Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
ich hätte sonst vielleicht / Schimpf zu meiden / mir das Leben abgekurzet / da ich ruffen hörete / der eine währe schon gefangen / und nach Verdienst zugerichtet / und hielte sich der ander auch dieses Orts auff. Ob nun wol ich mir durchauß nichts böses bewust bin / dessen ich meinem eigenen Gewissen Zeugniß abfodere / ist doch die Verrähterey und Hinterlist so groß /daß man der Welt nicht trauen darff; und machte ich mir die Gedanken / ob nicht etwa Fulvius Freunde solchen Lerm erwecketen / und durch unbillige Rache mein Verderbe sucheten; welches unter falschem scheine / daß ich ein fremder bin / sie leicht hätten zu werk richten mögen. Als der Stathalter dieses hörete /ließ er sein betrübtes Angesicht sehen / uñ sagte: Es möchte eine blosse Unvorsichtigkeit niemahls so grossen schrecken erwecket haben / als aniezt leider geschehen währe / welchen aber durch ein angenehmers zuersetzen er ihm wolte lassen angelegen seyn. Führete ihn auch mit sich über den Plaz nach einem köstlichen Gemache / da ihm Herkules Leibknabe begegnete / und von demselben seiner übrigen Sorge gänzlich entlediget ward.
Inzwischen hatte die Mutter ihre Tochter als eine Fürstl. Braut außgeputzet / da sie wie ein gemahletes Bildichen glänzete. Ihr langes gelbes Haar hing ihr auff dem Rücken nieder; oben auff dem Häupte hatte sie einen grünen Kranz mit schönen Blumen und köstlichen Kleinoten durchsetzet; jhr Oberkleid wahr ein schneweisses Silberstük / mit eingewirketen Blumen; der Unterrok ein Tyrischer Purpur mit einer Perlenschweiff / und forne herab mit vierdoppelter Reihen Demanten verbremet; aber dz scheinbahreste an ihr wahren die verliebeten Aügelein / welche die übermachte herzens Freude dañoch so völlig nit entwerffen kunten / wie sehr auch die lebhaffte Farbe des nach wunsch gebildeten zarten Angesichts sich bemühete / ihnen die hülffliche Hand zu bieten. In beyden Ohren hatte sie zwo Perlen hangen als eine grosse Haselnus / die auff 6000 Kronen geschätzet wurden. Ihr Halßketchen wahr von eingefasseten Demanten fünffdoppelt umb den Halß / und hing zu unterst dran recht zwischen ihren Brüsten ein Kleinot in Gestalt des kleinen Liebegottes / grosses werds. Auff dem Daumen trug sie einen grossen güldenen Ring mit einem Demant / der seiner grösse und reinigkeit wegen hoch geschätzet wahr / mit welchem sie ihrem liebsten solte vermählet werden. Der Stathalter wahr kaum mit Ladisla auff das zierliche Gemach getreten /da kam ein kleines Mägdelein / und zeigete an / man wartete auff nichts / als auff seinen Befehl; da er alsbald Ladisla also anredete: Mein hochgeliebter Herr und Freund; billig müste ich von den Göttern gehasset / und von allen redlichen Menschen geschändet werden / wann ich unbemühet bliebe / etwa eine Gelegenheit zu ergreiffen / wodurch die treflichen Dienste / unter Lebensgefahr mir und den meinen erzeiget / in etwas erkennet würden. Nun weiß ich schon vorhin wol / daß mein Geld und Gut / ob ich dessen gleich /den Göttern sey Dank / zur zeitlichen Notturfft übrig habe / der Gültigkeit eurer Woltahten die Wage nicht halten kan; ja von meinen Herren uñ Freunden nicht eins wil angenommen werden / wie insonderheit sein Freund Herr Herkules sich dessen am meisten wegert; so habe ich doch unter andern ein mir sehr beliebtes /bißher wol verwahrtes / und meinem bedünken nach /zimlichen werdes Kleinot / welches ich vielleicht aus sonderlicher Neigung höher als ein ander schätzen mag; Dieses meinem Herrn / als der insonderheit sich meiner Tochter angenommen / einzuliefern / habe ich mir gänzlich vorgesetzet der Hoffnung gelebend / er werde mir solches nicht / wie das gestrige / verächtlich außschlagen / sondern von meiner Hand unwegerlich annehmen. Ladisla antwortete ihm: Mein hochwerter Herr; ich bitte sehr / meine geringschätzigen Dienste nicht so gar über ihre Wirdigkeit zu erheben / als die gestriges Tages mit wenigen Schwertschlägen verrichtet sind / und mein Freund Herkules mehr als ich dabey geleistet hat. Wie solte dann mit gutem Gewissen / uñ Verletzung meines Ritterstandes ich davor so hohe Belohnung annehmen / und ein so liebes hochwertes Kleinot ihm abhändig machen können? gnug ist mirs / und über gnug / daß ich die Ehre gehabt / den unschuldigen hochbetrübten Fräulein in ihrer gefahr beyzuspringen / als durch welches mittel ich in meines Herrn kundschaft gerahten bin. Dafern nun mein Herr einigen guten willen zu mir tråget /bitte ich von herze /
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