Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
/ ihn lebendig gefangen zu nehmen / hätte es auch sonder zweiffel ins Werk gerichtet / wann nicht Herkules darzu kommen währe / welcher die Gefahr ersehend / als ein Bliz durch drang / und den Wenden dergestalt überfiel / daß er von Klodius ablassen / und wieder ihn sich kehren muste; meinete auch / diesen Kämpfer bald niderzulegen oder doch hinter sich zutreiben /welche Rechnung aber er ihm zu früh machete / massen ihm Herkules bald im anfange den linken Arm lähmete / daß er sein Pferd nicht nach Willen zwingen kunte / setzete immer eifferiger auff ihn / und sagete unter dem Gefechte: Ihr gottlosen Diebe und meinäidige Strassenräuber müsset dannoch wissen und empfinden / daß ein Gott im Himmel sey / welcher der Menschen Bosheit auff Erden sehen und abstraffen kan; schlug ihn auch so oft und viel umb die Ohren /daß er endlich betäubet zur Erden stürzete / und der Blänke ihm das Genicke abtrat / welchen er auff der Erden liegend / zuerstechen meinete. Sein Fall brachte seinen Leuten ein solches Schrecken / daß ihnen der Muht gar entfiel / uñ ihrer nicht wenig sich schon nach der Flucht umbsahen; aber ein unverzageter Wendischer Obrister / nahmens Gilimer / der zuvor den Vertrag zwischen dem Vater und Sohn gemacht hatte / taht sich hervor / samlete etliche tausend umb sich / und brachte diesen Hauffen wieder zum zimlichen Stande. Fürst Arbianes hatte sich bißdaher nicht gereget / sahe / daß nach Plussons hinrichtung Herkules Meister spielete / und seinen Feinden übrig gewachsen wahr / daher fassete er die unbewägliche Erklärung / sein Vorhaben ritterlich auszuführen / oder willig zu sterben / kehrete sich zu seinen Meden und Parthen / und redete sie also an: Nun auff / ihr redlichen Landsleute und Brüder; unser Oberhäupt / welches ihr kennet / und von ihm noch grosse Gnade zu hoffen habet / hat mir den Befehl erteilet / den gefangenen GroßFürsten und die seinigen / durch euren ritterlichen Beystand zuerlösen / welche Ehre er euch vor andern gönnen wollen / umb seine hohe Gewogenheit euch vorzulegen / so gedenket nun an euer getahnes versprechen / und haltet euch also / daß ihr Ruhm und Ehre über Meer nach eurer Heimat davon traget; ich verspreche euch hiemit Fürstlich / daß euch der Mühe nicht gereuen sol. Seine Leute gaben durch Schwingung ihrer Schwerter umb die Köpfe / ein Zeichen ihrer freidigkeit / gingen mit ihrem Führer loß /und liessen sich durch einen gestriges Tages gefangenen / des nähesten Weges nach dem Dorffe führen. Die daselbst ausgestellete Schildwache sahe ihn herzu eilen / erkennete bald die feindlichen Fähnlein / und rennete dem Dorffe zu / der Besatzung solches anzuzeigen; welche dann nicht anders gedachten / als daß an ihrer seite das Feld allerdinge würde verlohren seyn / daher sie ohn langes bedenken auff ihre Pferde fielen / und nach der Abseite den Fluß hinunter die sicherste flucht vor sich nahmen / so daß kein einziger bey dem GroßFürsten blieb / und der lezte / so Abschied von ihm nam / zu ihm sagete: Eure Hocheit muß bey den Göttern in sonderlichen Gnaden stehe /als welche derselben eine so schleunige und unvermuhtliche Rettung zugeschikt haben / welches ausser Zweifel meinem Fürsten das Leben kosten wird. Der Großfürst verwunderte sich ihrer schnellen flucht /noch mehr dieser geführeten Rede / und kunte vor freuden nicht antworten. Arbianes / der sich jezt Karl nennete / eilete dem Dorffe zu / sahe die flüchtigen gar zeitig / uñ weil er in furchten stund / sie möchten den Großfürsten mit sich führen / schickete er ihnen den Halbscheid seiner Völker nach / welche sie bald ereileten / umringeten / und ohn alle Gnade nidersäbelten / daß kein einziger davon kam; zwar etliche und zwanzig suchten durch die Isel sich zuerreten /aber am andern Ufer kunten sie nicht auskommen /und ersoffen mit einander. Der Medische Fürst zweifelte anfangs / ob er nach dem Dorffe gehen / oder diesen flüchtigen nachsetzen solte / endlich wählete er den Dorffweg / fragete nach des gefangenen Großfürsten Herberge / und wuste vor freuden kaum zubleiben / weil er voller Hoffnung wahr / den so lang gewünscheten Schaz seiner Seelen schier anzutreffen; Er stieg mit etlich wenig Teutschen / die seine Völkern zugegeben wahren / im Hofe ab / ging in das BaurenHüttlein / und so bald er den Großfürsten samt dessen Gemahl erblickete verwunderte er sich über ihrem treflichen Ansehen / weil sie kein ander Angesicht sehen liessen / als ob sie auff ihrem
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