Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
hingeführet werden. Sie höreten dieses eigendlich / aber der Stathalter nam sich dessen gar nicht an / sondern baht Ladisla umb verzeihung wegen eines geringen Abtrittes /daß er vernehmen möchte / auß was Ursachen sie bey ihrem Vorhaben so unbendig schriehen; ging hiemit von ihm / und zog die eiserne Thür nach sich zu. Nun hörete Ladisla das Geruffe sich stets vermehren / auch endlich einen mit harter Stimme sagen; suchet fleissig ihr redlichen Soldaten / daß wir den andern Schelmen und verrähterischen Bösewicht auch sahen mögen; der eine ist schon auff dem Bette in seiner ertichteten Krankheit ergriffen / und sol sein Geselle allhie vor einer Viertelstunde auch gesehen seyn / daher er ohn zweiffel dieses Orts sich muß verborgen halten. Hierüber erschrak er so hefftig / daß ihm das Geblüt zum Herzen lieff: Römische Feinde? sagte er bey sich selbst; Römische Feinde? und derselben zween? vielleicht bin ich und Herkules verrahten / daß man uns wegen der Verstellung vor Feinde oder Kundschaffter hält; ja vielleicht ist mein Herkules wol schon gefangen. Lieff hiemit zur Thür / zu sehen / wie es seinem Freunde ginge; aber er fand dieselbe so fest versperret / daß ihm unmöglich wahr / sie zu öffnen. Jezt gedachte er / der Stathalter hätte ihn in diese Gefängnis gelocket / daß er ihn den Außspehern lieffern möchte /und fiel ihm ein / wie beschweret er sich befunden /dem Käyserl. Befehl nachzukommen. Bald hörete er einen zum andern mahl ruffen; und dauchte ihn des Stathalters Stimme seyn; man solte nur fleissig suchen / alsdann würde sich der Verrähter schon finden / weil sein Geselle selbst Anzeige getahn / daß er noch auff dem Hofe seyn müste. Hierauff schlug er allen Zweifel auß / und machete ihm die unfehlbare Rechnung /er und kein ander würde gesuchet; und wie er etwas jachzornig wahr / lieff er voll Galle / und fieng an sein Unglük zu verfluchen; durffte auch die Gedanken fassen / ob jhm etwa durch Fräulein Sophien nachgestellet würde / und sie zu seinem Unglük mit listigen Worten seinen Zustand außgeforschet hätte. O ich Unglükseliger sagte er / nun muß ich entwender mein Leben verlieren / oder den Römern mein Königreich zinßbar machen / wo nicht gar in die Hände liefern; doch wil ich lieber sterben / als mein liebes Vaterland verrahten / oder dessen Freyheit übergeben. Aber rühme dich nun / Ladisla / du habest zu Padua Heyraht gesucht / und dein Leben drüber zugesetzet. O Fräulein Sophia / ist dieses die Liebe und Träue / welche ihr mir versprochen? Ist diß der Lohn / daß ich euret wegen mein Leben so liderlich geschätzet / und zu euer Rettung gewaget? doch ergehe mirs nach der Götter Schluß; Dieselben erhalten nur meinen lieben Herkules / der wird mich schon rächen / und nicht unterlassen / mein Reich zu schützen / auch wann er seines wieder erlanget hat / den Römern ein solches Blutbad anrichten / daß mein Tod ihnen teur stehen sol / wo sie nicht gar drüber zu grunde gehen müssen. Nun dann mein Herkules / so bewahre dich dein GOTT / und lasse diß Ungewitter über mich allein ergehen. Aber was rede ich? habe ich doch mit meinen Ohren angehöret daß man dich gefangen / und wie sie meynen / in ertichteter Krankheit angetroffen hat. O was gedenkestu / wo ich stecken möge? daß ich dich in deiner äussersten Noht verlasse? und wie wird dein unüberwindliches Herz diese Schmach immermehr erdulden können? daß du von den Schergen dich must schleppen und stossen lassen. Ich fürchte / ja ich fürchte / deine Großfürstliche Seele habe den allerädlesten Leib schon verlassen / und solches vor grossem Unmuht. Nun mein Herkules / Geduld / Geduld! bistu dahin / so wil ich dir bald folgen / es sey dann / daß ich mein Leben / dich zu rächen fristen könne; alsdann wil ich diese Stadt schleiffen / und ein Erbfeind des Römischen Nahmens leben und sterben; ja ich wil alle meine Nachbarn umb mich her / samt den Nordischen Reichen auffwiegeln / und ganz Italien als eine fluht überschwemmen / biß dein unschazbares Blut durch ganze Blutströme geroche sey. Es rief aber zum dritten mahle einer im Platze / an der Stimme Herrn Kornelius nicht ungleich: Habt ihr dann den Bösewicht noch nie ertappet? Er liegt ohn zweifel dieses Orts verborgen; so bemühet euch nun / daß wir sein mächtig werden / alsdann sol es jhm ergehen gleich wie seinem schelmichten Gesellen. Ey sagte er hierauff; so gnade dir dein Gott / liebe Seele / du unvergleichlicher Held in Verstand und
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