Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
ein solches suchen würde / sie ihm nicht verhinderlich oder zuwider seyn wolte. Hieselbst befand sich das Fräulein gefangen / durffte es doch unbeantwortet nicht lassen / und gab ihr gleichwol die gewöhnliche Scham nicht zu / eine richtige Erklärung von sich zugeben / ungeachtet Fr. Sophia sie dessen schon gnug versichert hatte / dz ihren Eltern angenehmers nicht würde begegnen können /sondern sagte zu ihm: Durchl. Fürst / Eure Liebe halten bey mir umb ein solches an / wovor ich billich höchlich Dank sage / mich auch wol erinnere / daß demselben meiner Ehren heutige Rettung nähest Gott zudanken habe / und daher ihm nach Mögligkeit zubegegnen schuldig bin; Ich bitte aber sehr / Eure Liebe wollen mir in diesem Stücke bedenkenszeit gönnen / und inzwischen sich versichern / dz meiner herzgeliebeten Eltern und Anverwanten Wille / des meinigen die unfehlbahre Richtschnur seyn und bleiben muß; wobey dieses anzuhängen ich mich selbst überwinden wil / dz meine Eltern und Freunde wol erkennen werden / wie viel Euer Liebe sie schuldig sind. Fr. Sophia setzete sich zu Siegward nid er / und fragete ihn / wie er sich an der von dem Räuber empfangenen Wunde befünde; Worauf er zur Antwort gab: Dieser Verletzung währe leicht raht zuschaffen /wann das Fräulein nur zuerbitten seyn möchte / daß sie ihm seine Herzenswunde / welche sie ihm geschlagen / wieder heilen wolte / könte aber weder hülffe noch Verwerffung bey ihr erlangen / indem sie mit zweifelhafter / und auf Schrauben gestelleter Antwort je mehr und mehr sich vernehmen liesse; wann aber Ihre Liebe der heut früh getahnen Verheissung gnädig eingedenke seyn / und ihm seinen Wunsch erhalten wolte / würde sie ihn sich dergestalt verbunden machen / daß zeit seines Lebens er sich vor ihren verschuldeten halten und erkennen müste; dafern aber diese seine Bitte nicht stat haben könte / würde die Unerträgligkeit ihm die lezte Urtel bald sprechen /deren zuunterwerffen er sich schon gefasset hielte. Wie meynet Eure Liebe / antwortete Fr. Sophia / daß meine Fräulein Schwester zu solcher Undankbarkeit angewiesen ist / daß sie dessen Verderben suchen solte der ihre Ehr und Leben von dem schändlichen Verderben / mit Darstreckung seines Königlichen Blutes errettet hat? Eure Liebe wollen sie des Verdachts freundwillig erlassen / und von mir die Versicherung nehmen / daß ihre Vernunfft dessen viel anders unterwiesen ist. Zwar ihre Zucht und Scham ist mir wol bekant / und muß sie billich in dieser Sache bedachtsam fahren / damit Eure Liebe nicht schier heut oder morgen selbst daher Ursach nehme / ihre gebührliche Zucht in Argwohn zuzihen. Wolle demnach dieselbe sich ein wenig gedulden / biß ich Gelegenheit habe / meiner Frl. Schwester Eltern es zuhinterbringen / welches keinen Tag sol auffgezogen werden / da dann Eure Liebe an billicher Dankbarkeit nicht zweifeln sol. Siegward ging hierauf in sich / und befand / daß seine Anwerbung viel zu hefftig getrieben wahr / bedankete sich anfangs gegen Fr. Sophien / und sagete nachgehends zu dem Fräulein: Verzeihet mir / Hochgebohrnes Fräulein / daß meine Kühnheit durch gar zu hefftige Liebesregungen sich hat aufftreiben lassen / die lohbrennenden Flammen meiner Begierden ohn Zumengung einiger Höfligkeit heraus zustossen; ich bekenne meinen gar zu groben Fehler /und wil mich äusserst bemühen / denselben zuersetzen / dafern nur bey euer Vortrefligkeit ich des ergangenen Vergebung erhalten kan. Sie antwortete ihm mit holdseliger Stimme: Durchl. Fürstich vernehme ganz gerne / daß Eure Liebe sich in ihrer Ansträngung mässigen wollen / denen zubegegnen ich mich unbestand befinde / wil demnach hernähst mit Euer Liebe desto kühner reden / und stets nachsinnen / wie vor beschehene Rettung mit deren guten Vergnügung ich mich dankbarlich einstellen könne. Aber / sagte sie zu Fr. Sophien / warumb bleibet sie nicht bey ihrem liebsten Gemahl / und lässet denselben allein schlaffen? Ich danke Gott von herzen / gab sie zur Antwort / daß ich ihn wieder habe / werde mich auch nach Trennung dieser Geselschaft bald bey ihm finden; wie dañ solches nicht lange anstund / weil der Stathalter aufbrach / und die Gäste alle folgeten / die beyden Fürsten auch auff eins schönes SchlafGemach geführet wurden /und die beyden Fräulein allernähest bey Herkules Zimmer ihre Kammer hatten. Die beyden Fürsten / so bald sie allein wahren / offenbahreten einander ihre Liebe / und trösteten sich / daß vermittels Frr. Valisken
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