltet / die euch nie kein Leid getahn / sondern alles gutes gewünschet haben? Hier hörete er endlich die Trommete blasen /und alles Volk verlauffen / welches jhn wunder nahm.
    Nun wahr der Stathalter allemahl haussen vor der Tühr stehen blieben / und hatte seine Reden venommen / wornach ihn nur einig verlangete; als er aber hörete / daß er mit wütigen Gedanken umbging / und der Verzweifelung nicht ferne wahr / fiel ihm ein / er möchte in Mangel des Schwerts etwa mit dem Kopffe wider die eiserne Tühr lauffen / oder das Brodmesser hervor suchen / sich zuentleiben; öfnete deßwegen die Tühr gar sanftmühtig / nam sich durchauß keines dinges an / sondern trat mit gewöhnlichen Geberden zu jhm hinein / und sagte: Verzeihet mir. Ladisla aber fiel ihm alsbald in die Rede / sahe ihn mit überauß greßlichen Augen an / und sagte: Was verzeihen; saget mir Herr Stathalter / wie es meinem Bruder Herkules gehe / und gedenket nicht / daß ich seinen Schimpf lebendig werde ungerochen lassen. Ey wie so mein Herr / anwortete er gar sanfftmühtig; es gehet ja dem frommen Helden nicht anders als wol / ohn was die empfangene Wunde betrifft. Was vor Wunde / fragete er; wer hat dañ das unschuldige Herz verwundet? Mein Herr begreiffe sich / antwortete der Stathalter /es ist ja Herr Herkules wegen gestriger Wunde etwas schwach. Wie? sagte dieser; träumet mir dann / oder ist mir das Gehirn verrükt? Ich meyne ja nicht anders / es haben sich etliche hören lassen / wie sie ihn auff dem Bette in ertichteter Krankheit ergriffen. Da begunte nun der Stathalter sich überauß leidig anzustellen / und antwortete: O mein lieber Herr und Freund /es ist mir sehr leid / dz durch die unvorsichtige Tühr versperrung ich ihm so ungenehme Gedanken erwecket habe. Aber dieser stund annoch im zweifel / lieff nach der Tühr / und kuckete hinauß / ob einige Verrähterey verhanden währe; und wie stille er gleich alles sahe / lag ihm doch die Einbildung so stark im Gehirn / daß er sagete: Mein Herr / wie unschuldig ich mich gleich aller Untaht weiß / kan ich mich doch nicht wol bereden / daß ich weit irre / es werde mir dann angezeiget was vor ein Getümmel unten im Hofe gewesen / und was vor verstekte man gesuchet. O mein werter Herr / antwortete er / ists wol möglich /daß er daher einige widrige Gedanken schöpffen mögen? so muß ich mich selbst anklagen / daß durch meine Unvorsichtigkeit er darzu veranlasset ist. Er weiß / daß ich zweyer Käyserl. Schreiben gedacht /deren wichtigstes eine ungewöhnliche durchgehende Schatzung fodert / welche / wie ich fürchte / grosse Unruhe verursachen wird. Das andere betrifft das jezt ergangene / und werde ich befehlichet / fleissige Nachsuchung auff dem Lande und in den Städten zu tuhn / ob nicht etliche Auffrührer von der Besatzung zu Rom / welche außgerissen / sich hieherumb auffhalten möchten / auff dieselben solte ich ein gewisses Geld schlagen / und wann sie ergriffen würden / lebendig gen Rom liefern lassen. Als solches durch den Schreiher kund worden / hat man alsbald einen Feldwebel und Fähndrich außgespüret / die zwar angepacket / aber bald wieder außgerissen / und sich auff meinem Hofe verstecket hatten / find doch / einer im Pferdestalle auff meines Reit Knechts Bette / der ander gleich hierunter im Waschhause wieder ergiffen worden.
    Ladisla erhohlete sich hierauff / stund als währe er vom Schlaffe erwachet / und wolte das Mißtrauen noch nicht allerdinge weichen / sondern hielt an / dz ihm möchte vergönnet seyn / nach seinem lieben Herkules zu gehen. Je warum nicht / sagte der Stathalter /nur allein bitte ich / mein Herr wolle ihm ja nichts widriges von mir einbilden / oder meine Träue in Zweifel zihen. Davor behüten mich die Götter / antwortete er / dz solche Gedanke meinen Siñ einnehmen solten; aber ich bin die zeit meines Lebens in so grosser Angst nicht gewesen / als diese halbe Stunde / und ist mein bestes / daß ich kein Schwert bey mir gehabt /

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