Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
/ sagte sie zu ihm: Mein Herr und wahrer Freund / mir zweifelt nicht / seine mir hochbeteurete Liebe stehe auf unwankelbahren füssen / und habe er das vertrauen zu mir / ob ich eine verborgene frage /aus höchstzwingender noht an ihn würde abgehen lassen / die ihm (welches ich äidlich angelobe) nit sol schädlich seyn / er werde solches von mir nicht ungleich auffnehmen. Er durch Liebe bezwungen willigte ihr alles ein; Und fuhr sie weiter also fort: So ist nun meine herzliche Bitte / mir in Vertrauen zu sagen / wer / und auß was Landschaft er eigentlich entsprossen sey; sonst ist unmöglich / daß ich euer Liebe trauen / oder auff geschehene Zusage mich verlassen kan. Nun hatte er mit Herkules schon abgeredet wie weit er sich herauß lassen solte; wunderte sich aber nicht wenig des ernstlichen nachforschens / und gab zur Antwort: Sie wüste ja / daß sie sein Herz und Seele in ihrer Gewalt zu ihrem Willen hätte / deßwegen wolte er ihr / als seiner Vertraueten diese Heimligkeit gerne offenbahren / wie auch zum teil schon geschehen / dafern sie nur solches verschwiegen halten könte. Was zweifelt mein Schaz an meiner träue / sagte sie / meinet er / ich werde ursach seiner Ungelegenheit seyn wollen? doch nehme ich dieses auß / wann mein Herr Vater von euch dereins wegen meiner Heyraht bespreche werden solte / meynet er alsdann / demselben dieses zu verbergen / und gleichwol seinen Willen zuerhalten? Nein / sagte er / auff solchen fall werde ich mich ihm eben so kund geben / wie ich anjezt meinem höchstgeliebeten Fräulein in reiner Warheit zu wissen tuhe / daß mein Herr Vater vor neun Monat ohngefehr / todes verblichen / der ein herschender König in Böhmen wahr / uñ hat durch diesen seinen Todes fall mir seinem einigen Sohn das ganze Reich verlassen / welches ich meiner Fr. Mutter / Herkules Vaters Schwester biß auff meine Wiederkunfft zu geträuen Händen befohlen; Ja mein Schaz / ich habe unter dem Nahmen Winnibald in Römischen Käyserl. Diensten mich in die anderthalb Jahr zu Felde gegen die Pannonier gebrauchen lassen / und durch Niederlegung eines Pannonischen Kämpfers verdienet / daß man mir das Römische BürgerRecht angebohten. Sonst habe ich eine einzige Schwester von ohngefehr XV Jahren / mit welcher mein Schaz dereins Schwesterliche Liebe wol wird halten können. Das Fräulein bedankete sich herzlich / und zum Zeichen ihrer Vergnügung küssete sie ihn etliche mahl / dessen er sich in hoher Belüstigung verwunderte / massen sie noch nie in der Einsamkeit sich gegen ihn dergestalt bezeiget hatte. Nachgehends fragete sie / wie es mit seiner Wunde beschaffen währe; und da sie vernam / daß er selbst köstliche Salbe mit von Rom gebracht / uñ sie damit verbunden / auch keine Schmerzen noch einige Hinderniß daher empfünde / baht sie umb Verzeihung ihres nöhtigen Abscheidens / und brachte ihrem Vater die Antwort; welcher zu ihr sagte: Nun den Göttern sey Dank / daß du dergestalt versorget bist / wiewol ich lieber sehen möchte / daß er eines Königes Bruder / als ein herschender König währe. Befahl hierauff /daß Mutter / Sohn und Tochter auff ein Gemach gehen / und was sie auch vernehmen würden / von dannen nit weichen solten / biß er sie würde fodern lassen; dem sie auch gehorsamlich nachkahme. Er verfügete sich darauf nach einem andern / von diesem weit abgelegene Zimer / in welchem nichts als die vier Wände / und oben in der Höhe / kleine vergitterte Fenster zu sehen wahren. Auff dieses lies er Ladisla zu sich fodern / welcher willig erschien / fand den Stathalter in tieffen Gedanken gehen / und in der Hand zwey grosse Schreiben halten mit dem Käyserlichen Pitschafft. Auff seine Befragung / was der Herr Stathalter so tieff nachsinnete / bekam er zur Antwort: Es währen ihm von seinem allergnådigsten Käyser Alexander / etliche Schreiben / unterschiedliches Inhalts zukommen / welches er teils gerne / teils mit höchster Wiederwertigkeit verrichtete / weil er fürchtete / es möchte grosse Unruhe verursachen. O mein Herr / taht er hinzu / es ist höchlich zubeklagen / daß mein allergnädigster Käyser nicht nach seinem Willen schaffen darff / sondern offtmahl sich von andern gezwungen muß beherschen und nötigen lassen. Er hatte diese Worte kaum geredet / da erhub sich ein grosses Getümmel auff der Gassen / und im Plaze des Hoffes / auch zugleich ein Geschrey; es hielten sich Römische Feinde in der Stat auff / welche gegriffen / und nach Rom zu gebührlicher Straffe solten
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