Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
denselben solte vorbey gangen seyn / sondern weil ich mich befahre / noch eines Ober Richters zubedürffen /habe ich mir denselben vorbehalten / und ihm mit meiner Klage nicht verdrieslich seyn wollen / dafern der wichtige Streit durch Groß Fürst Herkules könte beygelegt werden. Herr Fabius verwunderte sich ihrer leichtbesinlichen schlauheit / und sagte zu ihr: Bey glauben / geliebete Tochter / es ist immer schade /daß sie zum Fräulein / und nicht zum Sohn gedien ist. Wie so mein Herr Vater? antwortete sie / darff ich auch in dieser Sache einen Richter wählen? Und als er nun seine bewilligung gab / sagte sie zu Baldrich: Durchl. Fürst / ich bitte eure Liebe freundlich / hierin zu urteilen / ob ich besser ein Fräulein oder junger Herr bin. Nein meine Tochter / antwortete der Stathalter mit einem Gelächter / ich erwarte dieser Urtel nicht / und wil lieber gewonnen geben / dann dieser Durchl. Fürst dürfte den Ausspruch aus einem andern Grunde hervor suchen / daß ichs mit ihm wol müste einig seyn; aber wie wenig sich die Warheit bergen lässet / ist hiedurch schon erwiesen / und zweiffelt unser keinem / währe diese Sache dem Durchl. Fürsten nicht in etwas bekant / oder zum wenigsten derselben ungewogen / meine Tochter würde dessen Liebe nicht so kühnlich zum Richter erkieset haben. Das gute Fräulein hatte sich verhauen / wolte sich doch so offentlich nicht schuldig geben / sondern antwortete also: Daß diesen Durchl. Fürsten ich zum Richter erwählet / ist die Ursach / daß dessen auffrichtiges Herz meine Fr. Schwester Sophia mir diese Tage so treflich gerühmet hat; und weil ich meiner guten Sache traue / welche auff diesem grunde beruhet / daß ich weder blosse Schwerter / noch vergossenes Menschen-Blut sehen mag / dessen dieser Durchl. Fürst bey der Räuber abstraffung inne worden / habe dessen Liebe ich vor andern zum Richteramt ersuchet / und solches umb so viel mehr / weil er als ein mir unbekanter nicht kan in verdacht gezogen werden / ob würde er wegen Kund- oder verwandschaft / oder aber aus Unwissenheit eine ungerechte Urtel sprechen. Es sey aber diesem / wie ihm wolle / so habe nicht ich /sondern dieser unschuldige Fürst sich dessen zubeschweren / daß man ihn ohn alle Ursach in Verdacht zihet. Der Stathalter wuste nicht / was er ihr vor eine Antwort geben wolte / trat hin zu ihr / und nach einem väterlichen Kusse sagete er: Herzgeliebte Tochter /der Himmel gebe eurem guten verstande ein gleichmässiges Glük / dann werdet ihr über Unfal euch nicht zubeschweren haben. Ach mein hochwerter Herr Vater / antwortete sie / ich bitte demühtig / meine gar zu bäurische Kühnheit mir zuverzeihen / demnach ich meine fehler willig erkenne / und damit mein Herr Vater seiner ergebenen Tochter gehorsames Herz desto eigentlicher erfahre / wolle er mit mir auff ein kurzes absonderliches Gespräch einen geringen Abtrit nehmen. Dieses redete sie mit sanfter Stimme / daß kein Anwesender es verstehen kunte. Er aber wahr ihr gerne zu willen / und da sie allein von den andern abgesondert stunden / redete sie ihn also an: Mein Herr Vater / ich gestehe gegen ihn nunmehr gerne / daß der Durchl. junge Fürst aus Teutschland / bey mir umb eheliche Liebe sehr inständig angehalten / und weil die Groß Fürstin es daneben treibet / die von meinen lieben Eltern ungemässene Volmacht hat / mich wirdig zuverheirahten / weil sie doch nicht willens sind /mich einem andern als Christen zuvermählen. Wie? verwundert sich mein Herr Vater hierüber? ich versichere ihn als einen vertraueten so nahen Blutsverwanten zugleich / daß nicht allein ich / sondern meine herzliebe Eltern getaufte Christen sind / und viel lieber alles verlassen / ja Leib und Leben verlieren / als diesen Glauben wieder ablegen wollen. So sihet nun mein Herr Vater / ob mir / diese Heyraht auszuschlagen / rahtsam sey / nachdem ich diesen Fürsten schon dahin beredet habe / daß er neben seinen Gesellen unsern Glauben angenommen hat. Der Stathalter antwortete: Liebes Kind / ihr saget mir sehr unvermuhtliche Zeitung / die einem andern ich nicht gläuben würde / nicht sage ich solches wegen eurer Heyraht /die ich nicht zuverbessern wüste / sondern daß mein Oheim und Brüderlicher Freund euer Vater den Römischen Glauben abgeleget hat / wovon auff erste zusamenkunft ich mit ihm weiter reden werde. Aber berichtet mich / wie Fürst Siegward mit meiner Tochter Sibyllen stehe; Gleich also / antwortete sie / als Fürst Baldrich mit mir / und erwartet sie
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