Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
währe von GroßFürstlichen Herren begleitet zu werden / und sie daher sein erbieten bloß vor eine sonderliche Gunst und Gewogenheit rechnen müste / deren ersetzung annoch in ihrem vermögen nicht währe. Ach mein Fräulein antwortete er; Warumb tuht eure Liebe ihrer eigenen Wirdigkeit solchen unverantwortlichen Schimpf an / welchen einer anderen Zungen ich nimmermehr zu gute halten würde; ich vor meine wenigkeit möchte wünschen der Ehren uñ Glükseligkeit wert zu seyn / daß vor ihrer vortrefligkeit Ritter uñ Diener ich mich halten / und von ihrer Liebe davor angenomen würde / alsdañ würde unter der bescheinung ihrer guten Gunst und gewogenheit ich in Streit-uñ kämpfen desto mehr bestand seyn / und mich rühmen können / daß mein bleicher Monde von der treflichsten Sonnen einigen Strahlen zu empfahen gewürdiget worden / wie unwirdig ich mich gleich solches hohen glückes halten und erkennen muß. Das Fräulein wahr willens ihm solches mit guter Vergnügung zuersetzen / weil aber Siegward mit Frl. Sibyllen zu ihnen naheten / sagte sie: Mein Durchleuchtigster Fürst wolle nach seiner Gewogenheit mir verzeihen / daß seinem gar zu hohen erbieten Antwort zu geben / ich durch anderer ankunft abgehalten werde; doch gab sie ihm ihren guten Willen durch einen sanfften Handdruk zu verstehen. Siegward kunte seine Liebesschmertzen weniger als Baldrich verbergen /und baht Frau Sophien / wie sie ihm das Fräulein an die Hand lieferte / sie möchte bey diesem allerliebsten Engelchen durch ihre volgültige Vorbitte ihm das Glük erhalten / daß sie seiner Seele durch genehme Erklärung die hochgewünschte Ruhe erteilen wolte; welches sie mit lachender Rede beantwortete: Ihre Frl. Schwester währe noch bißher mit allen hochverdienten Freunden dankbarlich ümgangen / und hätte seine Liebe gar nicht zu zweifeln / sie würde dem Allerhöchstverdienete auch den höchsten Dank in allem tugendhafften Wolstande mitteilen. Das Fräulein selbst antwortete ihm: Sie befünde sich dieser des Fürsten Auflage wegen hart beleidiget / durch welche er sie bey ihrer Fr. Schwester in verdacht bringen wolte / als ob sie ihm zu einiger Unruhe Ursache zu geben / sich gelüsten liesse / welches von ihr so ferne / als der Himmel von der Erden währe / daher sie dessen Erstattung zu fodern unvergessen seyn würde. Worauff Siegward sagete: Hochgebornes Fräulein /ich suche durchaus nicht / mit euer Liebe zu rechten /dann alsdann müste ich auch in der allersichersten Sache unten liegen / nur allein geschiehet alles bitsweise / in dem ich nichts als Mitleiden suche / welches sie mit ihrem Gefangenen tragen möge / welcher in dem grausamsten Gefängnis der Verzweifelung sich befindend / auff keine andere Weise / als durch ihre Hülffe / das ist / angenehme Erklärung / kan heraußgezogen werden. Das Glük gönnete ihm die Antwort nicht / damit sie vor dißmahl ihn ziemlich zu befriedigen willens wahr / dañ wegen der anderen herzunahung muste er mit ihr fortgehen / und Baldrichen folgen. Auff dem Saale wurden sie von dem Stathalter freundlich empfangen / und verwunderte sich derselbe der vielen unbekanten Kleinot / damit die Fräulein außgezieret wahren. Er suchte Gelegenheit mit Baldrichen zu reden / und sagte zu ihm: Eure Liebe verzeihe mir / daß gestern durch überflüssige hohe Glükseligkeiten verhindert / nach euer Liebe Eltern und deren Wolergehen zu fragen ich unterlassen habe. Baldrich antwortete: Hochmögender Herr Stathalter /wegen solcher freudlichen Nachfrage bedanke ich mich höchlich / hoffe nicht anders / meine Eltern werden annoch in guter Gesundheit seyn; die ich aber in Jahres frist und länger / weder gesehen noch einige Zeitung von ihnen gehabt / massen von meinem Herrn Vater mit einem Teutschen KriegsHeer von 20000 Mann ich meinem Herrn Oheim dem Schwedischen Könige wider seine räuberische Nachbarn die Reussen zu Hülffe gesand bin / von dannen ich nach glüklich geendigtem Kriege / ohn meiner Eltern Vorwissen mit meinem Oheim und Bruder / gegenwärtig / in diese Landschaft mich begeben / den ritterlichen übungen nachzusetzen / und meinem geliebten Bruder Herkules in den Morgenländern zu folgen / daß also den Gruß von meinen lieben Eltern ich niemand anmelden können. Nach solcher Erzählung trat Fr. Sophia hervor / und hielt diese Rede an ihren Vater. Hochgeliebter Herr Vater; nach dem gestriges Tages ich schon erzählet / mit was treflicher Kühnheit gegenwärtige tapffere Helden / die Durchleuchtigsten
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