Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
nicht richtig wahr. Fannius kam wieder zu sich selbst und sahe sich nach seinem Schwert umb / aber Baldrich warff ihn gleich wieder zur erden / trat ihn mit Füssen / und band ihn gleich den andern da er zu ihm sagete: Siehe du unverschämter Bube / auff diese Weise gehe ich mit allen denen umb / die durch Raub und Mord gedenken groß zu werden; deßwegen must du nicht wähnen /daß du annoch mein Hauptman / sondern mein Gefangener seist; ging hernach hinaus mit Siegward / hohleten die abgehauene Köpfe alle herein / und sagten: Sehet da ihr diebische Räuber / diese eilffe haben den Lohn ihres verdienstes von unsern Händen schon empfangen / der eure wird auch schon folgen / dafern ihr nur der Zeit erwarten könnet. Ist daß redlich gefochten / antwortete Fannius / solches kan ich noch nicht absehen / doch ein Gefangener muß geduldig seyn / und bitte ich nur umb einen schleunigen Tod. Was sagestu vom redlichen fechten / sagte Baldrich /hastu wol jemahls redliche tahten getahn? dieses hohe Frauenzimmer sol dir die Urtel sprechen / hastu dann redlich gefochten / darfstu dich keiner wiedrigen besorgen. Inzwischen hatten Fr. Sophia und Fr. Ursul sich hervor gemacht / ihren Erlösern zu danken /denen die Fürsten entgegen traten / und ihnen die Hände demühtig küsseten / Fr. Sophia aber also anfing: Ihr hochgepreisete Helden habt in warheit euch umb uns so verdient gemacht / daß alles unser vermögen viel zu wenig seyn wird / das geringste von dem unzähligen zuersetzen; gönnet uns aber / bitte ich sehr / den Anfang mit worten zu machen / so lange kein wirkliches vermögen sich bey uns findet uñ nehmet eine recht herzliche Danksagung von uns an / daß ihr durch eure kräftige Faust unsere Ehre gerettet / und die allernäheste Schande von uns abgekehret habet; und gläubet uns / daß wir nicht ruhen / noch uns vor glükselig halten werden / ehe und bevor wir unser Schuldigkeit mögliche leistung haben sehen lassen /welches in dieser schanden Höhle nicht geschehen kan / da wir zu nichts als woltahten zu empfahen /düchtig sind / deren ich hieselbst noch eine einzige von euch meinen Herrn bitte / daß mir vergönnet seyn mögen / zu fragen / wer doch unsere Erlöser eigentlich seyn / und welcher gestalt sie meines Gemahls Königes Ladisla / und meines Herrn Bruders GroßFürst Herkules kund- und freundschaft haben. Baldrich setzete sich wieder ihre verwilligung vor ihr nider auff ein Knie / küssete ihren Rockes Saum / und gab diese Antwort: Großmächtige Durchleuchtigste Königin / gnädige Fr. Wase: Ich danke dem Himmel und meinem Glücke / daß mir die Ehr zugestanden / euer Durchl. einige Dienste zuerweisen; sehr leid aber ist mirs / daß ich mich draussen so lange geseumet / und durch meine abwesenheit verursachet / daß die verzweifelten Buben wieder äidliches versprechen euer Durchl. und deren wirdigsten Gespielen einige Unbilligkeit haben anmuhten dürffen / und dannoch die gütigen Götter alles schädliche gnädig abgewendet haben. Euer Durchl. meines liebsten Gesellen und meinen Nahmen anzumelden / sind wir so willig als schuldig / ungeachtet dieselben in der Welt so unbekant und geringe sind / daß sie sich schämen vor ihrer vortrefligkeit genennet zu werden; doch / wie gesagt /ich gehorsame / uñ zeige an / daß dieser mein Freund ist und heisset Siegward / meiner Fr. Mutter Bruder Sohn / ein gebohrner Königlicher Fürst und nähester Erbe des Königreichs Schweden; ich aber bin des Teutschen GroßFürsten Herkules leiblicher und einiger Bruder / genennet Baldrich; daß wir also in ansehung der nahen Blutfreundschaft gehalten wahren /euer Durchl. uns zu dienste darzustellen / so bald wir durch sonderliche schickung ihr Unglük in erfahrung gebracht. Fr. Sophia kunte ihm länger nicht zuhören /sondern umfing ihn mit herzfreundlichem Kusse /richtete ihn auff / und sagte: Ach ihr Durchleuchtigste Fürsten / muß ich unwirdige dann allemahl ursache seyn / daß gebohrne Könige und GroßFürsten sich in Lebensgefahr setzen? Nun nun / der gnädige Gott hat sie ohn allen zweifel hieher zu unser errettung geleitet / der uns inkünftig bessere und erfreulichere Kundschaft gönnen wird / und wollen meine in ehren höchstgeliebte Fürsten und Schwägerliche Freunde nicht gedenken / daß ihre hochberühmte Nahmen mir so unbekant seyn solten / massen deren mein Gemahl / und Herr Bruder GroßFürst Herkules zum offtern gedacht haben. Hernach ward Siegward auch sehr freundlich von ihr empfangen / und lieff
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