Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
daß wegen meiner auffrichtigen Träue ich heut muß gerechtfertiget werden. Gläubet mir doch / mein Fräulein / daß kein Ding in der Welt meine Liebe zu Perillen gehindert hat / als daß mein Herz ich schon einer andern geschenket / und darüber durchaus nichts mehr zubefehlen hatte / so gar / daß wann 100000 Perillen gewesen währen /und hätten mich in 1000000 Stücke zerleget / würde doch ihrer keine ein Sonnen Stäublein davon zu ihrer Liebe erhalten haben / nachdem ich mit Leib und Seel einem Fräulein ergeben bin / die ich ungleich höher /als hundert tausend Perillen schätze; ja bey der ich viellieber Tod als bey jener lebendig zu seyn begehre. So verzeihet mir nun / mein Fräulein / daß ich der Perillen / wann sie neigung zu mir solte getragen haben /nicht gehorsamen / noch ein gleiches darbieten können / weil einer viel grösseren Gewalt ich mich schon unterworffen hatte / und derselben zuwiederstehen /viel zu schwach und unvermögen wahr / die ich dannoch lieber / als einiges in der Welt über mich genommen / welches mich dann nit gereuen sol / ob ich gleich gar darunter ersticken müste. Ich weis dieses nicht zubeantworten / sagte Virginia / weil solches /dermassen bey euch gültige Fräulein mir gar unbekant ist / ich auch von solcher begebenheit allerdinge unberichtet bin / wie mir dann nicht geziemet nach der verliebeten Zustande zu forschen / und daher nicht weis / ob dieses Fräulein euch trost und vergnügung ab- oder zugesaget habe. Pupienus / auff Sibyllen Rede sich steurend / wolte nicht länger unterm Hütlein spielen / und fuhr also fort: Hochwertes Fräulein; ich ihr geträuester Diener bitte von grund meiner Seele / sie wolle doch dereins die auffrichtigkeit ihres ganz ergebenen Pupienus erkennen / welche er zu ihrer vortrefligkeit bißher ohn einiges wanken getragen. Und warumb verstellet sie mir ihre wissenschaft so gar / als ob sie davon biß an diese Stunde keine nachricht hätte? gläubet doch / auserwählete Seele /daß sie / ja allein sie / in mein Herz geheftet ist /deren allergeringstes Häärlein der jezgedachten Perillen kein einiges stellichen hat einräumen können oder wollen / obs gleich ohn ihrer Liebe bewust oder einwilligung solte geschehen seyn. O viel zu ein stumpfer Stachel ist Perilla / daß derselbe den teuren und werten Nahmen Virginia aus meiner Seele kratzen solte. Ist es nun möglich / auserwähltes Fräulein / daß mit ihrem guten Willen dieser süsse Nahme in meinem herzen wohnen kan / ey so erfreuet und vergnüget doch endlich euren ergebenen Diener mit so angenehmer Zeittung. Wo nicht / so lasset ihn doch auffs wenigste eure unüberwindliche ungewogenheit anhören /auff daß er daraus das Werkzeug hervor suche / welches den gar zu grossen Frevel abstraffe / der mein Herz so verwägen gemacht hat / sich zur Wohnung deren zubereiten / die nach ihrer wirdigkeit zuurteilen / viel ein wirdigers verdienet uñ heischet. Scheuhet euch nur nicht / mich alsdann die Urtel hören zulassen / die ich weder vor unrecht erkennen / noch ihr mich entzihen wil. Als er diese Rede geendiget / und das Fräulein sich in ihrem Herzen schon erkläret hatte /wie sie diese Werbung beantworten wolte / kam Sibylla darzu / und fragete / was ihres langweiligen /ihrem bedünken nach / schwermühtigen Gesprächs Inhalt doch währe. Worauff das Fräulein zur Antwort gab: Herzgeliebete Fr. Schwester; du weist / wie vertraulich wir von Kindesbeinen auff miteinander umbgange sind / und ich nichts unter meinem Herzen haben können / daß dir hätte müssen verschwiegen bleiben; warumb solte ich dann einiges Gespräch mit diesem oder jenem halten / davon ich dich ausschliessen könte? viel weniger werde ich unser leichten beredung / in welchem nur kurzweilige Auffzüge enthalten sind / das allergeringste verbergen? und weil dich gelüstet es zu wissen / so hat Herr Pupienus dein Oheim mich anjezt mit einem Römischen Herrn geschossen / da ich ihm dann mit etwa einem Paduanischen Fräulein wieder zutreffen / mich unterstehen wil; wuste es aber nicht gewünschter auszuführen /als wann du mir dieselbe zeigen woltest / mit welcher seine Liebe diese Zeit über / die langeweile hingebracht hat; und wird ja dieselbe ohn allen zweiffel hieselbst ihm zugefallen eingeladen und erschienen seyn / ob er gleich umb verdacht zu meiden / sich ihr nicht nahen wil. Die unbetriegliche Sibylla hielt dieses vor wahr / und schickete sich schon / ihren Oheim zuentschuldigen / ward aber von Fr. Sophien abgefodert /
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