Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
und Sophien sie ihren Zweg noch wol erreichen könten. Es hatte aber Frl. Lukrezie Siegwarden gute Zuneigung zu Frl. Sibyllen fleissig angemerket / kunte daher nicht unterlassen / sie nach ihrer Entkleidung damit zustechen / und fing an: Herzgeliebtes Schwesterchen / was schenkete mir Fürst Siegward drumb /wann ich ihm hinte meine Schlaffstelle überliesse? Sibylla bezahlete sie baar mit dieser Antwort: Hierzu würde dich / geliebte Schwester / nichts bewägen / als daß du mit ihm einen angenehmen Tausch halten möchtest; aber gib dich zufrieden ich wil Fürst Baldrichen deine gute Gunst und Gewogenheit mit ehestem zuerkennen geben / und deinen schrifftlichen Aufzug mit Silvan zuvergelten wissen / welcher mir zwar überaus grossen Schrecken verursachete / aber gegen den heutigen wahr es kaum zurechnen; erzählete hiemit / wie nahe ihr die Gewaltsamkeit gewesen /welche einig dieser Fürst abgekehret hätte. So bistu ihm billich verpflichtet / sagte Lukrezie; aber dein Einwurff hat weder Schmak noch Klang; dann vorerst weistu / daß ich Fürst Siegwards stelle nicht einnehmen würde / da er sie mir gleich anböhte / wüste auch nicht / daß du unser beyder wegen einigen Verdacht fassen köntest / ohn daß er bey mir gesessen. Hastu dann mehr ursach zuargwohnen? fragte Frl. Sibilla /oder hat er dich / mir seine Liebe vorzutragen / irgend begrüsset? betriegen mich meine Augen nicht / so haben die deine dich schon zimlich verrahten / welche Fürst Baldrichen viel fleissiger beschaueten / als einige andern anwesenden. Ach nein / antwortete die verschlagene Lukrezie / meine Augen musten wol ruhen /dann die Ohren hatten viel zuviel zuschaffen / euer beyder verliebete Reden einzunehmen / daß deiner Kühnheit mich nicht wenig wunder nam. Das frome Sibyllichen meynete nicht anders / sie hätte alles gehöret / welches jene doch nur tichtete / gab deswegen zur Antwort: Herzen Schwesterchen / ich habe ihm ja die Rede nit verbieten können / vielweniger mich ihm unwürsch erzeige / wolte ich nicht vor unhöflich angesehen seyn. Ich weiß ja wol / wie viel ich ihm schuldig bin / und dafern er ein Christ währe / würde ich ihn auf meiner lieben Eltern geheiß nicht ausschlagen / aber einem Heyden vermähle ich mich nun nicht / sondern sterbe viel lieber im Jungfern Stande; und wie froh wolte ich seyn / wann du dich auch finden / und den allein seligmachenden Christlichen Glauben annehmen köntest / welcher von meiner Schwester Fr. Sophien mir schon lange ausgelegt und vorgetragen ist / ich ihn aber erst gestern Abend angenommen habe / und daher / Gott Lob / einen sonderlichen Trost emfinde. Frl. Lukrezie umfing sie auff diese Rede / und sagete: O wie angenehm ist mir diß zu hören / daß du dich zu unserm heiligen Glauben gegeben hast! dein Wunsch ist an mir schon lange erfüllet / massen ich schon albereit eine getauffte Christin bin / und habe nähst Gott meine Bekehrung bloß allein GroßFürst Herkules zudanken / dem ich bißher mit keuscher schwesterlicher Liebe zugetahn bin / daß ich umb Heyrahtsachen mich nicht bekümmert / oder davon hören mögen / ungeachtet meine Eltern nicht allein von dem närrischen Prokulus / sondern auch von Herrn Karvilius und andern vornehmen Römischen Rittern eine zeither Ansprache gnug gehabt; dann so wenig sie als ich / haben Lust / mich einem Heyden zuvermählen / und weil Fürst Baldrich eben so wenig als Siegward dem Christentuhm zugetahn ist / würde er umsonst hoffen / wann er in den Gedanken stehen solte. Wie aber / antwortete Frl. Sibylla / wann deinetwegen ich mich bemühete / ihn zum Christlichen Glauben zubringen / woltestu dich dann weiters noch wegern / mit Fürst Siegward die Schlafstelle zuvertauschen? Aber ich vernehme ganz gerne / daß du und ich einen Freier an Prokulus gehabt / der / wie ich berichtet bin / bey meinen Eltern neulicher Zeit einen statlichen bodem-losen Korb bekommen; Da nun deine Meynung / welche du von Fürst Siegward gefasset hast / vor sich gehen solte / könte in dieser Heiraht mit Prokulus ich dir gute Dienste leisten. Frl. Lukrezie lachete des erbietens / und antwortete: Unser Gott wird uns schon beschere / wz er uns gnädig ausersehen hat; Und vielleicht gibt es die gelegenheit /schier morgen oder übermorge bessere Kundschaft mit den liebe Fürsten zumachen / nur bleibe dem deinen geträu / und mache mir den meine durch deine verlöffelte Auge nit abspenstig. Furcht ist allemahl bey den verliebeten / sagte Frl. Sibylla / drum wird es an dir nit
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