Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
Ihr Schelmische StrassenRäuber /jetzt müsset ihr euren Frevel büssen / daß ihr das GroßFürstliche Blut auß ihrem Lande habt hinweg führen dürfen; worauß Gotschalk erst verstund / daß es Feindes Völker wahren; wuste nicht / wessen er sich verhalten solte / und gedachte / sie währen vielleicht mit des GroßFürsten vorwissen und Geheiß ihm nachgeschicket / darumb er einige Hoffnung der gütlichen Handlung fassete / auch selbst / wie erunbewaffnet wahr / darumb anhielt. Aber da wahr den Tauben geprediget / dann Arbianes und die seinen matzeten immer vor sich weg / und rieffen als zur Losung / Schlage tod / Schlage tod . Wodurch diese endlich gezwungen wurden / sich nach bestem vermögen zuschutzen / weil weder Barmherzigkeit noch Gehör verhanden wahr; und wehrete dieses Blutbad so lange / biß Gotschalk durch Arbianes Hand erschlagen wahr / mit dem die wenig übrigen als im Augenblik drauff gingen. Noch dannoch fand sich das Fräulein nit unter diesem Hauffen / worüber sich Arbianes sehr hermete / und einen Verwundeten fragete / wohin sie geführet währe; welcher ihm nachricht erteilete / sie würde von 4 Reutern hinter jenem Gehäge Nordwerz verwahret. Er sahe gleich dieselben Reuter davon streichen / und bald darauff das liebe Fräulein in Himmelblauer Kleidung hinter ihnen her / bald folgete er ihr gar allein nach / nachdem er seinen Leuten den Befehl erteilet hatte / mit des erschlagenen Gotschalks Leiche ümzukehren und einen bequemern Durchrit am Ufer zusuchen / steckete sein Schwert ein / warf den Schild auff die Schulder / hängete den Helm an den Sattel Knauff / und rante ihr mit entblössetem Häupte nach / weil sie ohn das nicht so gar geschwinde jagen kunte / und ihre Reuter sich schon auß dem Gesichte verlohren hatten. Als er ihr nahete / sprang er vom Pferde / in Meinung ihr die Hand zuküsse / und ihr Pferd beym Zügel zuleiten; sie aber / welche annoch der Meinung wahr / sie solte dem alten Wendischen Fürsten zur Erfüllung seiner Unzucht / zugeführet werden / stieß ihr Pferd an / und jagete auffs schnelleste hinweg. Arbianes kunte so bald mit seinem Pferde nicht fertig werden / daß sie ihm einen zimlichen Vorsprung abgewan / doch erreichete er sie zeitig wieder / fassete ihr Pferd bey dem Zügel / und griffe ihr nach der Hand /da er schon abgestiegen wahr / worüber sie dermassen erschrak / daß sie in eine starke Ohmacht geriet / und vom Pferde stürzete / nam doch keinen Schaden / weil Arbianes ihrer Schwacheit bald innen ward / und sie als eine todten Leiche ihm in den Arm fiel. Er wahr über diemasse bekümmert / daß er sie ohn Geist und Leben mit verschlossenen Augen sahe / und sagete auß wahrer Andacht; O du barmherziger Gott / erhalte mir diesen werken Schatz / daß nach vollendeter ihrer Gefahr sie nicht gar auß vergeblicher Angst vergehen möge; legte sie damit auff seinen ReitRok / den er abgezogen hatte / ersahe eine nahe fliessende Bach /darauß schöpfete er mit seinem Helme des frischen Wassers / bestrich sie damit unter dem Gesichte und an den Händen / biß sie endlich zu sich selber kam /mit einem starken Seuffzen die Augen auffschlug /den Fürsten als einen unbekanten ansahe / und mit gebrochener bewäglicher Stimme ihn also anredete: Guter Freund / wer ihr sein möget / ich weiß nicht /ob vor geleistete Dienste zu meiner Erquickung ich euch danken sol / nachdem mir nichts liebers als ein sanffter Tod begegnen könte / so daß alle die mich sterbens wehren / eine lautere Unbarmherzigkeit an mir begehen / dafern sie willens find / mich dem boßhaften Wüterich dem alten Wendischen Räuber zuzuführen / dessen eigener Sohn mitleiden mit mir getragen / und mich seiner Gewaltsamkeit hat entführen wollen. Arbianes geriet hiedurch in so grosses mitleiden / daß ihm die Trähnen häuffig über die Wangen abliessen / welches ihr gute Hoffnung gab / und sie daher also fort fuhr; eines tröstet mich / junger Herr /daß es scheinet / ob trügen eure trieffende Augen mitleiden und Erbarmung mit meinem schwere Unfal /wovor ich billich dankbahr sein werde / wann mir nur so viel vermögen übrig bleibet; seid ihr aber befehlichet / mich dem Schandsüchtigen Räuber zuzuführen / so tuht dieses Werk der Barmherzigkeit an mir /und stosset euer Sieghafftes Schwert durch meinen Leib / damit der schnöde Wendische Hund seinen unkeuschen Willen an mir nicht erfüllen möge; und da ihr wegen solcher Tahl Ungnade fürchtet / so gebet /bitte ich / nur vor / ich habe mich selbst
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