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Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte

Titel: Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Heinrich Buchholtz
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den Baum / daß sie Schuz und Sicherheit hätte. Die Bähren scheuheten sich vor ihm nicht / sondern lieffen zugleich daher /welches Baldrich ersehend / und seines Gewehrs sich tröstend / zu ihnen eintrat / und in dem sie zu ihm naheten / dem eine straks angesichts das Maul und die rechte Vörder Tatze in einem Hiebe dergestalt zurichtete / daß er mit greulichem Geheule sich hinweg stahl. Der andere verließ ihn auch / und lief gerade nach dem Baum auff das Fräulein zu / welche den gewissen Tod vor sich zusehen meynend / ihrem Gott die Seele schon befahl; und zwar / hätte Baldrich sich umb ein Augenblik geseumet / würde er ihrer Liebe nimmermehr genossen haben; weil sie ihm aber tausendmahl lieber als sein Lebe wahr / setzete er dem Bähren mit vollen Sprüngen nach / und gleich da derselbe das Fräulein mit der linken Tatze angriff / und ihr den Rok an der Seite gar zuriß / hieb er ihm dieselbe Tatze reine hinweg / jedoch mit einem so unglüklichen Streiche / daß er zugleich seinem Fräulein eine zimliche Wunde oben ins Bein schlug / daß wann er einer guten Hand breit höher getroffen / er ihr das Gedärm im Leibe würde beschädiget haben; der Bähre aber wolte nicht weichen / sondern setzete auff Baldrich an / traff ihn auch mit der Rechten Tatze an den linken Arm dermassen / daß ihm das klare Blut heraus drang / wiewol er ihm davor geschwinde lohnete / und den Kopff vor die Füsse legete / gleich da das Fräulein sich nieder auff die Erde setzete / und zu ihm sagete: Ach mein Herzen Schaz / mich deucht /ich bin hart verwundet. Bald lief er hinzu / den Schaden zubesichtigen / dessen sie anfangs sich aus Scham wegerte / aber wegen Todesfurcht / und weil sie das Blut häuffig sahe herablaufsen / endlich zuließ; Da er nun sahe / daß er sie mit dem Schwerte verwundet hatte / fehlete wenig / er hätte sich selbst entleibet / wo das Fräulein ihm nicht frisch zugesprochen hätte / da sie zu ihm sagete: Mein allerliebstes Herz / dafern ihr euch einiges Leid antuht / sollet ihr aller meiner Hulde ewig entsetzet seyn. Ich danke meinem Gott / daß er unser Leben gefristet hat / und ihr wollet euch selbst schaden? O du unbesonnene Faust / uñ schandloses Schwert / sagte er; fassete es grimmig / und schlug es wider den Baum / in Meynung / es zuzerbreche / welches ihm aber wegen seiner güte unmöglich wahr. Das Fräulein redete ihm freundlich zu / stellete sich / als empfünde sie des Schmerzen wenig / und baht / er möchte ihr sein Schnupftuch reichen / damit sie die Wunde verbinden könte; nahm ihren köstlichen Blutstein hervor / und stillete damit das Blut / wischete das vergossene Blut rein abe / und durch Baldrichs Hülffe / dem seine Trauer-Trähnen flossen / verband sie die Wunde /nicht ohn grosse Schahm / daß sie dergestalt sich vor ihm entblössen muste; Er aber legete sich vor ihr in die Knie / und baht lauter umb Gottes willen / ihm diesen unvorsichtigen groben Fehler hochgünstig zuverzerhen / weil es ohn allen Vorsaz geschehen / und ihr Leben zuretten fast nicht anders hätte seyn können. Das Fräulein umfing ihn freundlich / mit Bitte /sich der Verwundung halben keine Gedanken zumachen; es währe Gott ihr Zeuge / daß ihr seine Angst und Wehmuht tausendmahl hefftiger / als eben die Wunde schmerzete; Ihrer notwendigen Entblössung aber trüge sie die allergröste Schahm / welches sie doch / weil er ihr versprochener Gemahl währe / noch endlich verschmerzen wolte; umfing ihn darauff zum andern mahle / und entsetzete sich nicht ein geringes /da sie seines hartblutenden Armes gewahr ward / welchen er alsbald er entblössen / und von ihr verbinden lassen muste. Nun sorgete er vor nichts so sehr / als wie er sie ohn sonderliche Bewägung nach der Geselschaft bringen könte / leitete sie anfangs mit langsamen Tritten fort / sahe aber / daß ihr weiter zugehen unmöglich wahr / hieb geschwinde einen zimlichen Teil Sträucher / band dieselben zusammen / setzete sie drauff / und zog sie als auff einem Schlitten daher / wurden auch eins / vorzugeben / der Bähr hätte ihr das Bein verletzet. Der andern Geselschafft kam verdächtig vor / daß diese so lange ausblieben / und begunten sich zuverteilen / ihnen nachzusuchen / aber die Groß Fürstin und Frl. Sibylla sahen sie endlich daher zihen und lacheten des vermeineten Auffzuges /daß diese sich von dem Fürsten also schleppen ließ; wiewol die Groß Fürstin bald ein schlimmers muhtmassete / und zu dem Fräulein sagete: Ohn zweifel ist unser Frl. Schwester

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