Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
entleibet /alsdann werdet ihr mich beseligen / und euch alles ungleichen Verdachts entledigen. Arbianes saß vor ihr auff den Knien / küssete ihr die Hände / daß sie von seinen Trähnen genetzet wurden / und antwortete: Durchleuchtigstes Fräulein / ich bitte durch Gott /Ihre Durchl. wolle alle furcht und schrecken aus ihrem Herzen jagen / und sich versichern / daß sie des boßhafften Wendischen Bluthundes und Räubers wegen durchaus keine Anfechtung mehr haben wird; dann ihrer Durchl. Herr Bruder / Fürst Baldrich ist gestern mit einem starken Heer ankommen / und hält jezt die Feldschlacht mit den Feinden / von dem auff aus drüklichen Befehl ich mit einer guten Anzahl Reuter abgangen bin / Eure Durchl. samt dero herzgeliebten Eltern loßzumachen / welche ich dann mit einer starken und sichern Begleitung schon fortgeschicket / und aus Feindes Hand erlediget habe; auch so bald Eurer Durchl. Entführung ich von ihnen verständiget worde / habe ich nach aller Mögligkeit hinter ihnen angesetzet / und die Räuber / wie sie ohn zweifel gesehen /durch Gottes Beistand erleget; Wolle demnach Eure Durchl. ihr gnädigst gefallen lassen / mit mir umzukehren / auff daß ihr Herr Bruder / uñ andere angenehme Freunde / durch ihre hochbegehrte Gegenwart erfreuet werden. Ich meines teils verspreche ihrer Durchl. so viel Sicherheit und Schuz / als mein und der meinen Schwert biß auf den lezten Mann wird schaffen können. Das liebe Fräulein wolte anfangs nicht trauen / meynete / er suchte mit guten Worten und ertichtetem Mitleiden sie zubetriegen / und antwortete: Mein Herr / wie solte mein herzlieber Bruder Fürst Baldrich in der nähe seyn / von dem wir sieder seiner Abreise aus Schweden nicht die allergeringste Zeitung haben möge / sondern wird nebest seinem Oheim Furst Siegward vor tod geschätzet und beweinet. Durchleuchtigstes Fräulein / wieder antwortete er; sie versichere sich bey dem wahre Gott / daß ich ihr die reine Warheit geredet habe / massen eben dieser Furst Siegward bey Furst Baldrich sich befindet / und bitte sie umb ihrer eigenen Wolfahrt willen / sich alhie weiter nicht auffzuhalten / damit wir nicht dem fliehenden Feinde in die Hände fallen / welcher allem vermuhten nach sich bald wird sehen lassen; Zweifelt sie aber an meiner Auffrichtigkeit und Träue / wil ich sie des Argwohns bald entheben; dann ich habe an Ihre Durchl. einen Bruder- und Schwesterlichen Gruß / von dem teuren GroßFürsten / Herrn Herkules / und der unvergleichlichen Großfürstin Fr. Valisken / als von denen ich aus Persen in einer ansehnlichen Gesandschafft an ihrer Durchl. Großfürstliche Eltern abgefertiget bin / da ich die schelmische Entführung erfahren / und ihren Herr Bruder Fürst Baldrich zu gutem Glük in Prag angetroffen habe; Ja zum unfehlbaren Warzeichen liefere Ihrer Durchl. ich dieses Schreiben gehorsamst ein / von höchst gedachter Großfürstin an dieselbe selbst geschrieben / deren Hand und schön-gezogene Buchstaben derselben nicht werden unbekant seyn. Sie nam diesen Brief ganz begierig an / erkennete alsbald die Hand / und nach abgelegtem Zweifel sagete sie: O du allerliebstes Brieflein / wie grosse Angst uñ Kummer vertreibestu aus meinem Herzen! Aber mein Herr und Freund /wie sol ichs immermehr erkennen / daß er überdas noch meine Wolfahrt und Rettung ihm so hoch lässet angelegen seyn? stekete hiemit nach des Pitschaffts Besichtigung das Brieflein in ihren Busem / und sagete: Nun nun mein Herr und Freund / ich wil ihm und seinen Worten gerne trauen / auch hiemit versprechen / dafern er mich ungeschimpffet in Gewarsam bringen wird / sollen ihm solche Freundschafftdienste nach äusserstem Vermögen vergolten werden. Jedoch wolle mein Herr und Freund mir zuvor sagen / wer er ist /damit ich wissen möge / mich der gebühr gegen ihn zuverhalten. Durchl. Fräulein / antwortete er / ich bin der Durchl. Großfürstin Fr. Valisken ganz ergebener Knecht / und werde über meine Wirdigkeit von ihr geschätzet / bin sonst ein naher Anverwanter des Medischen Großfürsten Herrn Phraortes / dessen einiger Sohn und Erbe / Fürst Arbianes mit mir aufferzogen ist / welcher inwendig Viertel Jahrs mit höchstgedachter Großfürstin / dieser Länder ankommen wird. Als das Fräulein solches hörete / stund sie auff / neigete sich gar ehrerbietig gegen ihn / hub ihn auch in die Höhe / weil er noch auff den Knien saß und baht sehr / seine Liebe ihr durch so demütiges niderknien nicht gar zu grossen Schimpff erweisen
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