Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
nach ihrer Fr. Mutter zukommen / die auff der Steige ohngefehr einen Fuß verrenket hatte / welcher ihr doch bald wieder eingerichtet ward / wiewol sie noch grosse schmerzen daran empfand. So wolte nun Virginia dem hülfbegierigen Pupienus den Trost länger nicht versagen / uñ gab ihm diese Antwort: Mein Herr / sagte sie / ich schätze mich unwirdig der Ehren / die in seiner / wie ich hoffe / ehrliebenden Anwerbung er mir zugeleget / bin auch zu diesem unverantwortlichen Stolze von meinen lieben Eltern nicht angewiesen / daß ich hohen Römischen Herrn ohn einrede / sich vor meine Diener anzugeben / gönnen oder zulassen solte. Eurer Liebe hoher Adel und beschriehene Tugend ist mir ja nicht unbekant / und daß er in beyden / keinem Römer bevor gibt; so vernehme ich nun meines Herrn begehren an mich / wie auch sein getahnes erbieten / zu aller auffrichtigen geträuen Liebe / welchem mit hochmühtigem Undank zubegegnen ich keine Ursach habe / viel weniger daß ich mich unterstehen solte / ihm eine oder andere eingeführete Urtel zusprechen / nachdemmahl ich über ihn nicht zugebieten habe. Hat nun die gute Perilla meinetwegen / wie ich anjezt vernehme / umbsonst lieben / und daß mehr ist / sterben müssen / ist mir zwar von herzen leid / jedoch eurer Liebe zuvergelten / daß sie mich unwirdige allen anderen vorzeuhet / achte ich mich schuldig / und gebe demnach eurer Liebe volkommene Gewalt / mit meinen lieben Eltern deßwegen zu handeln / was vor mein Häupt ich biß an derselben einwilligung annehme / unter der gebührlichen Danksagung / daß eure Liebe mich vor andere hat zu seinem künftigen Gemahl wählen und erkiesen wollen; gelebe auch der Hoffnung / dieselbe werde hinfort sich über meine härtigkeit zubeklagen auffhören / auch ein weiteres an mich nicht begehren / inbetrachtung / daß ich ein Fräulein / und dem Willen und Geboht meiner lieben Eltern unterworffen bin. O wie eine unversehene Freude entstund hiedurch in dem Herzen dieses Verliebeten. Er hätte ihr gerne die Hände zur Dankbarkeit geküsset / aber wegen der Anwesenden muste er einhalten / entschuldigte sich demnach bey ihr / daß ihm die Gelegenheit benommen währe / sein dankbahres und mit freuden angefülletes Herz sehen zu lassen; versprach ihr auffs neue alle auffrichtige Liebe biß an sein Ende / und brachte ihr unvermerket ein Ringelein an ihren Finger / welchen zubehalten sie sich doch wegerte / mit höflicher Zucht einwendend / sie hätte fast schon über Jungfräuliche Gebühr sich heraus gelassen / und müste ihre Beruffung auf ihre Eltern nur ein lehrer Schein seyn / wann sie durch Ringe-nehmen sich ihm ganz verpflichtet machete; wil aber mein Herr sein Vorhaben beschleunigen / sagte sie / kan er leicht Gelegenheit finden /meinen Herr Vater deswegen anzureden / dessen Erklärung mich diesen Ring entweder zunehmen oder auszuschlagen heissen wird. Der gute Pupienus baht seiner Unbedachtsamkeit Verzeihung / wolte in so gutem Anfange keine Zeit verspillen / und suchete Gelegenheit / mit Herrn Aquilius zureden. Sein guter vertraueter Freund Skaurus wuste sein anliegen sehr wol / und trug Mitleiden mit ihm / weil er sich befürchtete / es möchte endlich seine gar zu hefftige Liebes-Einbildung zur Vernunfft-losen Raserey ausschlagen; welchem übel vorzubauen er gleich diese Stunde ihm vorgenommen hatte / wo möglich / die Heyraht bey der Fräulein Eltern zubefodern / redete damnach mit Herr Aquilius auff diese weise: Es fünde ein vornehmer tapfferer Römischer Herr / sehr hohes Adels und grosser Güter / sich gegen seine Frl. Tochter in allen Ehren auffs hefftigste verliebet / so gar / daß /wo ihm diese Heyraht nicht gelingen würde / derselbe in Lebensgefahr stünde / wolte demnach vor sein Häupt Herrn Aquilius hiemit freund und gebührlich ersucht haben / daß wann derselbe verliebete sich bey ihm angäbe / er ihm gewierige Antwort wiederfahren lassen möchte / dañ er wolte hieselbst seine Ehre und Redligkeit verbürgen / daß derselbe solcher Gunst und Heiraht wirdig währe. Nun wahr zu Rom ein vornehmer junger Herr / Nahmens Kajus Julius Silanus /dem Aquilius über die masse gewogen wahr / uñ ihn gerne zum Tochter-Mann gehabt hätte / und weil derselbe mit Skaurus zimlich nahe befreundet / stund dieser ganz in den Gedanken er redete von niemand anders / als von diesem; daher er Skaurus diese Antwort gab: Mein Herr und wahrer Freund / weil ich keines weges zweifele / er suche nicht weniger meines lieben Kindes / als seines guten
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