Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
Himmel an / er möchte ihrer Seele die Geselschafft der seligen nicht mißgönnen. Der Vater lies sie gar außreden /und sagte hernach: So wählestu dir den Tod? hastu dann etwa verredet / ehelich zu werden? dieses nicht Herr Vater / antwortete sie. Wie kanstu dann / fragete er / dir den Tod schlechter Dinge wählen / ehe und bevor du vernimst / welchen ich dir außersehen habe; jedoch / damit ich weder dich noch mich länger auffhalte / sondern die Volstreckung / wie ich geschworen ehistes leiste / wil ich dir den Bräutigam zuvor nahmhafft machen / dem du diesen Abend hättest sollen beygelegt werden / wie wol ich anfangs nicht bedacht wahr / dir ihn wissen zu lassen / welcher gleichwol /so bald du wegen deines Ungehorsams abgetahn bist /den gebührlichen Brautschaz / und nach meinem Tode die helffte aller meiner Güter heben sol; diese nun /gib acht / ist eben der / welcher gestern und heut deiner ehren verfechter gewesen / Herr Ladisla; trat hiemit nach der Wand nam ein Schwert in die Hand /und stellete sich / als wolte er ohn Wortsprechen ihr das Häupt herunter schlagen. Das Fräulein / ihres Vaters letzten Worte hörend / fiel vor freuden in Ohmacht / und lag gestrekt auff ihrem Angesicht. Der Sohn trat zwischen den Vater und die Schwester / und sagete: Herr Vater / ist euch mit meiner Schwester Blute dann so wol gedienet / wann es durch eure selbst eigene Hand auff die Erde geschüttet wird / so vermischet das meine mit dem ihren / ob eure Vergnügung hiedurch könte vermehret werden; dann ich verschwöre dessen Vaters lebendiger Sohn länger zu seyn / der eine so gehorsame Tochter tödten wil / und mir viel ungehorsamern das Leben lässet; ists aber möglich / daß meine kindliche Bitte mag angenommen werden / so verzethet doch mir und ihr diesen fehler / dessen ursach ich die blosse Unwissenheit halte / weil ich nicht zweifele / sie werde nunmehr sich dem schuldigen Gehorsam nit entbrechen. Der Vater legte das Schwert von sich / und sagete: So merke ich wol / daß du umb ihre Heimligkeit mit weissest / und hast mir solches verschweigen können? Herr Vater / antwortete er; ich beruffe mich auch die Götter / daß ich ausser ungewisser Muhtmassung nicht das allergeringste habe / wie vielleicht mein Herr Vater auch nicht / daher ich wol entschuldiget seyn werde. Das Fräulein lag noch in tieffer Ohmacht / aber ihr Bruder rüttelte sie / daß sie wieder Lufft bekam / richtete sich gemehlich auff / und stritte Schahm und freude dergestalt in ihrem Herzen / daß ihr Wiz und Vernunfft / ja alle Gedanken stehen blieben; endlich / da der Bruder sie der Dankbarkeit erinnerte / fiel sie dem Vater mit unzåhligen Küssen und Trähnen umb den Halß / und fing also an: O mein herzgeliebter Herr und Vater / jezt komme ich zur Erkäntniß / wie hoch ich mich versündiget / indem ohn euer Vorwissen ich mir einen zum Bräutigam belieben lassen; ich schwöre aber bey den himlischen Göttern / daß weder Vermässenheit noch leichtfertige Bewägungen / sondern bloß die vermeynte Schuld der Dankbarkeit mich darzu verleitet hat / und zwar zu keiner weiteren Verheissung / als biß auff das väterliche bewilligen; auff welche Verwegerung zwar Herrn Ladisla zu meiden / aber auch keinen andern nimermehr auzunehmen / ich mich bey der Götter Ungnade verlobet habe; Dieses ist meine begangene Sünde /die hernähst mit allem kindlichen Gehorsam zu ersetzen / mich befleissigen wil. Ich könte zwar Herrn Ladislaen überauß hefftiges anhalten / und meine Unwissenheit / schon verlobet zu seyn / zu meiner Entschuldigung anführen / wann ich mich nicht ganz gerne vor allerdinge schuldig angeben wolte. Ich verzeihe dir dein Verbrechen / sagte der Vater / und bekräfftige dein Versprechen / doch daß du zuvor hingehest / und dich bey H. Ladisla selbst seines eigentliche Standes und Wesens erkündigest / damit ich wisse / wovor ich ihn halten sol / und ob er vor der Heyraht Käyserlicher Gnade bedürffe; aber mit dieser ernstlichen Verwarung / daß wo du ihm auch nur den allergeringsten Wink dieser meiner Einwilligung geben wirst / ehe ich dichs heisse / du bey mir verfluchet / und von aller meiner Hulde verbannet seyn sollest; wil auch alles wiederruffen / uñ dich als eine mutwillige ungehorsame zu straffen wissen. Das Fräulein lobete beständig an / alles nach seinem Willen zu verrichten / ließ Ladisla von der Gesellschafft fodern / unter dem schein / als wolte der Vater selbst ihn sprechen; Als er nun kam / und sie mit ihm gar allein wahr
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